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LWB-Delegation trifft mit Palaestinenserfuehrer Arafat zusammen


From "Frank Imhoff" <FRANKI@ELCA.ORG>
Date Fri, 07 Jun 2002 14:27:32 -0500

"Palaestinensische Wirtschaft ist zerstoert"

Ramallah (Westjordanland)/Genf, 7. Juni (LWI) - Eine Delegation
fuehrender VertreterInnen des Lutherischen Weltbundes (LWB) ist
heute mit dem Praesidenten der palaestinensischen
Autonomiebehoerde, Jassir Arafat, in dessen Amtssitz in Ramallah
im Westjordanland zusammengetroffen. Es sei die erste Delegation,
die ihn seit der gestrigen Bombardierung des Gebaeudekomplexes der
Autonomiebehoerde besucht habe, betonte Arafat gegenueber der
LWB-Delegation, zu der Mitglieder des LWB-Exekutivkomitees,
LWB-MitarbeiterInnen sowie VertreterInnen der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ) gehoerten.

In den fruehen Morgenstunden des 6. Juni war die israelische Armee
erneut mit F-16 Jagdbombern, Panzern und gepanzerten
Mannschaftswagen in Ramallah eingedrungen und hatte den Amtssitz
Arafats angegriffen und dabei Gebaeude und Fahrzeuge zerstoert.
Mit dem Vergeltungsschlag reagierte die israelische Regierung auf
den seit Wochen schwersten palaestinensischen Selbstmordanschlag,
bei dem am Mittwoch, 5. Juni, 16 Israelis getoetet wurden. Bei dem
Angriff auf Arafats Amtssitz wurde auch sein Schlafzimmer
getroffen und schwer beschaedigt, er selbst wurde dabei nicht
verletzt. Sein Buero wurde ebenfalls beschaedigt.

Den Amtssitz Arafats konnte die LWB-Delegierten nur ueber eine aus
Sandsaecken errichtete Freitreppe erreichen. LWB-Praesident,
Bischof i. R. Dr. Christian Krause, brachte in dem Gespraech seine
Dankbarkeit darueber zum Ausdruck, dass Praesident Arafat die
LWB-Delegation empfangen habe. Die Mitglieder der Delegation
empfaenden tiefes Mitgefuehl fuer die ernste Lage, mit der das
palaestinensische Volk und die palaestinensische Fuehrung
konfrontiert sei, so Krause. "Trotz allem duerfen wir nicht
verzweifeln und die Hoffnung auf Frieden fuer alle Menschen in
diesem Land nicht verlieren." Der LWB-Praesident bat Arafat um
solidarische Unterstuetzung fuer die lutherischen Institutionen
und deren Arbeit, denn auch sie stuenden in Solidaritaet mit den
leidenden Menschen.

Der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien,
Munib A. Younan, betonte: "Die palaestinensischen ChristInnen
gehoeren zum palaestinensischen Volk. Das Schicksal der
PalaestinenserInnen ist auch unsere Schicksal. Wir sind sehr
besorgt ueber ein politisches Vakuum, das entstehen koennte, wenn
die palaestinensische Autonomiebehoerde zerstoert wuerde." Die
ELKJ, zu der rund 3.000 Mitglieder in Jerusalem, Jordanien und
Palaestina gehoeren, ist seit 1974 Mitgliedskirche des LWB.

"Wir befinden uns mitten in einer wirklichen Tragoedie", erklaerte
Palaestinenserpraesident Arafat. "Mehr als 67.000
PalaestinenserInnen wurden in diesem Konflikt getoetet und
verwundet. Unsere gesamte Infrastruktur wurde vollstaendig
zerstoert und unsere palaestinensische Wirtschaft ist zu Grunde
gegangen. 66 Prozent der Bevoelkerung im Gazastreifen und 45
Prozent der Menschen im Westjordanland leben unterhalb der
Armutsgrenze. Die israelische Armee zerstoerte 50 Prozent unserer
landwirtschaftlichen Anbauflaeche, 60 Prozent unserer Olivenbaeume
wurden mit den Wurzeln herausgerissen. Wir nennen sie
Roemerbaeume, denn viele von ihnen sind von Roemern gepflanzt
worden, als sie vor 2000 Jahren in diesem Land waren."

LWB-Generalsekretaer, Pfr. Dr. Ishmael Noko, versicherte Arafat,
dass Menschen auf der ganzen Welt das palaestinensische Volk
unterstuetzen. "Ich habe in Suedafrika gelebt, und ich habe das
Apartheidsystem, das dort herrschte, selbst miterlebt", erklaerte
Noko. Jedoch sei er einer Situation, wie sie derzeit in den
palaestinensischen Gebieten anzutreffen sei, in seinem Leben noch
nicht begegnet. Der LWB-Generalsekretaer verwies auf die
militaerische Besetzung der palaestinensischen Staedte und auf die
Situation der dort lebenden Menschen. Er erwaehnte auch die
juengsten Besetzungen und Belagerungen zahlreicher
palaestinensischer Staedte und Doerfer und die damit verbundene
Last der Ausgangssperren. Zur Sprache kamen auch die taeglichen
Demuetigungen und Probleme an den Checkpoints der israelischen
Armee.

Praesident Arafat dankte der palaestinensischen christlichen
Gemeinschaft fuer ihre Praesenz und ihre Unterstuetzung, wie er
sie waehrend des Weihnachtsbesuchs von 13 geistlichen
Oberhaeuptern der Kirchen Jerusalems erfahren habe. Er habe nicht
am Weihnachtsgottesdienst in Bethlehem teilnehmen duerfen, aber
die geistlichen Oberhaeupter "brachten das Weihnachtsfest zu mir",
so Arafat. Der palaestinensische Praesident zeigte der
LWB-Delegation Bilder von zerbrochenen Kreuzen, die waehrend der
Besetzung der lutherischen Schule in Bethlehem zerstoert wurden.
Er bedauere solche Aktionen, betonte Arafat.

Die Mitglieder der LWB-Delegation aus zahlreichen Laendern
weltweit betonten ihre Solidaritaet mit Arafat und erklaerten,
dass sie sich fuer das palaestinensische Volk einsetzen werden.
Arafat forderte die LWB-VertreterInnen auf, dies rasch und mit
Nachdruck zu tun, da kaum noch Zeit verbleibe.

In den naechsten Tagen werden die Mitglieder der LWB-Delegation in
Jerusalem mit leitenden Mitgliedern der israelischen Regierung
zusammentreffen. Geplant ist auch ein Gespraech mit dem
israelischen Aussenminister Schimon Peres. (672 Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
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