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Kontrollpunkt Kalandia


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Date Fri, 27 Sep 2002 15:34:32 -0700

Vkumenischer Rat der Kirchen
zur Vervffentlichung frei
26. September 2002
Checkpoint Kalandia
von Royal Orr

Dies ist der zweite von drei Artikeln einer Serie |ber das Begleitprogramm.

Das Team vom Vkumenischen Begleitprogramm in Paldstina und Israel (EAPPI) 
stand an dem Hang, vom dem aus man den israelischen Checkpoint Kalandia und 
die Strasse von Jerusalem nach Ramallah gut |berblickt. Ein St|ck weiter 
stand ein Soldat Wache an einem Bunker. In der Ferne lag die 
paldstinensische Stadt Ramallah in der br|tenden Nachmittagshitze.

Marita Roos und Margit Jorgensen, zwei erfahrene Konfliktbeobachterinnen 
aus Schweden und Ddnemark, erkldrten den vkumenischen Begleitern und 
Begleiterinnen, wie in einer solchen Situation die Sicherheitslage 
einzuschdtzen ist. Im Rahmen der EAPPI-Schulungswoche erkldrten sie ferner, 
worauf an einem Checkpoint geachtet werden und was registriert werden muss.

Der Checkpoint bestand aus zwei etwa 500 Meter voneinander entfernten 
Kontrollposten. Mehrere Soldaten mit Gewehren, Helmen und kugelsicheren 
Westen durchsuchten Autos und kontrollierten Ausweise. Ein dlterer Offizier 
ohne Kopfbedeckung stand im Schatten einer israelischen Flagge, die leicht 
im Wind flatterte.

Eines der Teammitglieder zeigte auf die mit Blaulicht aus Kalandia kommende 
Ambulanz, die an dem weiter entfernten Kontrollposten angehalten wurde. Das 
Team sah auf die Uhr. Nach 20 Minuten bahnten sich die Begleiter und 
Begleiterinnen einen Weg durch die Schlange der wartenden Fussgdnger und 
warteten im Schatten der Tarnnetze, bis sie von den Soldaten durchgelassen 
wurden.

Bernt Jonsson sprach dann mit dem Fahrer, der die Gruppe mit den Patienten 
bekannt machen wollte.

"Der Fahrer sagt, die Soldaten hdtten eine englischsprachige Genehmigung 
von ihm verlangt", erkldrte Bernt. "Er hat nur eine arabische. Jetzt warten 
sie auf eine Anweisung ihrer Vorgesetzten."

Mehrere Mitglieder des Teams gingen zur hinteren T|r des Wagens. In der 
Ambulanz befanden sich ein Ehepaar mit seiner sechs Monate alten Tochter, 
die k|rzlich operiert worden war und jetzt zur Nachuntersuchung in ein 
Jerusalemer Krankenhaus sollte, sowie ein weiterer Mann.

Der begleitende Arzt sagte, der Mann sei geistesgestvrt und solle in eine 
Anstalt gebracht werden. Mit Maritas Hilfe fragte Bernt, ob es etwas n|tzen 
w|rde, mit den Soldaten zu reden. Der Fahrer meinte, das wdre durchaus 
mvglich.

"Schlimmer kann es kaum werden", sagte der verzweifelte Vater. "Selbst wenn 
sie uns erschiessen w|rden, wdre das nichts Besonderes".

Bernt und Marita gingen zusammen mit den Medizinstudentinnen Heidi Hansen 
und Anne-Lene Kjfldgaard zu den israelischen Soldaten, um mit ihnen zu 
sprechen. Eine andere Begleiterin, Brigitta Bvckmann, stand an der Ambulanz 
und unterhielt sich mit der Mutter des kranken Kindes.

Die Autoschlange reichte bis nach Ramallah. Neben der Ambulanz wurden zwei 
Mdnner gezwungen, einen Umzugswagen voller Teppiche und Mvbel  ganz 
auszuladen.

Die vier Teammitglieder sprachen mehrere Minuten lang mit dem jungen 
Israeli am Kontrollposten.

Als die kleine Delegation zum Team zur|ckkehrte, berichtete Marita: *Der 
Soldat sagt, das Problem sei nicht die Genehmigung, sondern die Tatsache, 
dass der geistig gestvrte Mann keine Papiere hat. Sie verweigern ihm 
deshalb die Einreise, w|rden die Familie aber durchlassen, wenn er 
aussteigen w|rde."

Bernt und Marita gaben diese Information an den Fahrer der Ambulanz weiter.

Dann diskutierte die Gruppe |ber das weitere Vorgehen. Alle Aktivitdten 
wdhrend dieser Schulungswoche f|r die vkumenischen Begleiter - also auch 
diese Fahrt nach Kalandia - sind so durchgeplant, dass die Zeit immer knapp 
ist. Mehrere Mitglieder des Teams hatten zwar das Gef|hl, Verantwortung f|r 
die Leute in der Ambulanz zu tragen, aber niemand war |berzeugt, hier noch 
etwas ausrichten zu kvnnen.

Das EAPPI-Team beschloss, weiterzufahren. Die Mitglieder passierten die 
Kontrollstelle und gingen zur|ck zu dem Kontrollposten auf der Jerusalemer 
Seite, vorbei an Betonbarrikaden, Stacheldrahtverhauen und hohen
Metallzdunen.

Da fuhr ein mit weissen Papiergirlanden und Blumen geschm|ckter Mercedes 
auf dem Weg nach Ramallah vor|ber. Auf dem R|cksitz sa_en ein schlanker 
junger Mann im Smoking und seine Braut im weissen Hochzeitskleid.

Am Kontrollposten auf der Jerusalemer Seite wurde der zweite Wagen des 
Hochzeitskonvois angehalten. Es war ein Minibus voller Frauen und Kinder, 
die f|r das Hochzeitspaar sangen und im Takt dazu klatschten. Die 
israelische Soldatin, die sie kontrollierte, klatschte mit ihnen und trat 
zur|ck, um ihnen den Weg freizugeben.

Enttduschung und Hoffnung. Spdter, bei einer Informationssitzung in 
Jerusalem, sollte die Gruppe |ber die unvermeidlichen Spannungen sprechen, 
die entstehen, wenn man in einer Konfliktsituation zugleich Beobachter und 
Begleiter ist.

EAPPI ist ein Programm des Vkumenischen Rates der Kirchen.
Weitere Informationen |ber dieses Programm sowie Berichte der 
Begleitpersonen und Fotos finden Sie unter
http://wcc-coe.org/wcc/what/international/palestine/eap.html

Royal Orr ist Berater von Columbia Communications (Kanada) und Leiter der 
Videoproduktionsfirma N.E.X.T. Productions. Au_erdem moderiert er *Spirit 
Connection", die landesweit ausgestrahlte Sendung der Vereinigten Kirche 
von Kanada. Er war im August 2002 in Jerusalem, um bei der dortigen 
Einf|hrung der EAPPI-Begleiter/innen zu assistieren.

Weitere Informationen erhalten Sie vom B|ro der VRK-Medienbeauftragten,
tel: +41 (0)22 791 64 21

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