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LWB-Generalsekretaer Noko fordert Abzug israelischer Armee


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 03 Apr 2002 14:57:21 -0600

LWB-Generalsekretaer Noko fordert Abzug israelischer Armee und
   Einstellung aller Angriffe auf palaestinensische Zivilbevoelkerung
Beschuss lutherischer Weihnachtskirche in Bethlehem verletzt
   internationales Recht

Genf, 3. April 2002 (LWI) - Der Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat den sofortigen
Rueckzug der israelischen Armee und die Aufhebung der Belagerung
des Zentrums von Bethlehem sowie weiterer Teile der
palaestinensischen Autonomiegebiete gefordert. Er ersuche die
israelische Armee, so Noko heute in einem Schreiben an den
israelischen Ministerpraesidenten Ariel Scharon, Angriffe auf die
Zivilbevoelkerung sowie deren Eigentum zu unterlassen.

Angesichts der israelischen Militaeroffensive in den
palaestinensischen Autonomiegebieten forderte LWB-Generalsekretaer
Noko den israelischen Ministerpraesidenten auf, den
eingeschlagenen "Kriegspfad" zu verlassen und auf die beunruhigten
Stimmen der internationalen Gemeinschaft zu hoeren. Die
Uebergriffe auf die palaestinensische Zivilbevoelkerung
verringerten nicht die Zahl derjenigen, "deren Wut, Verzweiflung
und Hass sie zu moralisch verabscheuungswuerdigen Taten gegen die
israelische Zivilbevoelkerung leiten, im Gegenteil, sie tragen zur
endlosen Fortsetzung des Teufelskreises der Gewalt bei", so Noko.

Die Anschlaege palaestinensischer SelbstmordattentaeterInnen, die
"Terror ins Herz der gesamten israelischen Bevoelkerung saeen",
bezeichnete Noko als "moralisch untragbar und jenseits jeder
Rechtfertigung". Solche Anschlaege zeigten deutlich, dass die
AttentaeterInnen "dem Leben, das sie zerstoeren, wenig oder
ueberhaupt keinen Wert beimessen".

Noko forderte Scharon weiterhin auf, dem Friedensangebot des
saudischen Kronprinzen Abdullah Ibn Abdelasis, das die 22
Mitgliedstaaten der Arabischen Liga am 28. Maerz in Beirut Israel
offiziell unterbreiteten, eine Chance zu geben und es in
gebuehrender Form zu pruefen. Dieses Angebot der arabischen Welt,
das den Israelis "normale Beziehungen" mit den arabischen Staaten
verspricht, falls Israel sich aus den seit 1967 besetzten Gebieten
zurueckzieht, lasse in dieser scheinbar hoffnungslosen Situation
erneut Hoffnung auf eine friedliche Loesung aufkommen, so Noko.

Den gestrigen Beschuss der Evangelisch-Lutherischen
Weihnachtskirche in Bethlehem sowie des dazugehoerigen Pfarrhauses
verurteilte LWB-Generalsekretaer Noko als klare Verletzung
internationalen Rechts. Der Angriff auf das Gotteshaus koenne nur
als Angriff auf die lutherische Gemeinde in Bethlehem betrachtet
werden. Er glaube kaum, so Noko, dass derartige Vorgehensweisen
die Sympathien der betroffenen palaestinensischen Gemeinschaften
fuer den Staat Israel foerderten.

Am Dienstagmorgen, 2. April, hatten nach Angaben des lutherischen
Pfarrers der Weihnachtskirche, Pfr. Dr. Mitri Raheb, israelische
Panzer die Altstadt Bethlehems besetzt und sowohl die Kirche als
auch das Pfarrhaus beschossen und beschaedigt. So seien unter
anderem Tueren und einige der ueber 110 Jahre alten
Buntglasfenster der Kirche zerstoert worden.

In seinem Schreiben an Ministerpraesident Scharon macht Noko auch
auf die schwierige Situation des unter LWB-Verwaltung stehenden
Auguste Victoria-Krankenhauses auf dem Oelberg in Ostjerusalem
aufmerksam. Trotz von israelischen Behoerden ausgestellter
Passagierscheine wuerde immer mehr Angestellten des Krankenhauses
der Zugang nach Jerusalem verweigert. Dies schraenke den
ordentlichen Krankenhausbetrieb massiv ein und gefaehrde ihn zu
einer Zeit, in der er am dringendsten benoetigt werde. Weiterhin
wuerden die Bestaende des Krankenhauses immer knapper, so drohten
die Reserven an Blutkonserven bald auszugehen.

Von den rund 160 palaestinensischen AerztInnen,
KrankenpflegerInnen, TechnikerInnen und anderen MitarbeiterInnen
des Krankenhauses leben rund 130 im Westjordanland und benoetigen
deshalb eine Genehmigung, um Jerusalem zu betreten. Das Auguste
Victoria-Krankenhaus ist ein Allgemeinkrankenhaus, zu dem u.a.
eine spezialisierte Hals-Nasen-Ohren-Klinik sowie das einzige
Kinderdialyse-Zentrum fuer das Westjordanland gehoeren.

In einem separaten Schreiben an den Praesidenten der
palaestinensischen Autonomiebehoerde, Jassir Arafat, begruesste
LWB-Generalsekretaer Noko die positive Aufnahme des saudischen
Friedensangebots durch Arafat und seine Bereitschaft zu einem
bedingungslosen Waffenstillstand. Noko ermutigte
Palaestinenserfuehrer Arafat am Frieden als Ziel festzuhalten und
forderte ihn auf, sich oeffentlich zum Frieden zu bekennen und
Selbstmordattentate als Mittel des Widerstandes zu verurteilen.

Inmitten der derzeitigen Krise im Nahen Osten sei Arafats
"Fuehrung" bedeutender fuer die PalaestinenserInnen als je zuvor,
betonte Noko. Er bete fuer die persoenliche Sicherheit Arafats
sowie der palaestinensischen Familien, die jetzt mit Panzern und
Soldaten in ihren Strassen konfrontiert seien. Ebenso bete er aber
auch fuer die Sicherheit der israelischen Bevoelkerung, die vor
der taeglich zunehmenden Gefahr von Selbstmordattentaten stuenden.
(623 Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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