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Lutherische Friedenskirche in UNESCO-Liste des Weltkulturerbes


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Thu, 12 Sep 2002 02:13:23 -0500

aufgenommen
Polen: Lutherische Friedenskirche in Schweidnitz/Swidnica in
UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen
LWB-Praesident Krause: Lebendiges Christus-Zeugnis und
kuenstlerische Schaffenskraft gehoeren zusammen

Schweidnitz/Swidnica (Polen)/Genf, 9. September 2002 (LWI) * Mit
einem oekumenischen Dankgottesdienst wurde am Sonntag, 8.
September, in Schweidnitz/Swidnica (Polen) das 350-jaehrige
Bestehen der Friedenskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit sowie
deren Aufnahme in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes gefeiert.
Die Aufnahme der Kirche in das Weltkulturerbe, deren erste
Renovierungsphase gerade abgeschlossen wurde, sei eine spaete,
aber gerade zu Beginn eines neuen Millenniums zeitgemaesse und
richtungsweisende Wuerdigung der "ausserordentlichen kulturellen
Leistungen unserer Vaeter und Muetter, welche eine Frucht des
Glaubens ist", betonte gestern der Praesident des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Landesbischof i. R. Dr. Christian Krause, in
seiner Predigt in der Friedenskirche in Schweidnitz/Swidnica aus
Anlass der Feierlichkeiten.

Krause ueberbrachte die Gruesse der 133 LWB-Mitgliedskirchen,
deren VertreterInnen heute, 9. September, in der Lutherstadt
Wittenberg (Deutschland) zu ihrer diesjaehrigen LWB-Ratstagung
zusammenkommen. Entsprechend seines Predigttextes: "Weh denen, die
Schaden zu tun trachten, weil sie die Macht haben." (Micha 2.1)
werde er auch zur Ratstagung die "gute Nachriht" von Swidnica
mitnehmen, dass in Swidnica nach einer leidvollen Geschichte die
Mahnung des Micha verstanden worden sei. Diese Mahnung sei eine
gemeinsame Verpflichtung der Kirchen. "Weh denen, die einander zum
Frieden dienen, weil die Kraft der Liebe Gottes unter ihnen
maechtig ist", betonte der LWB-Praesident.

Neben der Friedenskirche im schlesischen Schweidnitz/Swidnica
wurde auch die Friedenskirche in Jauer/Jawor (Polen) in die
UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Beide Kirchen seien
die ersten Kirchen auf der UNESCO-Liste, die von evangelischen
ChristInnen fuer evangelische ChristInnen errichtet worden sind,
betonte Pfr. Waldemar Pytel aus Schweidnitz/Swidnica. Beide
Kirchen seien waehrend der gesamten Zeit ihres Bestehens in
evangelischem Besitz gewesen.

Der Leitende Bischof der Evangelisch-Augsburgischen+ Kirche in
Polen, Bischof Janusz Jagucki, erklaerte, die Teilnahme von
LWB-Praesident Krause an diesen Feierlichkeiten sei fuer die
lutherische Kirche in Polen nicht nur eine grosse Ehre, sondern
auch fuer die Stellung der Kirche in Polen von grosser Bedeutung.

LWB-Praesident Krause sagte in seiner Predigt, die Geschichte, aus
der die Friedenskirche in Schweidnitz/Swidnica hervorgegangen sei,
sei auch eine Geschichte "hemmungsloser Macht und bitteren
Leidens, eine Geschichte der Unterdrueckung und der sinnlosen
Zerstoerung" gewesen. Am 13. August 1652 seien die
Baugenehmigungen fuer die Kirchen in Schweidnitz/Swidnica,
Jauer/Jawor sowie eine dritte Friedenskirche in Glogau/Glogsw
erteilt worden, wenige Jahre nach Ende des Dreissigjaehrigen
Krieges.

Auch wenn die Baugenehmigung mit harten Auflagen verbunden gewesen
sei, habe es doch Grund zum Aufatmen und neue Hoffnung fuer
evangelische ChristInnen gegeben. "Der unbedingte Wille zum
eigenen Bekenntnis und die Treue zum evangelischen Glauben haben
zu groesster Anstrengung und Leistung beim Bau und bei der
Gestaltung dieser Kirche angespornt", so Krause. Die Kirchen
durften nur ausserhalb der Staedte sowie nur aus Holz, Stroh
undLehm errichtet werden. Ein Kirchturm und Glocken waren
untersagt und fuer die Bauzeit wurde nur ein Jahr bewilligt. Die
Friedenskirche in Swidnica, in der bis zu 7.000 Menschen Platz
finden, verfuegt daher ueber vier Holzemporen, die uebereinander
angeordnet sind.

Die Geschichte sei unumkehrbar, betonte der LWB-Praesident. "Aber
die Konsequenzen, die wir daraus fuer unsere Gegenwart und fuer
die Zukunft unserer Kinder zu ziehen bereit sind, stehen uns als
neue Herausforderung offen." Der "lange Weg von Schweidnitz nach
Swidnica" sei auch in juengster Geschichte nicht minder
ueberschattet gewesen von Machtmissbrauch, Krieg, Vertreibung und
ideologischer Unterdrueckung.

In Dankbarkeit sei zu erinnern, dass nach allen Verwerfungen und
Verdammungen in der Vergangenheit nun ein gemeinsamer Wille zum
gemeinsamen Bekenntnis gewachsen sei. Mit Blick auf die
Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre
(GE) zwischen dem LWB und der roemisch-katholischen Kirche am 31.
Oktober 1999 in Augsburg (Deutschland) erklaerte Krause, er hoffe
"auf wachsende Gemeinsamkeiten zwischen unseren Kirchen".

Krause betonte, er sei zutiefst dankbar fuer die ungeheuren
Anstrengungen vieler Menschen aus Polen und Deutschland, deren
Einsatz die eindrucksvollen Restaurierungsarbeiten ermoeglicht
haetten. Nun koenne die Kirche in Swidnica, in der Krauses Vater
1891 getauft und spaeter auch konfirmiert worden war, wieder von
der Gemeinde genutzt werden und ihrer Bestimmung dienen *
Friedenskirche zu sein. Wolle man Erbe der kulturellen Leistungen
der Vaeter und Muetter sein, so muesse man begreifen, dass beides,
das lebendige Christus-Zeugnis und die kuenstlerische
Schaffenskraft, so wie in der Friedenskirche in Swidnica,
zusammengehoeren. "Nur so kann eine Kultur des Friedens und der
Barmherzigkeit wachsen und von uns ausgehen", so der
LWB-Praesident in seiner Predigt.

Die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen hat rund 80.000
Mitglieder und ist seit 1947 Mitgliedskirche des LWB. (716
Woerter)

*      *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
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***
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