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Portrait - Namibischer Bischof Dr. Zephania Kameeta


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 23 Apr 2002 15:24:21 -0500

Besondere Herausforderungen: HIV/AIDS, Gewalt gegen Frauen,
Versoehnung

Windhoek (Namibia)/Genf, 23. April 2002 (LWI) - "Mein Ziel ist,
jede einzelne Gemeinde daran zu beteiligen, fuer ihre Kranken zu
sorgen und sich um die [HIV/AIDS] Waisen in ihrer Gemeinschaft zu
kuemmern. Darin sehe ich eine meiner groessten Aufgaben waehrend
meiner Zeit als Bischof."

Mit diesen Worten fasst Bischof Dr. Zephania Kameeta von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Republik Namibia (ELKRN)
die Herausforderung zusammen, vor der seine Kirche mit ihren 54
Gemeinden angesichts der HIV/AIDS-Pandemie steht. Namibia gehoert
zu den Laendern mit der hoechsten Ansteckungsrate. Zehn Prozent
der rund 1,8 Millionen NamibierInnen sind HIV-infiziert. Die
meisten Opfer kommen aus der Altersgruppe der 15- bis
49-Jaehrigen. Maedchen und junge Frauen sind besonders betroffen -
eine von fuenf Frauen im Alter von 20-24 Jahren ist HIV-positiv.
In einigen Gebieten wurde festgestellt, dass fast ein Drittel der
schwangeren Frauen infiziert ist.

Konfrontiert wurde Bischof Kameeta mit der Realitaet der
HIV/AIDS-Auswirkungen in Namibia vor etwa zwei Jahren, als er sich
"darum bemuehte, wieder Kontakt mit den Menschen an der Basis
aufzunehmen". Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende des
namibischen Parlaments (1990-2000) beschloss damals, in
Maltahoehe, einer kleinen verarmten Stadt im Sueden als
Hilfspfarrer zu arbeiten. Taeglich besuchte er mittellose
Familien, Kranke und Waisen in ihren Huetten und auf der Strasse
und hoerte sich an, was die Menschen ueber ihr taegliches Leiden,
ihre Schmerzen und Krankheit, ihre Armut und ihren Hunger zu
erzaehlen hatten.

Kameeta, der 1971 als Pfarrer ordiniert wurde, bedauert, dass
diese Rueckkehr zur Basis nur eine so kurze Zwischenzeit dauerte.
Doch sein Leben in Maltahoehe oeffnete ihm einen neuen Blickwinkel
fuer die Alltagserfahrungen der Armen. In Maltahoehe wurde er
nicht nur direkt mit Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit
konfrontiert, sondern auch mit der verheerenden HIV/AIDS-Pandemie.

Er erinnert sich: "Die Leute kamen zu mir und sprachen ueber ihre
Krankheit, und ich konnte sehen, wie tiefgreifend sich dies auf
das Gemeinschaftsleben auswirkt." Diese Erfahrung veranlasste ihn,
mit aller Kraft die AIDS-Programme der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Namibia zu unterstuetzen.

Die 200.000 Mitglieder zaehlende ELKRN, seit 1970 Mitgliedskirche
des Lutherischen Weltbundes (LWB), und die Evangelisch-Lutherische
Kirche in Namibia (ELKIN) mit 533.000 Mitgliedern betreiben
getrennte HIV/AIDS-Programme, arbeiten aber zusammen an der
Formulierung gemeinsamer Richtlinien und Aktionsprogramme. Die
7.000 Mitglieder zaehlende deutschsprachige
Evangelisch-Lutherische Kirche in Namibia (ELKIN-DELK) hat kein
eigenes AIDS-Programm, plant aber und ist bereit, sich einem der
bestehenden lutherischen Programme anzuschliessen.

"Unsere Kirchen arbeiten sehr engagiert an dem AIDS-Problem,"
betont Kameeta. Er erwaehnt die zahlreichen Seminare und
Diskussionen, die in den letzten Jahren ueber die Pandemie
durchgefuehrt wurden und weist darauf hin, dass sogar in
kirchlichen Gebaeuden HIV/AIDS-Plakate aufgehaengt wurden. Solche
Bemuehungen haben dazu beigetragen, die Einstellung der
Bevoelkerung gegenueber HIV/AIDS und infizierten Maennern und
Frauen zu aendern. Es werde inzwischen offener ueber die Krankheit
geredet und es bestehe mehr Bereitschaft zu helfen, so Kameeta.

Eine weitere Herausforderung sieht der Bischof der ELKRN in dem
Thema "Gewalt gegen Frauen und Kinder in unseren Gemeinschaften".
Wie er sagt, geht es bei Gewalt um die Frage der Macht. "Die
tradtionsgebundenen Kulturen in unserem Land betonen maennliche
Macht. Die Maenner empfinden, dass sie mehr Macht haben als
Frauen, und sogar die Frauen selbst - Muetter und Schwestern -
bestaerken diese Auffassung. Sie sagen immer zu den Jungen:
*Benimm dich nicht wie ein Maedchen, sei stark und weine nicht.'"

Wenngleich es durch Diskussionen, Buecher ueber Feminismus und
geschlechtsspezifische Erziehung zu einer Bewusstseinsstaerkung
gekommen ist, so meint er, werden "diese alten Verhaltensformen"
immer noch gefoerdert. Aber, wie Kameeta (56) sagt, dauern
Traditionen keine Ewigkeit. Sie werden durch Menschen geschaffen
und sind veraenderbar. Macht sollte kreativ und nicht
zerstoererisch gebraucht werden. Er haelt es fuer notwendig, "dass
wir unsere Kulturen und Traditionen genauer ansehen, um das Gute
daraus zu behalten und das Schlechte abzutun."

Der "Bischof der Leute", wie Kameeta von FreundInnen und
KollegInnen freundlich genannt wird, ist auch entschlossen, die
Menschen waehrend seiner sechsjaehrigen Amtszeit naeher
zusammenzubringen. "Es ist noch ein wenig verfrueht, ueber
Ergebnisse zu sprechen," sagt er, aber er bleibe fuer alle Formen
der Begegnung weiterhin offen. Waehrend seiner Zeit in Maltahoehe
hat er erlebt, wie Schwarze und Weisse zum allerersten Mal an
einem gemeinsamen Gottesdienst teilnahmen, obgleich sie seit
Generationen zusammen gelebt hatten. Fuer Kameeta ist dies eine
wichtige Ebene, auf der auch in den zukuenftigen Jahren noch
Versoehnung und Heilung geschehen muessen. Die drei lutherischen
Kirchen, die 39% der Bevoelkerung des Landes ausmachen, bilden das
Nationale Komitee des LWB in Namibia.

Kameeta wurde am 20. Januar 2002 als Bischof der ELKRN eingefuehrt
und ist Nachfolger von Bischof Petrus Diergaardt. Im August 2001
hatte ihn die 19. Synode der Kirche mit ueberwaeltigender Mehrheit
in dieses Amt gewaehlt. Seit Oktober 2000 war Kameeta Vorsitzender
der in Deutschland beheimateten Vereinigten Evangelischen Mission.
Er ist verheiratet mit Elizabeth Kameeta, sie haben sechs
erwachsene Kinder. (789 Woerter)

(Ein Beitrag von Erika von Wietersheim, LWI-Korrespondentin,
Windhoek).

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
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Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

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***
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