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Versoehnung und interreligioesem Dialog zur Konfliktbewaeltigung


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 23 Apr 2002 08:14:58 -0500

Ruf nach Versoehnung und interreligioesem Dialog zur
Konfliktbewaeltigung
LWB-Konsultation zum christlich-muslimischen Dialog tagte in
Indonesien

Yogyakarta (Indonesien)/Genf, 23. April 2002 (LWI) - Fuer die
Foerderung der Versoehnung haben sich die Teilnehmenden einer
Konsultation des Lutherischen Weltbundes (LWB) zum
christlich-muslimischen Dialog Anfang April in Yogyakarta
(Indonesien) ausgesprochen. Versoehnung sei entscheidend fuer die
Entwicklung eines echten multikulturellen Ansatzes und einer
starken Zivilgesellschaft, so die 30 Teilnehmenden - aus
LWB-Mitgliedskirchen, anderen Kirchen und muslimischen
Organisationen in Indonesien und Malaysia sowie der
LWB-Arbeitsgruppe zum Islam - in ihrer Abschlusserklaerung. Gerade
angesichts der wachsenden Tendenz, die Religion zu radikalisieren,
wie es beispielsweise im Osten Indonesiens geschehe, was zu
gewalttaetigen Konflikten fuehre, sei Versoehnung dringend noetig.

Die Tagung wurde vom Referat fuer die Kirche und Menschen anderer
Glaubensrichtungen der LWB-Abteilung fuer Theologie und Studien
(ATS) und der LWB-Arbeitsgruppe zum Islam veranstaltet. Deren
Arbeit setzt seit ueber zehn Jahren einen Schwerpunkt bei der
Intensivierung des Dialogs zwischen LutheranerInnen und
MuslimInnen, wobei einer der Akzente auf der Einbeziehung von
LWB-Mitgliedskirchen liegt. Die Tagung fand in der christlichen
Universitaet Duta Wacana in Yogyakarta in der Provinz Zentraljava
statt. Die Diskussionen konzentrierten sich auf Themen wie
Verantwortung, Bildung, interreligioese Ehen sowie
nachbarschaftliches Miteinander von Menschen unterschiedlicher
Religionszugehoerigkeit.

In einer Ansprache zur Eroeffnung der Tagung betonte der
Gouverneur von Yogyakarta, Sultan Hamengkubuwono X., dass
"Anstrengungen im Bereich des interreligioesen Dialogs noetig
sind, um zu verhindern, dass Religion zur Quelle von Konflikten
wird". In Indonesien, das in der Vergangenheit bekannt war fuer
eine ausgesprochene Toleranz zwischen den Angehoerigen
verschiedener Religionen, hatten in den vergangenen vier Jahren
Spannungen zwischen ChristInnen und MuslimInnen zu zahlreichen
gewaltsamen Auseinandersetzungen mit mehreren Tausend Toten
gefuehrt.

Angesichts der gegenwaertigen ethnischen und religioesen
Auseinandersetzungen weltweit forderten die Teilnehmenden der
LWB-Tagung zu Toleranz und gegenseitigem Verstaendnis auf. Echte
Toleranz entstehe nicht durch Beseitigung der Unterschiede,
sondern durch die Akzeptanz universeller Werte. Religionen bieten
durch die Betonung von Liebe, Freundlichkeit und Mitgefuehl die
Grundlage fuer ein friedliches Miteinander, so der Text der
Abschlusserklaerung.

Zur Sprache kam auch das Thema Verantwortung, wobei die Frage
ueber die Notwendigkeit einer globalen Ethik, die Achtung vor dem
Leben, Gerechtigkeit und gegenseitiges Verstaendnis fordert, im
Mittelpunkt stand. Die Teilnehmenden der Tagung stimmten darin
ueberein, dass alle Religionsgemeinschaften eine gemeinsame
Verantwortung tragen, Integritaet zu vermitteln und Zerstoerung zu
verhindern.

ChristInnen und MuslimInnen weltweit wurden aufgefordert, der
religioesen Bildung besondere Aufmerksamkeit zu schenken -
religioese Bildung, die dazu beitraegt, Selbstkritik zu lernen,
eine kritische Sicht gegenwaertiger Systeme zu entwickeln, die
Anwendung ethischer Ansaetze einzuueben, den Einsatz ausgewogener
Lehrmaterialien ueber religioese Traditionen zu foerdern sowie
Frieden und Versoehnung in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Teilnehmenden stellten fest, dass angesichts der Isolierung
aufgrund heutiger sozialer, wirtschaftlicher und politischer
Strukturen gute Nachbarschaft aktiv gefoerdert werden muesse.
Gerade der indonesische Kontext mache deutlich, dass gute
NachbarInnen haeufig wichtiger seien, als Verwandte, die weit
entfernt leben.

In der heutigen pluralistischen Welt seien wohlueberlegte
religioese und pastorale Antworten auf die in interreligioesen
Ehen erfahrenen Belastungen und Spannungen noetig. Eine derartige
Beratung muesse die kulturellen, wirtschaftlichen, sozialen,
bildungspolitischen und ethnischen Faktoren beruecksichtigen, so
die Teilnehmenden der LWB-Tagung. Menschliche Identitaet basiere
auf Beziehungen. Sie betonten, dass ChristInnen und MuslimInnen im
Dialog und im gemeinsamen Handeln auf dem Weg seien zu
gegenseitigem Verstaendnis und zur Achtung der Wuerde anderer.

Versoehnung beruhe auf gegenseitigem Vertrauen und der
Zusammenarbeit zwischen den Menschen auf allen Ebenen der
Gesellschaft. Einzelne und kleine Gruppen von Glaeubigen leisten
einen Beitrag zu echten Schritten in Richtung Frieden und
Versoehnung. Solche Bemuehungen sollten unterstuetzt und
gefoerdert werden, so die Abschlusserklaerung. (574 Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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