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LWB zur sexuellen Ausbeutung von Fluechtlingskindern in Westafrika


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 12 Apr 2002 09:05:48 -0500

Erklaerung des Lutherischen Weltbundes zu den Ergebnissen seines
Untersuchungsteams zur sexuellen Ausbeutung von
Fluechtlingskindern in Westafrika

Ein Team des Lutherischen Weltbundes, das in Westafrika Vorwuerfe
der sexuellen Ausbeutung von Fluechtlingskindern u. a. durch
MitarbeiterInnen humanitaerer Organisationen untersucht hat, hat
seine zweiwoechige Mission beendet, zu der Besuche von
LWB-Programmen sowie Mitgliedskirchen gehoerten.

Diese Initiative entstand in der Folge der Veroeffentlichung des
vom Hohen Kommissar der Vereinten Nationen fuer Fluechtlinge
(UNHCR) und Save the Children - Vereinigtes Koenigreich (SC-UK)
Ende Februar vorgelegten Berichts der Ermittlungsmission ueber
sexuellen Missbrauch und Ausbeutung von Fluechtlingskindern in
Guinea, Liberia und Sierra Leone. Mit der Entsendung seines
eigenen Teams in die Region verfolgt der LWB auch das Ziel, eine
Strategie zu entwickeln, wie gemeinsam mit anderen Organisationen
den im Bericht von UNHCR/SC-UK dargestellten Problemen begegnet
werden kann.

Zu der Untersuchung, die das fuenfkoepfige LWB-Team vom 8. bis 20.
Maerz durchfuehrte, wird in Kuerze ein Bericht vorliegen. Das Team
wurde von LWB-Ratsmitglied Ermina Freytag von der Nordelbischen
Evangelisch-Lutherischen Kirche (Deutschland) geleitet, ihm
gehoerte weiterhin Suzannah Telewoda, Lutherische Kirche inLiberia
(LKL), an. Die Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des LWB wurde durch
ihre MitarbeiterInnen John Damerell (Koordinator fuer
Programmabwicklung im Genfer Sekretariat) und die beiden
LaenderrepraesentantInnen Dr. Colette Bouka Coula (AEthiopien) und
Robert Wadell (Kenia) vertreten.

Als erstes Land besuchte das LWB-Team Liberia, dort verbrachte es
sieben Tage, es folgten vier Tage in Sierra Leone und weitere vier
Tage in Guinea. In allen drei Laendern traf das Team mit
VertreterInnen lokaler Behoerden, Organisationen der Vereinten
Nationen, LWB-Mitgliedskirchen und LWB/AWD-Laenderprogrammen und
Operationen zusammen. Die verschiedenen Lager fuer Fluechtlinge
und Binnenvertriebene, die LWB/AWD in Liberia und Sierra Leone
leitet, wurden ebenfalls besucht. Aufgrund logistischer Probleme
konnten in Guinea keine derartigen Besuche stattfinden.
Stattdessen wurden in der Hauptstadt Conakry Gespraeche mit
LWB/AWD-Projektpersonal gefuehrt.

Die Anwesenheit des Teams in Westafrika wurde als klares Signal
der Unterstuetzung und Solidaritaet des LWB mit seinen
Laenderprogrammen und Mitgliedskirchen in der Region verstanden.
Das Team bemuehte sich, den Kontext zu verstehen, in dem die
LWB/AWD-Laenderprogramme und Operationen angesiedelt sind, sowie
gleichzeitig Systeme, Verfahren und Praxis daraufhin zu
ueberpruefen, dass der Schutz von Frauen und Kindern, die als
Fluechtlinge oder Binnenvertriebene leben, gewaehrleistet ist.

Das Team nahm Anfragen an die von UNHCR/SC-UK durchgefuehrte
Untersuchung selbst sowie den Umgang mit der Freigabe von
Informationen zur Kenntnis, konzentrierte sich jedoch vorrangig
auf die zentrale Problematik der Vorwuerfe einer Ausbeutung von
Fluechtlingskindern. In Liberia beispielsweise gab es gezielte
Vorwuerfe gegen ein LWB/AWD-Bildungsprojekt fuer Fluechtlinge, das
in Partnerschaft mit dem UNHCR durchgefuehrt wird. Zwar wurde das
Projekt Ende letzten Jahres abgeschlossen - laengere Zeit bevor
der Bericht von UNHCR/SC-UK an die Oeffentlichkeit kam - und die
MitarbeiterInnen sind, is auf die Koordinatorin, nicht mehr beim
LWB angestellt, trotzdem nimmt der LWB diese Angelegenheit sehr
ernst. In seinen Empfehlungen wird das LWB-Team Schritte darlegen,
die zu ergreifen sind, um sicherzustellen, dass sowohl in
Westafrika als auch weltweit in allen LWB/AWD-Laenderprogrammen
und Nothilfeoperationen die angemessenen Systeme und
Verfahrensweisen vorgegeben werden.

Im Verlauf der Mission wurde dem Team sehr stark bewusst, dass
zwar versucht wird, realistische und praktische Loesungen,
einschliesslich unmittelbarer, mittel- und laengerfristiger

Empfehlungen anzubieten, dass aber ein Mangel an angemessenen
Mitteln, insbesondere finanzieller Art, das Ausmass der moeglichen
Verbesserungen der Gesamtsituation gefaehrden koennte.

Der Abschlussbericht der LWB-Mission wird Empfehlungen fuer die
LWB/AWD-Programme in Guinea, Liberia und Sierra Leone sowie
allgemeine Vorschlaege fuer alle anderen Laenderprogramme
enthalten. Weitere Empfehlungen werden sich an die
Mitgliedskirchen richten. Mit zwei LWB-Mitgliedskirchen, der LKL
und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Sierra Leone, befasste
sich die Untersuchung des Teams direkt. In Guinea hat der LWB
keine Mitgliedskirche.

Die Empfehlungen werden sich weiterhin mit der Partnerschaft des
LWB insbesondere mit dem UNHCR, anderen Organen des UN-Systems und
Nichtregierungsorganisationen befassen. Ziel ist es, den im
Bericht von UNHCR/SC-UK hervorgehobenen systembedingten Problemen
und den globalen Aspekten dieser Problematik in vergleichbaren
Situationen anderswo auf der Welt zu begegnen. Vor Ort richten
sich die Bestrebungen aller AWD-Programme und -MitarbeiterInnen
darauf, mit dem Fluechtlingsorgan der Vereinten Nationen bei der
Entwicklung eines UNHCR-Aktionsplans und seiner zukuenftigen
Umsetzung zusammenzuarbeiten.

Paul M. Kamau von der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen
Kirche, Jugendmitglied des LWB-Rates, bereiste mit einer
Delegation von Kirchen helfen gemeinsam - Action by Churches
Together (ACT) Anfang Maerz ebenfalls Westafrik, um die im Bericht
von UNHCR/SC-UK dargestellten Probleme zu untersuchen. Der Auftrag
dieses Teams reichte ueber die Programmverantwortung fuer
humanitaere Hilfe, die der LWB hat, hinaus und umfasste auch
oekumenische Partnerschaften. ACT wurde vom LWB und dem
Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) gegruendet.

Genf, 12. April 2002

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
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***
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