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Die extreme Armut in unserer Welt ist ein Skandal


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 07 Nov 2002 16:20:00 -0600

Diakonie ist mehr als der Dienst der Starken an den Schwachen und
muss gegen die Grundursachen der Armut angehen

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 7. November 2002 (LWI) * *Die
Kirchen sind aufgerufen, zusammen mit den Armen die Armut zu
bekaempfen und gerechte Alternativen zu schaffen", so lautet die
Aufforderung der TeilnehmerInnen der Globalen Konsultation
Diakonie des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 3. bis 7. November
in Johannesburg (Suedafrika). Die drei zentralen Probleme der
heutigen Zeit seien Armut, Gewalt und HIV/AIDS. Diesen muessten
sich die Kirchen stellen und sie seien eine Herausforderung, *zu
prophetischeren Formen der Diakonie ueberzugehen", so die
Abschlussbotschaft der Tagung.

An der Diakoniekonsultation zum Thema *Prophetische Diakonie * Zur
Heilung der Welt" nahmen rund 80 VertreterInnen lutherischer
Kirchen, Partnerorganisationen sowie diakonischer Werke und
Einrichtungen weltweit teil. Sie beschaeftigte sich mit dem
Verstaendnis von Diakonie in ihrem nationalen und internationalen
Kontext. Dabei bildeten die drei Problembereiche Gewalt, Armut und
HIV/AIDS den Schwerpunkt.

Die weit verbreitete, extreme Armut in der Welt sei *ein Skandal",
so die TeilnehmerInnen. Zwar sei ihnen bewusst, dass die
Aufteilung der Welt in Reich und Arm strukturell bedingt sei,
*aber wir sollten gegen die Grundursachen der Armt angehen, wo
immer wir ihnen begegnen". Diejenigen, die von der Ausbeutung der
Armen profitieren, muessten mit Namen genannt werden, *wir muessen
ihnen entgegentreten und sie zur Rechenschaft ziehen".

Die Kirchen wurden aufgefordert, bei ihren jeweiligen Regierungen
dafuer einzutreten, *dass sie sich ihrer fundamentalen Aufgabe
stellen, die Grundbeduerfnisse und Rechte ihres Volkes,
einschliesslich seiner politischen, wirtschaftlichen, sozialen und
kulturellen Rechte, zu garantieren". Weiterhin muessten politische
Strategien in Frage gestellt werden, *die Armut und Leid
fortbestehen lassen". Auch sollten sich die Kirchen aktiver um
eine Zusammenarbeit mit den Regierungen bemuehen, wenn noetig aber
Kritik ueben und eine kritische Distanz aufrechterhalten, um nicht
von den Regierenden vereinnahmt zu werden.

Die TeilnehmerInnen betonten, Diakonie sei ein *zentrales Merkmal
des Kircheseins". Als Kernforderung des Evangeliums stelle sie
keine Option, *sondern einen wesentlichen Bestandteil der
Nachfolge dar". Diakonie beginne als *bedingungsloser Dienst an
unseren Naechsten, die Not leiden, fuehrt aber unweigerlich zu
sozialem Wandel, der wiederherstellt, veraendert und verwandelt".

Mit Nachdruck wurden alle theologischen Auslegungen in Frage
gestellt, die das Leid in der Welt, einer Welt, die von Armut,
Gewalt und HIV/AIDS befallen sei, nicht ernst naehmen. Die Kirchen
der lutherischen Gemeinschaft sollten sich an einer *Theologie des
Kreuzes" orientieren, die verlange, dass *wir uns mit den
Leidenden statt mit den Erfolgreichen identifizieren und fuer sie
eintreten".

Diakonie sei mehr als der Dienst der Starken an den Schwachen, der
haeufig zu paternalistischen Einstellungen und Verhaltensweisen
fuehre und impliziere, dass einige Kirchen nicht in der Lage
seien, diakonische Arbeit zu leisten, weil sie ueber keine
Ressourcen oder Expertise verfuegten. Diese Sichtweise wurde von
den TagungsteilnehmerInnen massiv in Frage gestellt. Diakonie
gehoere zur Berufung aller Kirchen und aller ChristInnen in de
Welt.

Die Kirchen haetten die Strukturen und Formen von Gewalt * wie z.
B. Gewalt in der Familie * allzu oft uebersehen, toleriert und
sogar legitimiert. Eine Kultur des Schweigens angesichts von
Gewalt und der ihr zugrunde liegenden Ungerechtigkeiten gefaehrde
jedoch die prophetische Stimme der Kirchen und muesse in Frage
gestellt werden. Wenn Kirchen aktive Friedensarbeit leisten,
muessten sie mit anderen Religionen, Organisationen und Bewegungen
der Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, so eine Forderung der
Diakoniekonsultation.

Kulturelle Wertvorstellungen und Praktiken, die Gewalt verbreiten
oder foerdern, muessten abgelehnt werden. Die Menschen, die dazu
beitragen, Bruecken zu bauen und Frieden zu schaffen, braeuchten
jedoch Ermutigung. Toleranz und Offenheit fuer andere Kulturen im
Geiste gegenseitigen Respekts sollten gefoerdert werden.

Mit Blick auf die gerade im suedlichen Afrika rasant sich
ausbreitenden HIV/AIDS-Pandemie forderten die
TagungsteilnehmerInnen die Kirchen auf, das Schweigen zu brechen,
*die diese schmerzliche Realitaet im Leib Christi uebergeht".
Kulturelle Ueberzeugungen, Praktiken und Traditionen muessten
hinterfragt werden, wenn sie zur Verbreitung von HIV/AIDS
fuehrten. Zwischen HIV/AIDS, Armut und Gewalt bestehe eine
dynamische Wechselbeziehung. Dazu gehoere auch die strukturelle
Gewalt, die durch die Ungleichbehandlung der Geschlechter
entstehe.

Anstatt das HIV/AIDS-Problem aengstlich oder moralisierend
anzugehen, sollten die Kirchen seelsorgerlich helfen und
diejenigen, die mit HIV/AIDS infiziert sind, bedingungslos
akzeptieren. *Wir muessen aus unseren sicheren Nischen
hervorkommen und die Betroffenen so begleiten, dass ihre Rechte
und ihre Selbstachtung gestaerkt werden."

Die Kirchen wurden aufgefordert, ihre Stimme deutlicher zu erheben
und globale Mechanismen zu fordern, die die sozialen,
wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Rechte derer
schuetzen, die in allen Gesellschaften von Ausgrenzung bedroht
seien. *Ueber ihre nationalen und internationalendiakonischen
Organisationen muessen die Kirchen besser fuer diejenigen
eintreten, die in Armut, Not und Unterdrueckung leben."
Gleichzeitig muessten die Kirchen arme Gemeinschaften und
marginalisierte Menschen auch weiterhin mit allen ihnen zur
Verfuegung stehenden Mitteln und mit ihrer ganzen Erfahrung in
ihrem Kampf um Entwicklung unterstuetzen.

Die Globale LWB-Konsultation Diakonie wurde von der LWB-Abteilung
fuer Weltdienst (AWD) in Zusammenarbeit mit den LWB-Abteilungen
fuer Mission und Entwicklung (AME) sowie fuer Theologie und
Studien (ATS) organisiert. Gastgeberinnen der Tagung sind die
Evangelisch-Lutherische Kirche im Suedlichen Afrika, die
Evangelisch-Lutherische Kirche im Suedlichen Afrika (Kapkirche),
die Evangelisch-Lutherische Kirche im Suedlichen Afrika (N-T), die
Brueder-Unitaet in Suedafrika sowie die Lutherische Gemeinschaft
im Suedlichen Afrika (LUCSA). (833 Woerter)

Fuer weitere Informationen zur LWB-Konsultation Diakonie in
Johannesburg wenden Sie sich bitte an Dirk-Michael Groetzsch,
Deutscher Redakteur (LWI), Mobil: +27.(0)82.513.2982 oder
+41.78.720.8021, E-Mail: dmg@lutheranworld.org oder an das
LWB-Buero fuer Kommunikationsdienste, Postfach 2100, CH-1211 Genf
2, Schweiz, Tel:+41.22.791.6354, Fax: +41.22.791.6630, E-Mail:
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
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angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
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Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
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humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

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