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Oekumene-ExpertInnen beraten ueber Bedeutung der Apostel


From "Frank Imhoff" <FRANKI@ELCA.ORG>
Date Fri, 06 Sep 2002 13:23:04 -0500

Deutschland: Oekumene-ExpertInnen beraten ueber Bedeutung der
Apostel fuer Kirche der Gegenwart
Internationale Lutherisch/roemisch-katholische Kommission fuer die
Einheit diskutiert ueber strittige Fragen der "Amtstheologie"

Wuerzburg (Deutschland)/Genf, 6. September 2002 (LWI) - Das
Zeugnis der Apostel Christi - welche Bedeutung hat es fuer die
Kirchen der Gegenwart? Mit dieser Frage beschaeftigt sich derzeit
die 1967 ins Leben gerufene internationale
Lutherisch/roemisch-katholische Kommission fuer die Einheit. Die
gemeinsame Gruppe, bestehend aus VertreterInnen der
roemisch-katholischen Kirche und des Lutherischen Weltbundes
(LWB), wird von dem katholischen Erzbischof Alfons Nossol (Polen)
und dem lutherischen Bischof Bela Harmati (Ungarn) geleitet. In
Wuerzburg (Deutschland) zog sie vom 30. August bis 6. September
eine Zwischenbilanz ihrer Arbeit.

Apostolizitaet gilt neben Einheit, Heiligkeit und Katholizitaet
als Wesensmerkmal der Kirche. Waehrend der Begriff selbst
unstrittig sei, so das lutherische Kommissionsmitglied Prof.
Gunther Wenz (Muenchen), liessen sich unter diesem Begriff "fast
alle strittigen amtstheologischen Themen behandeln".

Der Begriff Apostolizitaet bezieht sich laut Wenz sowohl auf die
Apostel als "Ursprungszeugen" des Wirken Jesu und den Inhalt ihres
"Ursprungszeugnisses" als auch auf die Kirche und ihr Amt in der
apostolischen Nachfolge. Einigkeit bestehe darueber, dass das
ordinationsgebundene Amt dem Inhalt des apostolischen Zeugnisses
"dienend" zugeordnet sei. Probleme ergaeben sich bei der Frage,
wie die authentische Wiedergabe dieses Inhalts gewaehrleistet
bleibe.

In diesem Zusammenhang muesse Wenz zufolge grundsaetzlich das
Verhaeltnis von allgemeinem Priestertum und ordinationsgebundenem
Amt eroertert werden. Auch das Zusammenwirken von Ordinierten und
Nichtordinierten auf gemeindlicher und uebergemeindlicher Ebene
stehe auf der Tagesordnung.

Im Wuerzburger Burkardushaus beschaeftigte sich die Kommission mit
biblischen, historischen und theologischen Beitraegen zur
Apostolizitaet der Kirche. Laut Schlusskommunique standen auf der
Tagesordnung: ein ueberarbeitetes Kapitel ueber neutestamentliche
Grundlegungen; eine Zwischenbilanz zum Thema das apostolische
Evangelium und die Apostolizitaet der Kirche; das
ordinationsgebundene Amt aus lutherischer Sicht und eine
Zwischenbilanz zum Thema Apostolische Sukzession und
ordinationsgebundenes Amt; Schrift und kirchliche Lehre aus
reformatorischer Perspektive sowie Begriff und Verstaendnis des
Lehramts in der katholischen Theologie vom Trienter Konzel bis zum
Zweiten Vatikanum sowie das kirchliche Amt apostolischer Lehre in
lutherischer Perspektive und Oekumenische Verstaendigungsversuche
zum Thema Kirchliche Lehre, die in der Wahrheit bleibt.

Am Sonntag, 1. September, feierten die lutherischen Delegierten
mit der Ortsgemeinden einen Abendmahlsgottesdienst in St. Stefan,
die katholischen empfingen das eucharistische Mahl in der
Marienkapelle. Eine gemeinsame Begegnung mit fraenkischen
KirchenvertreterInnen schloss sich an. Am Nachmittag fuehrte der
Wuerzburger Bischof Paul-Werner Scheele die Kommissionsmitglieder
durch die St. Kiliansgruft unter dem Neumuenster, den Dom mit
seiner Schoenbornkapelle und die Michaelskirche, wo die Vesper
gefeiert wurde.

Bei einem Empfang der Wuerzburger Oberbuergermeisterin Pia
Beckmann am Montag, 2. September, im Wuerzburger Rathaus wurde die
Notwendigkeit interreligioeser Verstaendigung angesichts
gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen der Gegenwart
betont. Bischof Scheele, Vorsitzender der Oekumenekommission der
katholischen Deutschen Bischofskonferenz und ehemaliger
katholischer Vorsitzender der gemeinsamen Arbeitsgruppe von LWB
und Vatikan, ging bei einer Einladung in sein Palais besonders auf
das Oekumene-Dokument "Communio Sanctorum" und den Oekumenischen
Kirchentag 2003 in Berlin ein.

Zur Unterbrechung ihrer theologischen Arbeit besuchten die
Delegierten den Riemenschneider-Altar in Maidbronn und das
Dioezesanmuseum Karthause Astheim. Auf dem Schwanberg feierten sie
die Vesper und mit den "evangelischen Nonnen" der Communitaet
Casteller Ring. Beim anschliessenden Abendessen kam es einem
lebendigen Austausch ueber diese Form monastischen Lebens
innerhalb einer lutherischen Kirche aber auch die Ziele und
Aufgaben der Kommission, die sich das naechste Mal vom 23. bis 30.
August 2003 in den USA trifft. (545 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut des Kommuniques der
Tagung in Wuerzburg:

Lutherisch/roemisch-katholische Kommission fuer die Einheit
Wuerzburg, Deutschland, 30.  August - 6. September 2002

Kommunique

Die achte Tagung der vierten Dialogphase der
Lutherisch/roemisch-katholischen Kommission fuer die Einheit fand
vom 30. August - 6. September 2002 in Wuerzburg, Deutschland,
statt.

Dieser Dialog wird vom Lutherischen Weltbund (LWB) und dem
Paepstlichen Rat zur Foerderung der Einheit der Christen (PCPCU)
getragen. Lutherischerseits hat Bischof Bela Harmati von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn den Vorsitz der
Kommission. Der roemisch-katholische Vorsitzende ist Erzbischof
Alfons Nossol, Opole, Polen. Sekretaere der Kommission sind
Domvikar Dr. Matthias Tuerk (PCPCU) auf roemisch-katholischer
Seite und Pfr. Sven Oppegaard (LWB) auf lutherischer Seite.

Von lutherischer Seite nahmen teil: Prof. Dr. Kristen Kvam
(U.S.A.), Prof. Dr. Ricardo Pietrantonio (Argentinien), Prof. Dr.
Turid Karlsen Seim (Norwegen), Prof. Dr. Yoshikazu Tokuzen
(Japan), Pfr. Dr. Pirjo Tyoerinoja (Finnland), Prof. Dr. Gunther
Wenz (Deutschland), Prof. Dr. Theo Dieter (Frankreich -
Deutschland) und Prof. Dr. Michael Root (U.S.A.). Von katholischer
Seite nahmen teil: Erzbischof Dr. Alfons Nossol (Polen), Bischof
Dr. Gerhard Schwenzer (Norwegen), Rev. Dr. Polykarp Chuma Ibebuike
(Nigeria), Prof. Dr. Margaret O'Gara (Kanada), Prof. Dr. Eberhard
Schockenhoff (Deutschland), Prof. Dr. Jared Wicks S.J. (Italien -
U.S.A.) und Prof. Dr. Angelo Maffeis (Italien). Dolmetscherinnen
waren Fr. Donata Coleman und Fr. Ursula Gassmann.

Seit seinen Anfaengen hat der Lutherisch/roemisch-katholische
Dialog die sichtbare Einheit der Kirche zum Ziel. Die erste
Dialogphase (1967-1971) konzentrierte sich auf das Evangelium und
die Kirche. In der zweiten Phase (1973-1984) ging es um
Eucharistie und das kirchliche Amt. Thema der dritten Phase
(1986-1993) war Kirche und Rechtfertigung. Im Jahre 1999 wurde die
Gemeinsame Erklaerung zur Rechtfertigungslehre feierlich
unterzeichnet. Dieses besondere Ereignis ist auch auf Ergebnisse
dieses Dialogs zurueckzufuehren.

Das zentrale Thema der gegenwaertigen Phase ist die Apostolizitaet
der Kirche. Die Kommission setzte auf der diesjaehrigen Tagung
ihre Arbeit an den biblischen, historischen und theologischen
Beitraegen zum Verstaendnis dieses Themas fort. Die Kommission
arbeitete auf der Basis von Textentwuerfen, die im Fruehjahr 2002
in Speyer, Deutschland, vom Redaktionsausschuss ueberarbeitet
wurden.

Die Kommission eroerterte im einzelnen:
- Ein ueberarbeitetes Kapitel ueber neutestamentliche
Grundlegungen
- Zwischenbilanz zum Thema das apostolische Evangelium und die
Apostolizitaet der Kirche
- Das ordinationsgebundene Amt aus lutherischer Sicht und eine
Zwischenbilanz zum Thema Apostolische Sukzession und
ordinationsgebundenes Amt
- Schrift und kirchliche Lehre aus reformatorischer Perspektive
und Begriff und Verstaendnis des Lehramtes in der katholischen
Theologie vom Trienter Konzil bis zum Zweiten Vatikanum
- Das kirchliche Amt apostolischer Lehre in lutherischer
Perspektive und Oekumenische Verstaendigungsversuche zum Thema
Kirchliche Lehre, die in der Wahrheit bleibt.

Der Abschluss dieser Arbeit wird nicht vor 2004 erwartet.

Waehrend der Tagung fanden taeglich lutherische oder katholische
Eucharistiefeiern statt.

Am Sonntag, dem 1. September, nahmen die lutherischen Teilnehmer
und Teilnehmerinnen am Abendmahlsgottesdienst der Stefanskirche
teil, und die roemisch-katholischen Teilnehmer und Teilnehmerinnen
feierten die Eucharistie in der Marienkapelle. Anschliessend fand
im St. Burkardushaus fuer alle ein Empfang statt, an dem auch
Vertreter der Dioezese und des lutherischen Kreis- und
Stadtdekanats teilnahmen. Am Nachmittag fuehrte Bischof
Paul-Werner Scheele die Kommissionsmitglieder durch die St.
Kiliansgruft unter dem Neumuenster, den Dom mit seiner
Schoenbornkapelle und die Michaelskirche, wo die Vesper gefeiert
wurde. Am Abend fand ein festliches Abendessen im Juliusspital
statt. Am Montag, dem 2. September, wurde die Kommission von der
Oberbuergermeisterin Wuerzburgs, Pia Beckmann, im Wenzelsaal des
Rathauses empfangen. Beim Austausch der Grussworte wurde besonders
die Notwendigkeit interreligioeser Verstaendigung in der heutigen
Welt und die Bedeutung der Oekumene und der Arbeit der Kommission
hervorgehoben.

Am Dienstag, dem 3. September, empfing Bischof Scheele die
Kommission in seinem bischoeflichen Palais, Hof Conti. Der Bischof
sprach ueber besondere Erfahrungen und Ueberlegungen zur
Geschichte der Dialogkommissionen, in denen er fuer zwei Phasen
den Vorsitz fuehrte. Er nahm auch zu den gegenwaertigen
Entwicklungen in Deutschland Stellung, wie z.B. zum Dokument
"Communio Sanctorum" und zum Oekumenischen Kirchentag im Jahr
2003.

Am Mittwoch dem 4. September fand ein Ausflug in die Umgebung von
Wuerzburg statt, mit Besichtigung des Maidbronner
Riemenschneider-Altars und des Dioezesanmuseums Kartause Astheim
unter der fachkundigen Fuehrung des Kunstreferenten der Dioezese,
Domkapitular Dr. Lenssen. Auf dem Schwanberg nahm die Kommission
an der Feier der Vesper und dem gemeinsamen Abendessen der
Evangelischen Kommunitaet Casteller Ring teil, die nach der Regel
des Hl. Benedikt lebt. Die Begegnung war von einem lebendigen
Austausch ueber diese Form monastischen Lebens innerhalb der
evangelisch-lutherischen Kirche und ueber die theologische Arbeit
der Kommission gepraegt.

Die Kommission brachte Bischof Scheele, der Dioezese Wuerzburg und
dem Einheitsrat ihre Dankbarkeit fuer die Vorbereitung der Tagung
und die Besuche zum Ausdruck.

Die Kommission brachte auch einmuetig ihren Dank fuer die
Gastfreundschaft im Sankt-Burkardushaus zum Ausdruck, wo die
Tagung abgehalten wurde und die Teilnehmenden untergebracht und
verpflegt wurden.

Die naechste Tagung der Dialogkommission wird auf Einladung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika und des LWB vom 23. bis
30. August 2003 in den Vereinigten Staaten stattfinden.

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
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***
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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