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Vkumene-Dialog: "Messen mit zweierlei Mass"?
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Date
Sun, 25 Aug 2002 05:54:31 -0400
25. August 2002
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz
Vkumenischer Dialog: "Messen mit zweierlei Mass"?
Bensheim/Deutschland./APD "Das Papier des Deutschen
Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK)
zum Bericht |ber die bilateralen Gesprdche zwischen
Lutheranern und Adventisten auf Weltebene ldsst einen
erschreckenden Mangel an theologischer und
vkumenischer Sensibilitdt erkennen. Der Eindruck
drdngt sich geradezu auf, als formuliere das DNK aus
der Position der Stdrke beziehungsweise der
theologischen Richtigkeit. Man will und braucht sich
nicht auf gemeinsam erarbeitete Ergebnisse
einzulassen, weil von vornherein feststehen muss,
dass es sich bei dem Gesprdchspartner um eine
'Sondergemeinschaft' handelt, denn diese vertritt ja
Sonderlehren." Zu dieser Schlussfolgerung kommt
Professor Dr. Erich Geldbach, der an der Ruhr-
Universitdt Bochum Vkumenik und Konfessionskunde
lehrt, in einem Artikel des "Materialdienstes" 3/2002
des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim.
In seinem Beitrag stellt Geldbach die in den Jahren
1994 bis 1998 zwischen Vertretern des Lutherischen
Weltbundes und der Generalkonferenz der Siebenten-
Tags-Adventisten erzielten theologischen
Gesprdchsergebnisse der Beurteilung vom 6. Dezember
2001 durch das DNK gegen|ber. Die deutschen
Lutheraner lehnten die Aussage, dass angesichts der
\bereinstimmung in der Rechtfertigungslehre beide
Kirchen "in der Verk|ndigung des anderen ein wahrhaft
biblisches Zeugnis zu hvren vermvgen" unter Hinweis
auf angebliche adventistische Sonderlehren ab.
Geldbach verweist darauf, dass das DNK in der
Verk|ndigung der rvmisch-katholischen Lehre trotz von
allen anderen christlichen Kirchen abweichenden
Sonderlehren, wie Papstamt oder Mariendogmen, "ein
wahrhaft biblisches Zeugnis" hvren kvnne. Er fragt,
warum hier mit zweierlei Mass gemessen werde.
Beim Thema Gebote Gottes stellten die Dialogpartner
ebenfalls eine "bemerkenswerte \bereinstimmung" fest.
Dass das DNK dies anders sehe und den Adventisten
Gesetzlichkeit vorw|rfe, zeige die Unfdhigkeit, das
Gegen|ber zu verstehen. Die Feststellung der
deutschen Lutheraner, dass die Adventisten "keine
ausgearbeitete Ekklesiologie" hdtten, ist f|r
Geldbach "anmassend". Das DNK vermisse "eine stdrkere
kritische Selbstinfragestellung adventistischer
Sonderpositionen im Licht des Schriftzeugnisses".
Umgekehrt kvnnten Adventisten angesichts des
Schriftzeugnisses in Bezug auf den Sabbat oder die
Taufe das gleiche von den Lutheranern verlangen. Mit
solchen Aufrechnungen tvte man aber jeden ernsthaften
Versuch der Verstdndigung. Die einseitige Beurteilung
des DNK kvnne man zwar verstehen, aber auch im
vkumenischen Miteinander mache der Ton die Musik.
Beim Thema Eschatologie beschuldigten die deutschen
Lutheraner ihre Kollegen vom Lutherischen Weltbund,
die eigene Position nicht richtig dargestellt zu
haben. "Wenn das DNK gegen den vorliegenden Text
behauptet, eine lutherische Position wdre gar nicht
zur Sprache gekommen, dann wird man vorsichtig, ob
Nicht-Teilnehmer der Gesprdche so weitreichende
Vermutungen anstellen d|rfen", gibt Geldbach zu
bedenken.
Da das DNK nur "mit deutlichen Einschrdnkungen" die
Aussage nachvollziehen kvnne, dass "eine weitgehende
\bereinstimmung in unserem Verstdndnis des
christlichen Glauben erzielt" worden sei, entfielen
f|r die deutschen Lutheraner auch die Voraussetzungen
f|r die Empfehlungen am Schluss des
Gesprdchsberichts. So kvnne das DNK die Adventisten
zwar als weltweite christliche Gemeinschaft
anerkennen, nicht jedoch, wie empfohlen, als
Freikirche. Durch die ablehnende Haltung der
Deutschen Lutheraner w|rden damit aber auch die an
die Adresse der Adventisten gerichteten Empfehlungen
hinfdllig.
So verpuffe auch der Appell an beide Seiten:
"Aufgrund dieses Konsens fordern wir Adventisten und
Lutheraner nachdr|cklich auf, in ihrer vffentlichen
Verk|ndigung und ihrer theologischen Ausbildung die
Sicht der anderen Glaubensgemeinschaft
wahrheitsgemdss und unpolemisch darzustellen, und
zwar in einer Weise, die dem Selbstverstdndnis der
anderen Seite entspricht." Das DNK halte weiterhin an
der Polemik fest, ja es m|sse |ber weite Strecken die
eigenen lutherischen Reprdsentanten kritisieren,
damit man um so leichter und am Selbstverstdndnis der
Adventisten vorbei an herkvmmlichen
Klischeevorstellungen festhalten kvnne, kritisiert
Geldbach. Die Ermutigung an "die Glieder unserer
Kirchen, sich zum gemeinsamen Studium der Bibel
zusammenzufinden", kvnne daher auch kein Echo finden.
Weitere Kontakte zwischen beiden
Glaubensgemeinschaften halte das DNK f|r sinnvoll. Es
sage aber nichts zu den Bereichen der Zusammenarbeit,
die von der Dialogkommission bereits vorgeschlagen
worden seien.
Geldbach sieht hier ein Messen mit zweierlei Mass:
Wenn sich Lutheraner in Gesprdche mit "richtigen"
Kirchen begeben, seien sie zu weitgehenden
Kompromissen bereit, sie liessen sich von ihrem
rvmisch-katholischen Gesprdchspartner sogar durch
eine Fussnote in einem offiziellen Text bescheinigen,
dass sie selbst nicht Kirche, sondern nur
"Gemeinschaft" seien. Wenn Lutheraner aber mit
vermeintlich "unrichtigen" Kirchen, das heisst
"Sondergemeinschaften", in ein Gesprdch eintreten,
handelten sie aus einer Position der Stdrke, und das
Ergebnis stehe eigentlich schon vor dem Gesprdch
fest: Die Sondergemeinschaft, nicht aber das
Luthertum, m|sse sich bewegen, wenn sie Anerkennung
erreichen wolle. Die behauptete "Richtigkeit", das
heisst die Vollgestalt von Kirche rvmischerseits,
stufe die Lutheraner zu einer "Gemeinschaft"
herunter. Mit der behaupteten "Richtigkeit" in der
Rechtfertigungslehre als Kriterium stufe sich das DNK
dagegen herauf, so dass es das adventistische
Gegen|ber dort belassen kvnne, wo es hingehvre,
ndmlich in die Ecke der Sondergemeinschaften. Die
Empfehlung des Deutschen Nationalkomitees, den
Gesprdchsbericht nicht zu verbreiten, kvnne doch nur
besagen, dass Lutheraner bei ihrer bisherigen Meinung
|ber die Adventisten bleiben wollten.
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