wfn.org | Norwegen: Saerkere Trennung von Kirche und Staat

["Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>]

Norwegen: Lutherische Kirche schlaegt staerkere Trennung von
Kirche und Staat vor Kommission empfiehlt Verfassungsaenderung als
Ausdruck multikultureller Gesellschaft

Oslo (Norwegen)/Genf, 6. August 2002 (LWI) - Eine staerkere
Trennung von Kirche und Staat hat eine Kommission der Norwegischen
Kirche vorgeschlagen. Der Bericht der Kommission "Gleiche Kirche -
Neue Ordnung" schlaegt unter anderem die Aenderung der Verfassung
vor, damit die "multikulturelle und multireligioese norwegische
Gesellschaft" besser zum Ausdruck komme. Die Kirchenvorstaende der
lutherischen Gemeinden in Norwegen sind nun aufgerufen, Kommentare
bzw. Aenderungsvorschlaege zu diesem Bericht zu erarbeiten, die
von der Generalsynode der Norwegischen Kirche im November diesen
Jahres eroertert werden sollen. Vier Jahre lang hatte die
Kommission die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in Norwegen
untersucht. Im Anschluss an die Generalsynode wird sich
voraussichtlich eine staatliche Kommission mit den Vorschlaegen
befassen.

Rund 86 Prozent der 4,5 Millionen NorwegerInnen gehoeren der
Norwegischen Kirche an. Die Verfassung des Koenigreichs Norwegen
legt in Artikel 2 fest, dass "die evangelisch-lutherische Religion
offizielle Staatsreligion" ist. Verfassungsmaessiges Oberhaupt der
Kirche wie auch des Staates ist der norwegische Koenig. Bei
anstehenden Entscheidungen zu kirchlichen Fragen haben nur
Regierungsmitglieder, die der Norwegischen Kirche angehoeren,
Stimmrecht. Das norwegische Parlament beschliesst ueber die
kirchliche Gesetzgebung sowie die Finanzen.

Die Kommission der Norwegischen Kirche fordert eine Reform des
Wahlrechts der Kirchenmitglieder. So werden die Kirchenvorstaende
von allen Kirchenmitgliedern der Gemeinde gewaehlt, doch nehmen
durchschnittlich nur etwa drei Prozent an der Wahl teil. Die 85
Mitglieder der Generalsynode werden nur von den Mitgliedern der
Kirchenvorstaende gewaehlt. Die Kommission strebt eine Aenderung
an, nach der alle Kirchenmitglieder direktes Wahlrecht in allen
kirchlichen Wahlprozessen haben.

Weiterhin soll das Recht, BischoefInnen und ProepstInnen zu
ernennen, vom norwegischen Staatsrat, dessen sieben Mitglieder die
exekutive Gewalt ausueben, an kirchliche Organe uebergehen. Seit
1989 werden GemeindepfarrerInnen - die seit 1660 vom Koenig
bestimmt wurden - von Dioezesanraeten ernannt.

Die Norwegische Kirche mit rund 3,8 Millionen Mitgliedern besteht
aus 1.300 Gemeinden mit 1.200 Geistlichen. 1947 gehoerte sie zu
den Gruendungsmitgliedern des Lutherischen Weltbundes (LWB). (322
Woerter)

(Nach einem Beitrag von ENI - Ecumenical News International )

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org
Tel.:     +41-22-791-6353
Fax: +41-22-791-6630
http://www.lutheranworld.org/