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Diakonie ist nicht nur demuetiger Dienst


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 06 Nov 2002 13:03:41 -0600

Aufruf zum Bruch mit alten Traditionen: Diakonie ist nicht nur
demuetiger Dienst
Norweger Kjell Nordstokke fordert auf LWB-Diakoniekonsultation
Unterscheidung zwischen politischer und prophetischer Diakonie

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 6. November 2002 (LWI) - Der
Norweger Dr. Kjell Nordstokke, Direktor der diakonischen
Einrichtung Diakonhjemmet in Oslo, hat dazu aufgerufen, mit der
Tradition zu brechen, nach der die diakonische Arbeit ein
selbstloser und demuetiger Dienst ist. Die Geschichte der Diakonie
zeige einen starken Einfluss des Pietismus, was oft zu einer
Haltung von Gehorsam und stillschweigendem Dienst gefuehrt habe,
so Nordstokke vor rund 80 Delegierten der Globalen Konsultation
Diakonie des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Johannesburg
(Suedafrika). Die Tagung zum Thema: "Prophetische Diakonie - Zur
Heilung der Welt" vom 3. bis 7. November beschaeftigt sich mit dem
Verstaendnis von Diakonie in ihrem nationalen und internationalen
Kontext.

"Trotz ihrer wichtigen Rolle in der Entwicklung der modernen
Gesundheits- und Sozialdienste ist die institutionelle Diakonie im
Grossen und Ganzen der etablierten Ordnung gegenueber immer loyal
gewesen, sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft",
betonte Nordstokke. Er forderte die internationale Diakonie auf,
ihre "Loyalitaet gegenueber vorherrschenden und sich wandelnden
Entwicklungsideologien und -gewohnheiten imNorden sowie gegenueber
den politisch Maechtigen im Norden wie auch im Sueden ins Visier
zu nehmen". Haltungen, die als Neutralitaet oder Professionalitaet
gerechtfertigt werden, sollten daraufhin ueberprueft werden, ob es
sich dabei nicht um "moderne Versionen von diakonischer
Dienstfertigkeit" handele.

Nordstokke betonte, dass zwischen politischer und prophetischer
Diakonie unterschieden werden muesse. Politische Diakonie bringe
die sehr wichtige politische Dimension der diakonischen Arbeit zum
Ausdruck. "Sie muss sich ihrer soziopolitischen Rolle bewusst und
bereit sein, wenn noetig ihre Stimme zu erheben." Prophetische
Diakonie hingegen haette "mit dem innersten Wesen der Diakonie" zu
tun, naemlich zu bezeugen, dass "die prophetische Aufgabe zu dem
von Gott der Kirche gegebenen Auftrag und Autoritaet gehoert".

Im Zusammenhang mit der Beziehung zwischen prophetischem Wesen und
Diakonie haetten, so Nordstokke, beide die Aufgabe, "Wege zu
Erneuerung und Verwandlung zu finden sowie Bruecken zu bauen". Er
erinnerte an die Propheten des Alten Testaments, die entschieden
die Gerechtigkeit verteidigt haetten und heftig reagierten, wenn
das von Gott gegebene Gesetz gebrochen wurde. Deshalb sollte
Diakonie nie schweigen, sondern Wort und Tat in sich vereinen.
"Die Kirche muss staendig erneuert werden und sich an Gottes
Auftrag erinnern, sie muss sich auf den Weg machen - selbst wenn
es der Weg des Kreuzes ist", so der Diakoniewissenschaftler.

Shanta Shrestha aus Nepal, zur Zeit Entwicklungskoordinatorin des
Eritreaprogramms der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) sprach
auf der Diakoniekonsultation zum Thema: "Die Welt provoziert uns -
Armut, die Herausforderung von heute". Angesichts verschiedener
Armutskonzepte wie auch verschiedener nationaler und
internationaler Strategien in Bezug auf Armutsverminderung, sei es
unbedingt erforderlich, Armut zu definieren. "Unsere Definition
von Armut steckt den zukuenftigen Rahmen unserer Arbeit ab,
einschliesslich der gewaehlten Zielgruppen."

Shrestha bezeichnete ngleichheit und kulturelle Traditionen als
zwei der Grundursachen der Armut. Besonders in der Dritten Welt
stehe eine Kultur der Diskriminierung und des Patriarchats dem
Abbau der Armut oft im Wege. Sie forderte die "Schaffung einer
neuen Kultur statt der Bewahrung einer Kultur, die die nach
rueckwaerts weist". Die Kirchen sollten sich nach ihrer Meinung
fuer eine spirituelle Erweckung einsetzen zur Befreiung der Armen
von einer fatalistischen, auf dem christlichen Ethos begruendeten
Haltung. Die Armutsstruktur sollte durch politisches Handeln und
Anwaltschaft durchbrochen und damit die gegenwaertige auf
Ungleichheit basierende Struktur demontiert werden. Dies wuerde
die Armen dazu befaehigen, sich selbst fuer Veraenderungen
einzusetzen.

An der Globalen LWB-Konsultation Diakonie nehmen rund 80
VertreterInnen lutherischer Kirchen, Partnerorganisationen sowie
diakonischer Werke und Einrichtungen weltweit teil. Die
Konsultation wurde von der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) in
Zusammenarbeit mit den LWB-Abteilungen fuer Mission und
Entwicklung (AME) sowie fuer Theologie und Studien (ATS)
organisiert. Gastgeberinnen der Tagung sind die
Evangelisch-Lutherische Kirche im Suedlichen Afrika, die
Evangelisch-Lutherische Kirche im Suedlichen Afrika (Kapkirche),
die Evangelisch-Lutherische Kirche im Suedlichen Afrika (N-T), die
Brueder-Unitaet in Suedafrika sowie die Lutherische Gemeinschaft
im Suedlichen Afrika (LUCSA). (639 Woerter)

Fuer weitere Informationen zur LWB-Konsultation Diakonie in
Johannesburg wenden Sie sich bitte an Dirk-Michael Groetzsch,
Deutscher Redakteur (LWI), Mobil: +27.(0)82.513.2982 oder
+41.78.720.8021, E-Mail: dmg@lutheranworld.org oder an das
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