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Malawi: "Helfen Sie - wir drohen zu verhungern."


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Wed, 04 Dec 2002 11:52:45 -0600

LWB unterstuetzt DorfbewohnerInnen von Kajuni im Kampf gegen
Duerre und Hunger
 
Kajuni (Malawi)/Genf, 3. Dezember 2002 (LWI) - Es ist ein heisser,
trockener Tag und die geringste Bewegung wirbelt Staub auf. Als
wir im Dorf Kajuni halten, ist unser Wagen mit einer dicken
Staubschicht bedeckt. Kajuni liegt in der Provinz Chikwawa im
Sueden Malawis, einer der vielen von der Duerre heimgesuchten
Regionen des Landes im suedlichen Afrika.

Der Wassermangel ist nicht zu uebersehen. Weit und breit gibt es
keinen feuchten Boden, sondern nur unfruchtbare Erde zwischen
kleinen Lehmhuetten. Wie in zahlreichen anderen Doerfern waechst
auch hier nicht viel.

Es gibt jedoch Alternativen. Die DorfbewohnerInnen von Kajuni sind
aktiv am Kampf gegen den Hunger beteiligt sowie gegen das
schlimmste denkbare Schicksal: den Hungertod. In Kajuni ist die
Alternative der neue Dorfbrunnen, der allmaehlich Gestalt annimmt.
In vier Metern Tiefe arbeitet Christopher hart, er graebt Steine
aus dem lehmigen und zaehen Boden aus.

Das Brunnenprojekt zur Gewinnung von sauberem Trinkwasser sei ein
sichtbares Zeichen der Anstrengungen des Evangelisch-Lutherischen
Entwicklungsprogramms (ELEP), den Hunger zu bekaempfen, betont
Christone Muthubule, ELEP-Projektleiterin in Chikwawa. "Wasser ist
die Grundvoraussetzung fuer das Anpflanzen von Mais. Und genau das
wollen wir. Denn Mais ist hier die wichtigste Feldfrucht." Das
ELEP in Malawi gehoert zu den Laenderprogrammen des Lutherischen
Weltbundes (LWB) und steht unter Leitung der LWB-Abteilung fuer
Weltdienst (AWD). Es wurde 1989 auf Bitten der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Malawi und der Regierung
Malawis ins Leben gerufen. Wichtigstes Ziel war Hilfe fuer
mosambikanische Fluechtlinge, die damals ins Land gekommen waren.

In der Vergangenheit funktionierte die Landwirtschaft in Kajuni
ohne groessere Schwierigkeiten. Sie produzierte ausreichend
Lebensmittel fuer den Eigenbedarf. Im vergangenen Jahr aenderte
sich jedoch die Situation. Zu Jahresbeginn gab es \berflutungen
und die gesamte Ernte wurde weggeschwemmt. Als sich das Wasser
zurueckzog, kam die Duerre. Waehrend einer normalen Duerreperiode
koennen die Menschen mit Knollenfruechten wie Maniok und suessen
Kartoffeln ueberleben. Aber selbst diese wurden vernichtet, als
die Erde austrocknete. Gegenwaertig ueberleben die
DorfbewohnerInnen mit wenigen verbliebenen Knollenfruechten und
Wurzeln sowie wilden Fruechten, die gewoehnlich als ungeniessbar
gelten. Das Essen ist keineswegs nahrhaft. Es bleibt aber keine
andere Wahl. Es geht einfach darum, irgend etwas im Magen zu
haben.

Die Kinder sind schwach und unterernaehrt. Ein Dorfbewohner sagte
zu uns: "Helfen Sie - wir drohen zu verhungern. Wenn wir in den
naechsten paar Monaten keine Hilfe bekommen, ist zu erwarten, dass
viele den Hungertod sterben. Schon jetzt leiden vielen an
Krankheiten, die mit dem Hunger einhergehen. Nahrung ist nach wie
vor zu haben, doch zu unerschwinglichen Preisen. Fuer Nahrung, die
wir uns leisten koennen, muessen wir bis nach Mosambik gehen."
Deswegen sind viele Maenner weggegangen, um Geld fuer
Nahrungsmittel zu verdienen.

Das ELEP versucht in Kajuni neue Aktivitaeten zu initiieren, die
den Menschen ein Grundeinkommen zur Sicherung des Lebensunterhalts
garantieren sollen. Fischfang und Fischzucht wurden in einigen
Gebieten der Provinz eingefuehrt. Mit der Fischzucht kann die
lokale Bevoelkerung auf unkomplizierte Weise Geld verdienen und
eine Grundlage fuer die Zukunft aufbauen. Fuer LWB-Vertreter Dr.
Eliawony Meena aus Blantyre (Malawi) gibt es keinen Zweifel
darueber, was getan werden sollte. "Es ist wichtig, dass wir
finanzielle Mittel erhalten, um die laufende Unterstuetzung in der
Gegend ausweiten zu koennen. Wir haben bereits eine Vielzahl von
Projekten, die zur Verbesserung der landwirtschaftlichen
Produktion dienen. Es ist tragisch, dass die Duerre diese
Entwicklung verlangsamt."

Ein weiteres ELEP-Projekt ist eine neue Gaertnerei fuer
Feldfruechte, die resistent sind gegen Duerre und dreimal im Jahr
geerntet werden koennen. Frauen zuechten die kleinen Setzlinge,
die dann an DorfbewohnerInnen weitergegeben werden, die
Feldfruechte anbauen.

Inzwischen hat Christopher bei seinem Brunnenbau eine Pause
eingelegt. Das erste Wasser hat eben durch den Brunnengrund zu
sickern begonnen. Er muss jedoch noch 1,5 bis 2 Meter weiter
graben, damit der Schacht tief genug ist, um den Brunnen auch in
laenger anhaltenden Duerreperioden vor dem Austrocknen zu
bewahren. Erst dann koennen die BewohnerInnen von Kajuni ihre
Felder neu bestellen. (650 Woerter)
 
(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Michael Jensen aus Kopenhagen
(Daenemark) nach einem Besuch des LWB-Laenderprogramms in Malawi.) 
 
Dieser Beitrag gehoert zu einer Feature-Serie der Lutherischen
Welt-Information (LWI) zum Thema der Zehnten LWB-Vollversammlung
2003 "Zur Heilung der Welt". Die Serie beleuchtet die Relevanz des
Vollversammlungsthemas in den verschiedenen regionalen und lokalen
Kontexten der weltweiten lutherischen Gemeinschaft und stellt
Projekte der Versoehnung und Heilung vor angesichts weltweiter
Bedrohung. Die Zehnte LWB-Vollversammlung findet vom 21. - 31.
Juli 2003 in Winnipeg (Manitoba/Kanada) statt.

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