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Die VELKD: flexibel, effizient und kostenguenstig


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Fri, 15 Mar 2002 11:07:55 -0600

Leitender VELKD-Bischof Knuth: Konfessionelle Zusammenschluesse
haben eine buendelnde Funktion

Hannover (Deutschland)/Genf, 14. Maerz 2002 (LWI) - Der Leitende
Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche
Deutschlands (VELKD), Bischof Dr. Hans Christian Knuth
(Schleswig), hat sich in einer 9-seitigen Stellungnahme unter dem
Titel "Die Gestalt der Kirche ergibt sich aus ihrem Auftrag - Zur
Struktur evangelischer Kirchen in Deutschland" gegen eine
Aufloesung der VELKD gewandt. Knuth reagierte damit auf ein
Diskussionspapier des Praesidenten des Landeskirchenamtes der
Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Dr. Eckhart von
Vietinghoff, vom 14. Januar 2002, der Strukturreformen angemahnt
und u.a. die Aufloesung der VELKD angeregt hatte.

Bereits Anfang der Woche hatte die Bischofskonferenz der VELKD auf
einer Tagung in Bad Segeberg (Deutschland) erklaert, die elf
Millionen LutheranerInnen repraesentierende VELKD werde sich an
der Diskussion zu Strukturreformen in der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) beteiligen. In der Oeffentlichkeit muesse eine
"einheitliche klare Wahrnehmung" der evangelischen Kirchen
gefoerdert werden, wobei das Profil der LutheranerInnen jedoch
bestehen bleiben muesse.

Die Zusammenschluesse - VELKD, Evangelische Kirche der Union
(EKU), Arnoldshainer Konferenz (AKf), Reformierter Bund - wuerden
"erforderliche Kooperationsaufgaben" wahrnehmen, die bei einer
Eliminierung dieser Struktur etwa bei der EKD eine personelle
Aufstockung unvermeidlich machten, so Knuth. Die gewuenschten
Veraenderungen bedeuteten weniger eine Ersparnis an Ressourcen,
sondern eine Verlagerung der Taetigkeiten. Fusionen zu groesseren
Einheiten und Kooperationen in groesserem Umfang bedeuteten nicht
automatisch Einsparungen an Finanzen und zeitlicher Belastung.
Erfahrungen von Landeskirchen bei Fusionen oder Kooperationen
liessen gegenwaertig nicht erkennen, dass es wirklich zu
spuerbaren Einsparungen komme, betonte Knuth. Zum Teil lege sich
sogar der Eindruck nahe, dass eine Fusion hoehere Finanzmittel und
einen zusaetzlichen Abstimmungsbedarf erfordere.

Auch Knuth plaediert fuer einen sparsamen Umgang mit Ressourcen
und haelt den Hinweis auf "ueberkomplexe Strukturen" fuer
berechtigt. Die hohe Intensitaet von Gremien, Kooperationen und
Abstimmungsnotwendigkeiten betreffe jedoch die gesamte
evangelische Kirche. "Auf allen Ebenen gilt, dass die
Strukturvielfalt dem Aussenstehenden verwirrend erscheint",
argumentiert der leitende Bischof der VELKD. Der Hinweis auf die
Strukturen koenne nicht das entscheidende Argument fuer eine
Veraenderung sein, wenn die Struktur von innen betrachtet sinnvoll
sei.

Die VELKD sei eine "verhaeltnismaessig kleine und - wie sich
gezeigt hat - deshalb flexible und anpassungsfaehige Struktur, die
mit den relativ bescheidenen Mitteln von ca. 4,5 Millionen Euro
wichtige Beitraege zur Kooperation leistet". Die auf die acht
Gliedkirchen der VELKD entfallenden Beitraege beliefen sich
durchschnittlich auf weniger als 0,2 Prozent des jeweiligen
landeskirchlichen Haushaltsvolumens, so Bischof Knuth. Dafuer
biete die VELKD vielfaeltige Moeglichkeiten konkreter Kooperation
mit einem starken Akzent auf inhaltlicher Arbeit - z.B. religioese
Gemeinschaften, Beurteilung oekumenischer Texte, liturgische
Entwuerfe, gemeinsame Gesetzgebung, gemeindepaedagogische Arbeit.
Besonders fuer die kleinen Gliedkirchen sei die "effektive und
gleichberechtigte Form der Zusammenarbeit von grosser Bedeutung".
Die kirchlichen Zusammenschluesse VELKD und EKD, die einander
ergaenzen wuerden, haetten eine "buendelnde Funktion, welche
faktisch die EKD staerkt", betont Knuth.

Der Leitende Bischof der VELKD vertritt die Auffassung, dass die
Bedeutung des Bekenntnisses "unveraendert hoch" sei. Die
eigentliche Schwaeche der Kirchen in Deutschland beziehungsweise
in Mitteleuropa sieht Knuth nicht in strukturellen Fragen, sondern
vielmehr darin, dass die innere Binde- und Praegekraft des

Glaubens nachgelassen habe. Deshalb haetten die Handlungen und
Strukturen Prioritaet, die diese Binde- und Praegekraft
foerderten.

Im Blick auf die Vertretung der lutherischen Kirchen in der
Oekumene haelt Bischof Knuth die VELKD fuer "unverzichtbar", da
die Christenheit weltweit in Konfessionskirchen und entsprechenden
Konfessionsfamilien organisiert sei. "Fuer die innere Einheit der
einen Kirche Jesu Christi ist es von groesster Bedeutung, dass die
Unterschiede von Nation, Rasse, Kultur, aber auch von Interessen
von der Gemeinsamkeit des Glaubens selbst, wie sie im gemeinsamen
Bekenntnis zum Ausdruck kommt, uebergriffen wird", argumentiert
der Leitende Bischof. Insofern bildeten die bekenntnisgleichen
Gemeinschaften den inneren Kern der Einheit der Christenheit.

In der neu entfachten Debatte ueber eine Kirchenreform innerhalb
der EKD mit rund 27 Millionen ProtestantInnen geht es darum,
doppelte Strukturen und unnoetige Kosten zu vermeiden. Bereits
Anfang Maerz hatten der Rat der Evangelischen Kirche der Union
(EKU) und die Vollkonferenz der Arnoldshainer Konferenz (AKf) dem
Entwurf einer Grundordnung der "Union evangelischer Kirchen der
Evangelischen Kirche in Deutschland" (UEK) zugestimmt. Die
beteiligten 15 Kirchen wollen nach Beratungen in den Synoden im
Februar 2003 den Vertrag ueber die "Union" unterzeichnen, der am
1. Juli 2003 in Kraft treten soll. (686 Woerter)

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