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'Diakonie ist das Gesicht der Kirche'


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Fri, 31 May 2002 13:20:46 -0500

Nationales Seminar zur Sozialarbeit der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Chile

Santiago de Chile (Chile)/Genf, 30. Mai 2002 (LWI) - Die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Chile (IELCH) mit nur 3.000
Mitgliedern betreibt eine umfangreiche diakonische Arbeit. Jede der
zehn Gemeinden von der Hauptstadt Santiago bis zum weit im Sueden
liegenden Punta Arenas hat einen Kindergarten, eine Schule, bietet
Fortbildungskurse fuer Frauen an, vergibt Mikrokredite fuer
Kleinstunternehmen oder unterhaelt ein Beratungszentrum fuer
Frauen, die Opfer von Gewalt in der Familie sind.

Wie die Sozialarbeit der IELCH wirksamer gestaltet werden koennte,
stand im Mittelpunkt eines landesweiten Seminars zur Sozialarbeit
am vergangenen Wochenende, 25. und 26. Mai, in Santiago de Chile.
DiakoniemitarbeiterInnen und KirchenvertreterInnen aus allen
Gemeinden beschaeftigten sich weiterhin mit der Frage, welche
Grundsaetze und Werte die Basis ihrer Sozialarbeit sein sollten.

Vierzig PsychologInnen, KindergaertnerInnen, BuchhalterInnen,
PfarrerInnen und Kirchenvorstaende waren vertreten. "Ich fuehle
mich eng verbunden mit den Problemen in der Realitaet, in der ich
lebe", sagt Versnica Chacsn, Direktorin des Fortbildungszentrums
einer Gemeinde in Santiago, und spricht damit fuer viele ihrer
KollegInnen. Denn fast alle diakonischen Projekte der IELCH
befinden sich in den aermsten Vierteln der chilenischen Staedte.

Dort Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Aus- und Weiterbildung
zu bieten, ist in den Augen aller Teilnehmenden ein
erstrebenswertes Ziel. "Wir koennen uns nicht in der Kirche
einschliessen zum Gottesdienst am Sonntag, sondern wir muessen dem
Allgemeinwohl dienen", sagt Sergio Fernandez Araya, Kirchenvorstand
der Gemeinde in Talcahuano. Und Gastreferentin Gisela Beulke, eine
Diakonisse aus Brasilien, drueckt es so aus: "Die Diakonie ist das
Gesicht einer Kirche. Denn den Glauben an sich kann man nicht
sehen."

Dass die diakonische Arbeit notwendig ist, war bei Diakonie- und
GemeindevertreterInnen unumstritten. Schwerer zu definieren war,
worin die kirchliche, die lutherische Identitaet der Projekte
besteht. Denn diejenigen, die im Kindergarten oder im
Beratungszentrum arbeiten, werden aufgrund ihrer fachlichen
Qualifikation als Erzieherin oder Psychologin eingestellt. Nur
wenige sind selbst evangelisch-lutherisch, die meisten sind
katholisch. Zudem beklagten viele Teilnehmende, dass die
diakonischen Projekte innerhalb der Kirchengemeinden isoliert
seien, ein Eigenleben fuehrten. Zwischen GemeindevertreterInnen und
DiakoniemitarbeiterInnen gebe es zu wenig Kommunikation. Das muesse
sich aendern, da waren sich alle einig. "Wir alle wollen, dass
Diakonie- und Kirchenvertreter an einem Strang ziehen", sagte
Ximena Mena, Erzieherin in einem Kindergarten.

Fuer die insgesamt 18 Projekte, in denen 239 Angestellte
beschaeftigt sind, benoetigen die lutherischen Gemeinden rund 1,2
Millionen US-Dollar pro Jahr. Aus eigener Kraft koennen sie die
Projekte nicht finanzieren, Unterstuetzung erhalten sie vom
Lutherischen Weltbund (LWB) und Hilfsorganisationen wie "Brot fuer
die Welt", "Kindernothilfe" und "Projekthilfe Chile" in
Deutschland. Ausserdem werden viele Projekte vom chilenischen Staat
und von Kommunen subventioniert.

Das Wochenendseminar zur Diakonie ist ein Schritt in einem
laengerfristigen Prozess. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in
Chile ist dabei, ihre gesamte Arbeit zu ueberdenken und neu zu
strukturieren. Sie steckt mitten im sogenannten "Projekt Metanoia
(Wandel)".

Die Seminarteilnehmenden begannen damit, zum ersten Mal zentrale
Werte zu definieren, die die diakonische Arbeit praegen sollen.
Einsatz fuer die Menschenwuerde gehoert dazu, Kampf fuer soziale
Gerechtigkeit und Solidaritaet mit den Schwachen in der
Gesellschaft. "Unsere diakonische Arbeit muss immer dem Vorbild
Christi folgen", sagte IELCH-Praesidentin Gloria Rojas. Dabei
dachte sie zum Beispiel an Markus 9, 37: "Wer ein solches Kind in
meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf."

Das Wochenende bot nur Zeit, diese zentralen Werte stichwortartig
zu entwerfen. In den naechsten Wochen will eine Kommission aus
einigen Seminarteilnehmenden die Punkte genauer ausformulieren und
mit Leben erfuellen. Das Ergebnis dieser Arbeit koennte auch fuer
andere Mitgliedskirchen des LWB interessant sein, denn die
Grundsatzdiskussion in der Kirche ueber Glauben und Helfen ist alt
und muss doch immer wieder neu unter veraenderten
gesellschaftlichen Bedingungen gefuehrt werden. (600 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Alexandra Jaenicke, die
gegenwaertig in der Oeffentlichkeitsarbeit der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile in Argentinien
mitarbeitet.)

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