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Bekenntnis ist nicht gleich Bekenntnis


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 18 Oct 2002 10:59:25 -0500

Landesbischof Johannesdotter: Umwandlung der VELKD in Konvent oder
Klasse innerhalb der EKD wird ihrem Selbstverstaendnis nicht
gerecht

Hannover (Deutschland)/Genf, 18. Oktober 2002 (LWI) - Auf ein
unterschiedliches Verstaendnis des Bekenntnisses in den
reformierten und den lutherischen Kirchen hat der Landesbischof
der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schaumburg-Lippe,
Juergen Johannesdotter (Bueckeburg), hingewiesen. Zugleich hob er
eine "weitreichende Annaeherung innerhalb der evangelischen
Kirchen" hervor, die sich durch die Leuenberger Konkordie ergeben
habe. Darin erkennen sich LutheranerInnen, Reformierte und Unierte
gegenseitig als Kirchen an und gewaehren einander Kanzel- und
Abendmahlsgemeinschaft, betonte Landesbischof Johannesdotter in
einem Beitrag der "VELKD Informationen".

Das unterschiedliche Verstaendnis von Bekenntnis hat sich nach
Auffassung von Johannesdotter zuletzt an einer politischen Frage
entzuendet, an der Nachruestung zu Beginn der 80er Jahre. Das
Moderamen des Reformierten Bundes habe damals die gesamte atomare
Ruestung einschliesslich der Drohung mit atomaren Waffen zur
Suende erklaert und den Widerstand gegen sie als Bekenntnisfall
gefordert. Die Ablehnung der gesamten Ruestung sei als mit dem
Willen Gottes und dem Christsein unvereinbar erklaert worden.

Demgegenueber habe die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche
Deutschlands (VELKD) betont, politische Entscheidungen koennten
niemals zu Bekenntnisfragen der Kirche werden, weil nicht
Vorletztes den Rang von Letztem (als Bekenntnisfrage) erhalten
duerfe. Fuer die lutherischen Kirchen gelte der Bestand des
reformatorischen Bekenntnisses als "eher abgeschlossen", nach
reformierter Auffassung als nicht abgeschlossen, sondern muesse
fuer die Gegenwart in neuen Bekenntnissen fortgeschrieben werden,
so der Landesbischof. Das Selbstverstaendnis der lutherischen
Kirchen verbinde diese weltweit und lasse sie Gemeinschaft suchen
in bekenntnisgleicher Gemeinschaft wie der VELKD. "Dieses ist fuer
sie ein *Mehr' an Gemeinschaft gegenueber der in
bekenntnisverschiedener, aber versoehnter Gemeinschaft, die mit
bekenntnisverschiedenen Kirchen gleichwohl Kanzel- und
Abendmahlsgemeinschaft hat."

Bei den beiden Bekenntnistraditionen gehe es nicht um eine
Bewertung im Sinne von "besser" oder "schlechter". Aber vor diesem
Hintergrund werde die schnellere Bereitschaft reformierter und
wohl auch unierter Kirchen verstaendlich, sich in einer
Kirchengemeinschaft bekenntnisverschiedener Kirchen einzugliedern.
Ein Konvent beziehungsweise eine Klasse innerhalb der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) traegt nach
Einschaetzung von Landesbischof Johannesdotter dem
Selbstverstaendnis der lutherischen Kirchen "nicht genuegend
Rechnung".

Auf der Generalsynode der VELKD vom 19. bis 23. Oktober in Bamberg
(Deutschland/Bayern) wird die seit Jahresbeginn anhaltende Debatte
zur Strukturreform der EKD kein Schwerpunktthema sein. Im
Vordergrund sollen die "Leitlinien kirchlichen Lebens" stehen, mit
der die LutheranerInnen ihre Aufgaben zeitgemaess definieren
wollen. Die Strukturdebatten werden aber vermutlich breiten Raum
einnehmen. Am Ende koennten eine Stellungnahme und ein Ausschuss
stehen, der die Reformueberlegungen weitertreibt, so
VELKD-Sprecher Udo Hahn.

Die VELKD ist ein Zusammenschluss von acht deutschen
Landeskirchen. Ihr gehoeren an: Bayern, Braunschweig, Hannover,
Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen, Schaumburg-Lippe und Thueringen.
Die VELKD repraesentiert rund elf Millionen Gemeindeglieder.
Leitender Bischof ist Bischof Dr. Hans Christian Knuth
(Schleswig). (441 Woerter)

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