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Mit Plakaten und Sinnfragen 'Kirchenferne' erreichen


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Fri, 15 Mar 2002 11:04:09 -0600

Evangelische Kirche startet bundesweite Image-Kampagne
in Deutschland

Berlin (Deutschland)/Genf, 13. Maerz 2002 (LWI/epd) - Mit einer
bundesweiten Image-Kampagne will die evangelische Kirche in der
deutschen Oeffentlichkeit verstaerkt Profil zeigen und
"Kirchenferne" erreichen. Bei der Praesentation der Aktion am
Mittwoch, 13. Maerz, in Berlin betonte der Ratsvorsitzende der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Praeses Manfred Kock,
mit dieser Initiative betrete die Kirche Neuland. Der deutsche
Protestantismus mache mit der rund 1,5 Millionen Euro teuren
Anzeigenkampagne, an der sich alle 24 Landeskirchen beteiligen,
gemeinschaftlich und "nicht in der sonst typischen
Vielstimmigkeit" auf sich aufmerksam.

Waehrend der auf sechs Monate angelegten "EKD-Initiative 2002"
werden in 100 Staedten auf 15.000 Grossplakaten monatlich
wechselnde Motive gezeigt. Parallel werden in Magazinen und
Zeitschriften Anzeigen geschaltet. Das erste Motiv, das als
grossflaechiges Banner am Haus des EKD-Bevollmaechtigten in Berlin
praesentiert wurde, verweist mit der Frage "Woran denken Sie an
Ostern?" auf das christliche Auferstehungsfest. Moegliche
Antworten: Ferien, Cholesterin, Jesu Auferstehung, Langeweile mit
der Familie.

Zielgruppe seien Menschen, die mit den kirchlichen Angeboten nicht
mehr vertraut seien, erlaeuterte Kock. Bei diesen "Kirchenfernen"
solle mit den auf den Plakaten formulierten Fragestellungen die
Bereitschaft zum Gespraech mit den oertlichen Kirchengemeinden
geweckt werde. Der Ratsvorsitzende unterstrich, die
Oeffentlichkeitsaktion sei kein Ersatz fuer Predigt, Gottesdienst
und Seelsorge. Vielmehr diene sie dazu, gerade auf diese
kirchlichen Angebote zur Sinnfindung hinzuweisen.

Der badische Landesbischof Ulrich Fischer sagte, mit der
EKD-Initiative praesentiere sich die evangelische Kirche als Raum,
in dem Menschen Fragen stellen und im Gespraech Antworten suchen
koennten. Dabei werde auf fertige Antworten eines kirchlichen
Lehramtes verzichtet. Sinnfragen sowie Fragen nach dem Wert und
der Gestaltung des Lebens wuerden auch von Kirchendistanzierten
gestellt. Im Wachhalten dieser Sinnfragen sowie deren Beantwortung
mit Hilfe der biblischen Botschaft, der Bekenntnisse und der
"evangelischen Auspraegung kirchlichen Lebens" liege die
"Kernkompetenz" der evangelischen Kirche, so Fischer.

Die Landeskirchen verlieren mehr Mitglieder als sie neue
dazugewinnen. Begriffe wie Glaube oder Gebet sagten vielen
Menschen nichts mehr, beklagt die Hamburger Bischoefin Maria
Jepsen. Zudem steht die Kirche in Konkurrenz zu anderen
Sinnanbietern mit oftmals lauteren oder verlockenderen
Botschaften.

Die evangelische Kirche sei bisher zu wenig in der Oeffentlichkeit
praesent gewesen, so der Hamburger Medienexperte Bernd-Juergen
Martini, der die EKD bei der Entwicklung der Kampagne beraten hat.
Um die Menschen zu erreichen, muesse die EKD moderne Werbemethoden
einsetzen, dabei aber "auf dem Boden des evangelischen
Markenkerns" bleiben. "Jetzt geht es darum, sich zurueckzumelden
und klar zu machen, dass die Kirche etwas zu sagen hat", betonte
Martini.

Der Verzicht auf deutliche Botschaften stoesst bei einigen
kirchlichen KritikerInnen auf Missfallen. So wertet der
Vorsitzende des Reformierten Bundes, Peter Bukowski, die Kampagne
als "Selbstbanalisierung". Er wirft der Kirche vor, ihre Botschaft
zu verschweigen und ihr Profil zu verstecken. Den Einsatz moderner
Marketinginstrumente begruesst auch der reformierte Theologe. Man
muesse aber versuchen, die Menschen mit Inhalten und nicht nur mit
Fragen zu erreichen.

Ergaenzt wird die Plakataktion von einer zwischen neun bis 21 Uhr
besetzten Telefonhotline, unter der kirchliche MitarbeiterInnen an
Werktagen zu erreichen sind. Die erste Image-Kampagne der EKD
wurde von der Berliner Agentur Melle, Pufe, W,H,S, gestaltet.

Zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehoeren 24
weiterhin selbstaendige lutherische, reformierte und unierte
Landeskirchen in der Bundesrepublik Deutschland mit rund 27
Millionen Mitgliedern. (533 Woerter)

(Nach Beitraegen von epd - Evangelischer Pressedienst.) 

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