wfn.org | El Salvador: Ueberlebenskampf nach schlechter Ernte

["Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>]

Duerre bedroht Ernte in Mittelamerika

San Vicente (El Salvador)/Genf, 6. August 2002 (LWI) - Jedes Jahr
steht Jose Sabala vor der gleichen Situation. Der Dorfaelteste aus
Antiguo Tepetitan im Bezirk San Vicente im Zentrum El Salvadors
pachtet fuer 86 US-Dollar ein kleines Stueck Land, um Mais und
Bohnen anzubauen. Doch die Ernte reicht nicht aus, um seine
siebenkoepfige Familie zwoelf Monate lang zu ernaehren. Ihm bleibt
nur ein Ausweg, er arbeitet zusaetzlich in der Zuckerrohrernte
fuer vier US-Dollar pro Tag. Sein dreizehnjaehriger Sohn muss nach
der Schule mithelfen, um den Verdienst aufzubessern. "Wir wissen,
dass wir nur sehr wenig bekommen und uns darum nur sehr wenig
leisten koennen", sagt Sabala.

Auf die Frage "Wie geht es mit Kleidung, Medikamenten und
Schulgeld fuer Ihre Kinder?" antwortet Sabala, ein Mann mittleren
Alters, dem anzusehen ist, wie er unter der Hitze und Armut
leidet: "Wir kaufen unsere Kleidung, Medikamente und die Buecher
mit dem wenigen Geld, das wir auf den Zuckerrohrfeldern und durch
andere Gelegenheitsarbeiten verdienen."

So wie Sabala geht es vielen BewohnerInnen von Antiguo Tepetitan.
Nach der schlechten Mais- und Bohnenernte im letzten September
bleibt vielen keine andere Wahl, als auf den Zuckerrohrfeldern zu
arbeiten. Da sich die meisten Familien keine Bewaesserungsanlagen
leisten koennen, droht ihre Ernte waehrend der langen Trockenzeit
zu verdorren. Regen ist nicht in Sicht und so bleibt die
Versorgung der Familien mit Nahrungsmitteln prekaer.

Einige Kleinbauern haben ein bisschen mehr Glueck. Sie pachten
waehrend der trockenen Jahreszeit kleine Landstuecke, auf denen
sie mit Hilfe von Bewaesserungsanlagen Tomaten, Paprika und andere
Gemuesesorten anbauen. "Das kann ich mir nicht leisten", antwortet
Sabala.

Sabalas Lage koennte sich sogar noch verschlechtern. Wenn das
tropische El Nino-Phaenomen die trockene Jahreszeit in
Mittelamerika verlaengert und eine Duerre verursacht, waere die
Lebensmittelversorgung fuer Tausende armer Familien gefaehrdet.
Nach Voraussagen des Welternaehrungsprogramms der Vereinten
Nationen koennten Hunderttausende MittelamerikanerInnen vor einer
Hungersnot stehen, wenn ihre Laender nicht genuegend Regen
bekommen.

Im vergangenen Jahr wurden El Salvador, Guatemala, Honduras und
Nicaragua von einer zweimonatigen Duerre betroffen, die ein
Dutzend Todesopfer forderte und fuer Tausende BewohnerInnen eine
Hungersnot zur Folge hatte. In El Salvador gingen 120.000 Tonnen
Getreide im Wert von nahezu 20 Millionen US-Dollar verloren.

Trotz dieser schwierigen Lage geben die BewohnerInnen von Antiguo
Tepetitan ihren Kampf keineswegs auf. Ana Claribel Elias,
Vorsitzende des Gemeinderats, meint, dass die meisten Familien im
Dorf bereit seien, bei jeder Initiative zur Entwicklung ihres
Gemeinwesens mitzuarbeiten. "Wir sind bereit, uns dieser Situation
zu stellen und unsere Lebensbedingungen zu verbessern", sagt sie.

62 Familien aus dem Dorf haben sich bereits an Projekten
beteiligt, die vom Programm der Abteilung fuer Weltdienst (AWD)
des Lutherischen Weltbundes (LWB) und von ACT (Action by Churches
Together - Kirchen helfen gemeinsam) durchgefuehrt wurden. Nachdem
El Salvador im letzten Jahr zweimal von heftigen Erdbeben
erschuettert worden war, wurden von LWB und ACT Hilfs- und
Wiederaufbauprogramme ins Leben gerufen, um die Bevoelkerung des
Landes zu unterstuetzen. ACT ist ein weltweites Netzwerk von
Kirchen und Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen fuer
Menschen in Not gemeinsam koordinieren. Der LWB gehoert zu den
Gruendungsmitgliedern von ACT, das im Oekumenischen Zentrum in
Genf angesiedelt ist.

Das Programm von LWB/AWD in El Salvador beraet gegenwaertig
baeuerliche Familien in El Salvador, wie sie trotz Duerre und El
Nino ihren Getreideanbau optimieren koennen. Obgleich den
BewohnerInnen von Antiguo Tepetitan bewusst ist, dass El Nino
ihnen das Wenige, das sie noch haben, nehmen koennte, sind sie
fest entschlossen, sich der Herausforderung zu stellen. (568
Woerter)

(Von Raul Gutierrez, Beauftragter fuer Kommunikation, El
Salvador/Guatemala Programm des LWB.)

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