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Rat des LWB verabschiedet Erklaerung zum 11. September


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Thu, 12 Sep 2002 05:18:00 -0500

"Militaerische Mittel werden uns nicht die Sicherheit bringen, die
wir suchen"
Rat des Lutherischen Weltbundes verabschiedet Erklaerung zum 11.
September

LWB-Ratstagung in Wittenberg (Deutschland), 10. * 17. September
2002

PRESSEMITTEILUNG NR: 09

Wittenberg (Deutschland)/Genf, 11. September 2002 (LWI) * In einer
Erklaerung zum Jahrestag der Terroranschlaege am 11. September
2001 auf die Vereinigten Staaten von Amerika haben die Mitglieder
des Rates des Lutherischen Weltbundes heute in der Lutherstadt
Wittenberg (Deutschland) vor "Isolierung und Beherrschung"
gewarnt. "Militaerische Mittel werden uns nicht die Sicherheit
bringen, die wir suchen", so der Text der Erklaerung, den die
Ratstagung heute einstimmig verabschiedete. Wer das Gegenteil
glaube, glaube, zeige, *dass er/sie die zentrale Lektion des 11.
September nicht gelernt hat - dass wirtschaftliche und
militaerische Macht den Menschen keine Sicherheit vor denen
garantieren kann, die von Hass erfuellt oder durch * echtes oder
so wahrgenommenes * Unrecht entfremdet wurden. Militaerische
Intervention wird Hass und Entfremdung eher verschlimmern als
verbessern."

Der Dialog unter Voelkern, Kulturen und Religionen sei sowohl
Mittel als auch Ziel einer echten und wirksamen Reaktion auf den
Terrorismus. Nur durch gegenseitiges Verstaendnis und Solidaritaet
koennten die Grundursachen des Terrorismus ueberwunden werden. Die
Ereignissedes 11. September haetten in dramatischer Weise daran
erinnert, "dass in den Symbolen wirtschaftlicher und
militaerischer Macht keine Garantie fuer Sicherheit liegt." Die
Wurzeln weltweiter Unsicherheit liegen nicht im Fehlen
wirtschaftlicher und militaerischer Macht, sondern in nicht
ueberwundenem Hass, unbeachteter Entfremdung und wirtschaftlichen
und sozialen Ungleichheiten.

Die Verbrechen, die am 11. September 2001 begangen wurden, seien
Ausdruck mangelnder Achtung vor den grundlegenden Prinzipien der
Menschenrechte, der Moral und Religion. Keine echte religioese
Lehre unterstuetze solche Taten und kein politisches Ziel koenne
sie rechtfertigen. Es waere der schlechteste Dienst, den wir dem
Andenken derer leisten koennten, die in New York, Washington und
Pennsylvania gestorben sind, "wenn wir dieses Andenken der
Verfolgung militaerischer und politischer Ziele zu opfern", so der
LWB-Rat.

Am Jahrestag der Anschlaege erklaerten die Ratsmitglieder: "Wir
verpflichten uns aufs Neue, den Teufelskreis der Gewalt zu
durchbrechen, religioesem und politischem Extremismus
entgegenzutreten und fuer Gerechtigkeit und Versoehnung in unserer
Welt zu arbeiten. Wir beten fuer den Frieden."

Bereits am Morgen war der Opfer der Terroranschlaege in einer von
Mitgliedern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA)
gehaltenen Andacht in der Wittenberger Stadtkirche gedacht worden.
Seit 1988 gehoert die ELKA zu den Mitgliedskirchen des LWB, sie
hat rund 5,1 Millionen Mitglieder. (372 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Erklaerung:

Erklaerung des Rates des Lutherischen Weltbundes
zum
Jahrestag der Angriffe auf die Vereinigten Staaten von Amerika am
11. September 2001

11. September 2002

Am heutigen Tage, da wir uns in der Lutherstadt Wittenberg
versammeln * dem historischen Ursprung der Tradition, die uns als
weltweite Gemeinschaft lutherischer Kirchen eint * gedenken wir
der Geschehnisse von vor einem Jahr. Wir gedenken der Tausenden
von Menschen * vieler verschiedener Naionalitaeten * die getoetet
oder verletzt wurden, an die Familien, die geliebte Menschen
verloren, die Gemeinden, die an diesem Tag das Gefuehl der
Sicherheit verloren, das sie bis dahin geborgen hatte und die
schwere Buerde, die moralische Fuehrung uebernehmen zu muessen,
die insbesondere fuer unsere Schwesterkirchen in den Vereinigten
Staaten von Amerika in diesen schwierigen Zeiten erwuchs.

Ein Jahr spaeter, nach der internationalen militaerischen
Intervention in Afghanistan, die ein besonders unterdrueckerisches
Regime beseitigte und doch auch viel Leiden fuer Unschuldige
heraufbeschwor, und inmitten einer zunehmenden Debatte ueber die
naechsten Schritte in diesem nun ausgerufenen "Krieg gegen den
Terrorismus", herrscht das Empfinden, dass die Folgen der
Ereignisse des 11. September 2001 in ihren Auswirkungen gerade
erst am Anfang stehen. Die Art dieser Konsequenzen bleibt
weiterhin hoechst ungewiss.

Als Gemeinschaft von Kirchen glauben wir, dass unsere Sicherheit
und Hoffnung im dreieinigen Gott gruenden, der alles Leben
schafft, versoehnt und erhaelt. Gewalt in ihren zahlreichen
Auspraegungen ist ein Zeichen unter anderen fuer unser gebrochenes
Verhaeltnis zu Gott. Wir sind aufgerufen umzukehren, uns von der
Gewalt ab- und Gott wieder zuzuwenden. Versoehnt mit Gott und
untereinander sind wir aufgerufen, uns fuer Versoehnung
einzusetzen und zusammen mit den Mitgliedern anderer
Glaubensgemeinschaften Frieden und Gerechtigkeit in der Welt zu
arbeiten.

Die Ereignisse des 11. September haben uns in dramatischer Weise
daran erinnert, dass in den Symbolen wirtschaftlicher und
militaerischer Macht keine Garantie fuer Sicherheit liegt. Die
Wurzeln weltweiter Unsicherheit liegen nicht im Fehlen
wirtschaftlicher und militaerischer Macht, sondern in nicht
ueberwundenem Hass, unbeachteter Entfremdung und wirtschaftlichen
und sozialen Ungleichheiten. Die Anstrengungen, den Terrorismus zu
bekaempfen, koennen keinen Erfolg haben, noch nicht einmal
innerhalb ihres eigenen selbstbeschraenkten Zielbereichs, wenn
ieser Hass nicht verwandelt, die Entfremdung nicht ueberwunden und
keine Fortschritte hin zu wirtschaftlicher und sozialer
Gerechtigkeit gemacht werden.

Terrorismus ist eine Erscheinungsform des Boesen in unserer Welt.
Die Verbrechen, die am 11. September 2001 begangen wurden, sind,
wie andere Verbrechen willkuerlicher Gewalt gegen Zivilpersonen,
Ausdruck mangelnder Achtung vor den grundlegenden Prinzipien der
Menschenrechte, der Moral und Religion. Keine echte religioese
Lehre unterstuetzt solche Taten und kein politisches Ziel kann sie
rechtfertigen. Regierungen tragen die Verantwortung fuer den
Schutz Unschuldiger vor solch willkuerlicher Gewalt und dafuer,
dass alle unsere Kinder sich wieder sicher fuehlen koennen.

Aber Isolierung und Beherrschung sind sicher nicht die Loesung und
militaerische Mittel werden uns nicht die Sicherheit bringen, die
wir suchen. Wer das Gegenteil glaubt, zeigt, dass er/sie die
zentrale Lektion des 11. September nicht gelernt hat * dass
wirtschaftliche und militaerische Macht den Menschen keine
Sicherheit vor denen garantieren kann, die von Hass erfuellt oder
durch * echtes oder so wahrgenommenes * Unrecht entfremdet wurden.
Militaerische Intervention wird Hass und Entfremdung eher
verschlimmern als verbessern.

Der Dialog unter Voelkern, Kulturen und Religionen ist sowohl
Mittel als auch Ziel einer echten und wirksamen Reaktion auf den
Terrorismus. Nur durch gegenseitiges Verstaendnis und
Solidaritaet, sowie aktive Anstrengungen, sozialen und
wirtschaftlichen Ungleichheiten zu begegnen, koennen die
Grundursachen des Terrorismus ueberwunden werden. Mit diesen
Mitteln koennen wir zur Schaffung einer "Achse der Hoffnung"
beitragen.

Es waere der schlechteste Dienst, den wir dem Andenken derer
leisten koennten, die in New York, Washington und Pennsylvania
gestorben sind fuer die Freiheit und das Bewusstsein, gemeinsam
der einen Menschheit anzugehoeren, das der Terrorismus attackiert,
wenn wir dieses Andenken der Verfolgung militaerischer und
politischer Ziele zu opfer.

An diesem Jahrestag der Anschlaege, die die Welt vor Schreck
erstarren liessen, gilt unser Gebet dem Gedanken, dass
Gemeinschaft und Mitleiden der Bekaempfung des Terrorismus einen
Rahmen geben moegen. Gewalt erzeugt wieder Gewalt. Das ist es in
der Tat, worauf die terroristischen Angriffe abzielten. Wir
verpflichten uns aufs Neue, den Teufelskreis der Gewalt zu
durchbrechen, religioesem und politischem Extremismus
entgegenzutreten und fuer Gerechtigkeit und Versoehnung in unserer
Welt zu arbeiten. Wir beten fuer den Frieden.

*    *	 *

An der LWB-Ratstagung in Wittenberg nehmen 103 VertreterInnen der
133 LWB-Mitgliedskirchen aus 73 Laendern sowie rund 140 weitere
TeilnehmerInnen teil, darunter MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Leitungsgremium
zwischen den in der Regel alle sechs Jahre stattfindenden
Vollversammlungen des LWB. Der 49-koepfige Rat besteht aus dem
Praesidenten, der Schatzmeisterin und 47 weiteren Ratsmitgliedern
und wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische
Weltbund umfasst zur Zeit insgesamt 133 Mitgliedskirchen in 73
Laendern und vertritt rund 61,7 Millionen der weltweit rund 65,4
Millionen LutheranerInnen.

Waehrend der LWB-Ratstagung in Wittenberg erreichen Sie das
LWB-Kommunikationsbuero ueber den deutschen Mobilfunk-Anschluss:
+49 * (0)170-8345 177.

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Mnschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org
Tel.:	  +41-22-791-6353
Fax: +41-22-791-6630
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