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Diakonische Arbeit muss die Vorhut der Kirche in der Welt sein


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 05 Nov 2002 09:35:02 -0600

Fuellkrug-Weitzel: Prioritaetensetzung orientiert sich am Bedarf,
den die Beduerftigen selbst artikulieren

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 4. November 2002 (LWI) - Die
diakonische Arbeit der Kirchen muesse *der Vortrupp des Lebens,
die Vorhut der Kirche in der Welt sein" forderte heute, 4.
November, die Direktorin des zum Diakonischen Werk der
Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehoerenden Hilfswerks
*Brot fuer die Welt", Pfarrerin Dr. Cornelia Fuellkrug-Weitzel,
vor rund 80 Delegierten der Globalen Konsultation Diakonie des
Lutherischen Weltbundes (LWB) in Johannesburg (Suedafrika). Die
Tagung zum Thema: *Prophetische Diakonie * Zur Heilung der Welt"
vom 3. bis 7. November beschaeftigt sich mit dem Verstaendnis von
Diakonie in ihrem nationalen als auch internationalen Kontext.

Die diakonische Arbeit interagiere immer mit der Gesellschaft in
zwei Richtungen. Sie muesse einerseits in ihrem Dienst und ihrer
konkreten Gestalt in einem Hoechstmass auf die konkreten
Entwicklungen und Probleme der Gesellschaft und der global
gewordenen Welt eingehen. Andererseits habe sie aber auch Anteil
an ihnen und sei von ihnen betroffen, oft lange bevor die Kirchen
die Veraenderungen in ihrer Gesellschaft und in der
Weltgesellschaft ernst- und wahrnaehmen. Dies erfordere permanente
Anpassungsanstrengungen.

Fuelkrug-Weitzel betonte in ihrem Vortrag, die diakonische Arbeit
sei abhaengig von staatlichen Rahmenbedingungen und vom Grad der
Ausdifferenzierung und Spezialisierung des Sozialwesens einer
Gesellschaft. In Zeiten einer neoliberalen Globalisierung sei sie
aber auch eingebunden in deren Dynamik. Allerdings muesse auch zur
Kenntnis genommen werden, dass alle lokalen, nationalen und
regionalen - auch konfessionellen und religioesen - Kontexte
zunehmend derselben oekonomischen Logik und Dynamik unterworfen
seien. Menschen, Ethnien und Nationen wuerden in einem gnadenlosen
Konkurrenzkampf um Ressourcen und Maerkte gegeneinander
ausgespielt und alle traditionellen Gemeinschaften gerieten unter
den Druck von Fragmentierung und Konkurrenz.

Mit Blick auf den biblischen Hintergrund der diakonischen Arbeit
betonte Fuellkrug-Weitzel, dass Dienst nicht nur eine Dimension
des Lebens Jesu Christi sei, *sondern sein ganzer Inhalt, sein
Sinn, sein einziges Ziel". Daher koenne auch *die Kirche nur
Diakonin sein - ebenfalls in ihrem umfassenden Handeln". Diakonie
sei *die Wesens- und Lebensaeusserung der Kirche schlechthin". Es
gehe dabei um die Predigt vom Reich Gottes und um die Heilung der
Kranken. In beidem bestehe *das Evangelium: Verkuendigung und
Heilung, Vergebung und Genesung, Wort und Tat. Wobei das Wort
schafft und die Tat verkuendigt."

Diakonia (dienende Liebe) sei Teil der Mission der Kirche, der die
Kirche bewege, von sich selbst abzusehen, sich nicht primaer um
*ihren Bestand, ihre Selbsterhaltung und ihre Marktstellung auf
dem *Markt der Denominationen und Religionen'" zu kuemmern, so
Fuellkrug-Weitzel. Das relativiere die Bedeutung des
konfessionellen Moments in der Diakonie. Weiterhin sei Diakonia
ein unverzichtbarer Teil der Sendung/Mission der Kirche in die
Welt. Ihre Mission sei, der Welt die frohe Botschaft zu
verkuendigen.

In dem Bemuehen, auf die Beduerfnisse der Notleidenden und
Marginalisierten zu reagieren, muesse die Kirche alle
Moeglichkeiten, die ihr zur Verfuegung stehen, ausschoepfen ud
alle Instrumente nutzen. Deren Lebensumstaende koennten nicht
durch karitative Zuwendung alleine geloest werden. So erfordere
die Natur struktureller Armut, dass man ihren Ursachen mit
angemessenen Methoden und auf struktureller Ebene an die Wurzel
gehe und nicht nur ihren Folgen begegne.

Die Setzung von Prioritaeten in der diakonischen Arbeit folge dem
Bedarf, den nach biblischem Zeugnis die Beduerftigen selbst
artikulierten und determinierten, erklaerte Fuellkrug-Weitzel.
Dies setze voraus, dass Kirche bereit sei, den Beduerftigen nicht
als Objekte ihrer karitativen Zuwendung, sondern als AkteurInnen
des Wandels zu begegnen und nicht bei der Bedarfs- und
Problemfeststellung stehen zu bleiben. Grenzen des diakonischen
Dienstes wuerden nach biblischem Verstaendnis prinzipiell nicht
den Grenzen der Kirchen, Ethnien oder Geschlechter etc. folgen.
Jesu Unterstuetzung habe vor allem in seinem Zutrauen in die
Initiativen und Faehigkeiten von Betroffenen, wieder auf die Beine
zu kommen, bestanden. Wer darauf vertraue, fuer den gebe es keine
Knappheit der Ressourcen, *nur Unwilligkeit oder
Phantasielosigkeit beim Teilen".

Diakonia stelle aber auch eine Herausforderung, *einen Stachel im
Fleisch der Kirche" dar. Sie hinterfrage den Zustand der Kirche
bezueglich ihrer Faehigkeit zur Diakonia. Sie fordere die Kirche
zu staendigen Wandlungsprozessen heraus, rege sie zu
Veraenderungen an und frage nach ihrer Naehe zu den Beduerftigen.
Diakonia ermahne die Kirche zur Offenheit, sich durch die Not
infrage stellen zu lassen und verlange der Kirche Eindeutigkeit
und Verbindlichkeit ihres Zeugnisses angesichts der konkreten
Noete der Menschen ab - auch auf Kosten ihrer Privilegien, betonte
Fuellkrug-Weitzel.

An der Globalen LWB-Konsultation Diakonie nehmen rund 80
TeilnehmerInnen aus lutherischen Kirchen, Partnerorganisationen
und diakonischen Werken und Einrichtungen weltweit teil. Die
Konsultation wurde von der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) in
Zusammenarbeit mit den LWB-Abteilungen fuer Mission und Entwiklung
(AME) sowie fuer Theologie und Studien (ATS) organisiert.
GastgeberInnen der Tagung sind die Evangelisch-Lutherische Kirche
im Suedlichen Afrika, die Evangelisch-Lutherische Kirche im
Suedlichen Afrika (Kapkirche), die Evangelisch-Lutherische Kirche
im Suedlichen Afrika (N-T), die Brueder-Unitaet in Suedafrika
sowie die Lutherische Gemeinschaft im Suedlichen Afrika (LUCSA).
(785 Woerter)

Fuer weitere Informationen zur LWB-Konsultation Diakonie in
Johannesburg wenden Sie sich bitte an Dirk-Michael Groetzsch,
Deutscher Redakteur (LWI), Mobil: +27.(0)82.513.2982 oder
+41.78.720.8021, E-Mail: dmg@lutheranworld.org oder an das
LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste, Postfach 2100, CH-1211 Genf
2, Schweiz, Tel:+41.22.791.6354, Fax: +41.22.791.6630, E-Mail:
info@lutheranworld.org. (522 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

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humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

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Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
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