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LWB-Praesident ermutigt indonesische Kirchen zu Toleranz


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 12 Apr 2002 09:07:20 -0500

LWB-Praesident ermutigt indonesische Kirchen zu Toleranz und
friedlicher Koexistenz
Bitte um missionarische Hilfe des Suedens fuer den Norden

Pematang Siantar (Indonesien)/Genf, 12. April 2002 (LWI) - Der
Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof i. R. Dr.
Christian Krause, hat die lutherischen Kirchen Indonesiens
ermutigt, den Geist der Toleranz zu pflegen und das friedliche
Zusammenleben im Inselstaat zu foerdern. Krause, der vom 2. bis
12. April die elf LWB-Mitgliedskirchen Indonesiens besucht, hat
den lutherischen Kirchen seine hohe Anerkennung fuer deren
Solidaritaet mit der indonesischen Bevoelkerung in Krisenzeiten
ausgesprochen.

Bei seinem Besuch der Protestantisch-Christlichen
Simalungun-Kirche (GKPS) in Pematang Siantar (Nordsumatra) sprach
sich Krause Ende letzter Woche energisch gegen die Anwendung von
Gewalt zur Beilegung gesellschaftlicher Konflikte aus. Er beschwor
die Kirchen, wachsam zu sein gegenueber jeglicher Form von
Fundamentalismus. Zuerst muessten ChristInnen selbst "den Geist
der Toleranz pflegen", bevor dies von anderen erwartet werden
koenne, so der LWB-Praesident.

Dr. Jubil Raplan Hutauruk, Bischof der Protestantisch-Christlichen
Batak-Kirche (HKPB), warnte vor der "gefaehrlichen Tendenz", die
Religion in der gegenwaertigen politischen und wirtschaftlichen
Krise zu missbrauchen, um religioese und ethnische Konflikte in
der indoesischen Bevoelkerung zu schueren. Die indonesischen
Kirchen befinden sich in einer schwierigen Lage. Hunderte von
Kirchengebaeuden und oeffentlichen Einrichtungen, die fuer
Gottesdienste genutzt werden, wurden in den letzten Jahren
beschaedigt oder vollstaendig zerstoert. In einigen Regionen ist
der Bau von Kirchen voellig untersagt.

Die LWB-Mitgliedskirchen im vorwiegend muslimischen Indonesien
sind taeglich mit den vielschichtigen Auswirkungen politischer und
wirtschaftlicher Schwierigkeiten konfrontiert, erklaerte
LWB-Praesident Krause telefonisch gegenueber der Lutherischen
Welt-Information (LWI). Rund 90 Prozent der 228 Millionen
IndonesierInnen gehoeren zum Islam. Seit 1997 ist das Land mit
einer komplexen wirtschaftlichen, sozialen sowie politischen und
moralischen Krise konfrontiert. Zunehmende Arbeitslosigkeit,
Armut, Korruption und Vetternwirtschaft haben bei den Menschen
auch zunehmend Frustration hervorgerufen.

Die indonesische Gesellschaft steht vor dem Problem eines
wachsenden religioesen Fundamentalismus, der zu teilweise massiven
Spannungen zwischen ethnischen und religioesen Gruppen in Gebieten
wie Ambon, Westsulawesi, Aceh und Irian Jaya fuehrte. Bei
gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen MuslimInnen und
ChristInnen starben in den vergangenen Jahren mehrere Tausende
Menschen. Dies ist eine grosse Gefahr fuer das friedliche
Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Herkunft, ethnischer
Zugehoerigkeit und Religion.

Immer wieder komme es zu Uebergriffen muslimischer
FundamentalistInnen auf weiter entfernten Inseln. Jedoch gebe es
keinerlei Vorwuerfe gegenueber der indonesischen Regierung, die um
ein konstruktives Miteinander bemueht sei und gewaltsame
Auseinandersetzungen zu verhindern suche, berichtet LWB-Praesident
Krause.

Schwerpunkte setzen die elf LWB-Kirchen in Indonesien unter
anderem bei der Verbesserung der Beziehungen zu den uebrigen
Kirchen der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und bei der
Unterstuetzung der indonesischen Bevoelkerung vor allem im
Hinblick auf ie schwierige wirtschaftliche Situation. Zudem sind
die Kirchen besorgt angesichts von Korruption und Misswirtschaft,
die grosse Teile der Bevoelkerung in bedrohliche Armut gebracht
hat. Die Bedrohung durch die zunehmende Welle islamischer
FundamentalistInnen im Inselstaat hat ebenfalls hohe Prioritaet
fuer die Kirchen.

Bei einem Treffen mit dem im vergangenen Jahr gegruendeten
Indonesischen Nationalkomitee des LWB eroerterte Krause den Stand
der Vorbereitungen fuer die Zehnte LWB-Vollversammlung vom 21. -
31. Juli 2003 im kanadischen Winnipeg. Er bat die Kirchen in
diesem suedostasiatischen Land, ueber ihren Beitrag zur Heilung in
der Welt nachzudenken. Das Thema der Vollversammlung lautet: "Zur
Heilung der Welt". Auf dem Hintergrund ihrer Erfahrungen koennten
die Kirchen Indonesiens wichtige Anstoesse in die Diskussion ueber
Versoehnung, Vergebung sowie politisches Handeln oder das
Zusammenfuehren von Menschen aus verschiedenen Konfessionen
einbringen.

LWB-Praesident Krause machte mit Blick auf die Geschichte des LWB
- begonnen bei den Urspruengen des Luthertums vor 500 Jahren,
ueber die Gruendung des LWB 1947, bis hin zum heutigen LWB als
weltweiter Kirchengemeinschaft - deutlich, dass das Verlangen nach
Versoehnung und Frieden die Menschen immer wieder eine. Auch die
Arbeit der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) in ueber 20
Laendern weltweit mache deutlich, dass die lutherische
Gemeinschaft in der Hilfe fuer Fluechtlinge, Vertriebene und
andere beduerftige Menschen keine Unterschiede zwischen
religioeser Ueberzeugung, Hautfarbe oder ethnischer Herkunft
mache.

Angesichts ruecklaeufiger Zahlen der GottesdienstbesucherInnen in
Europa bat Krause die indonesischen ChristInnen um deren
"Ermutigung in einem missionarischen Geist". Die ersten
lutherischen Missionare, die in Indonesien wirkten, kamen aus
Deutschland. Heute aber sei festzustellen, so Krause, "dass die
lutherische Gemeinschaft im Sueden waechst und im Norden
schrumpft".

Gegenueber LWI betonte Krause, dass sein optimal organisierer
Besuch in Indonesien auf eine ausserordentliche Resonanz stosse.
Er freue sich besonders ueber die hervorragende Kooperation mit
der indonesischen Regierung und regionalen Behoerden.

Mitte letzter Woche feierten die indonesischen Kirchen gemeinsam
mit LWB-Praesident Krause aus Anlass der sich zuspitzenden
Situation im Nahen Osten einen Gottesdienst, um ihre Solidaritaet
mit den palaestinensischen ChristInnen zu bekunden, die unter dem
neu entfachten israelisch-palaestinensischen Konflikt leiden.

Mit einem Besuch der Grabstelle des protestantischen Missionars
Ludwig Nommensen (1834-1918) wuerdigte Krause das
ausserordentliche Engagement des Deutschen, der in Indonesien hohe
Wertschaetzung geniesst. Nommensen hatte 1862 in Tapanuli
(Nordsumatra) begonnen, Gemeinden zu gruenden. 1876 gab es unter
den Batak rund 2.000 ChristInnen. Die von Nommensen ins Leben
gerufene christliche Gemeinschaft wuchs auch nach seinem Tod 1918
weiter. Heute leben in dieser Region mehr als vier Millionen
ChristInnen.

LWB-Praesident Krause wird sich noch bis zum 12. April in
Indonesien aufhalten. Es ist Krauses erster Besuch bei den
indonesischen Kirchen seit seiner Wahl zum Praesidenten des LWB
auf der Neunten LWB-Vollversammlung 1997 in Hongkong.

Im Anschluss an den Besuch in Indonesien wird Krause die
Lutherische Kirche Australiens (13. - 15. April) sowie die
lutherischen Kirchen Papua-Neuguineas (18. - 20. April) besuchen.
(882 Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beiehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.

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