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LWB kritisiert Behandlung KommunikatorInnen in Simbabwe


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 13 Feb 2003 13:29:27 -0600

LWB-Generalsekretaer Noko kritisiert Behandlung internationaler
kirchlicher KommunikatorInnen durch simbabwische Behoerden
Lutherischer Weltbund ist keine politische Organisation und
vertritt keine parteipolitischen Positionen

Genf, 13. Februar 2003 (LWI) - Der Generalsekretaer des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat scharf
gegen die Behandlung der kirchlichen KommunikatorInnen, die
kuerzlich von der oertlichen Polizei in Zvishavane (Simbabwe) 400
Kilometer suedlich der Hauptstadt Harare festgehalten wurden,
protestiert.

Die Gruppe kirchlicher KommunikatorInnen habe an einer vom LWB
organisierten Reise vom 24. bis 28. Januar nach Simbabwe
teilgenommen und sei legal in das Land eingereist, so
LWB-Generalsekretaer Noko in einem heute veroeffentlichten
Schreiben an den Stellvertretenden Innenminister Simbabwes, Rugare
Gumbo. Anlass der Reise sei gewesen, auf die HIV/AIDS-Pandemie und
die Nahrungsmittelknappheit im suedlichen Afrika hinzuweisen sowie
weltweit zur Unterstuetzung fuer die Nothilfe und
Entwicklungsarbeit in der Region aufzurufen.

Er sei "empoert ueber die Verdaechtigungen, die Unhoeflichkeit und
die Drohungen der simbabwischen Behoerden gegenueber dieser Gruppe
von KommunikatorInnen, die beabsichtigten, um Unterstuetzung fuer
die humanitaere Nothilfe im suedlichen Afrika zu werben", so Noko
in seinem offenen Brief. Weiterhin hoffe und erwarte er, "dass im
Blick auf die beschriebenen Umstaende die Regierung Simbabwes die
schriftliche Erklaerung und Entschuldigung vorlegen wird, die ganz
offensichtlich angebracht ist".

Der LWB-Generalsekretaer stellt fest, dass die ermittelnden
simbabwischen BeamtInnen den TeilnehmerInnen der Reise "muendlich
mit Haft drohten, noch bevor die Ermittlungen ueberhaupt
abgeschlossen waren". Obwohl letztendlich kein Verfahren gegen die
Gruppe angestrengt worden sei, seien die Mitglieder der Gruppe
mehrere Tage lang als Verdaechtige behandelt worden. Am Flughafen
in Harare sei zudem der Rechtsanwalt der Gruppe daran gehindert
worden, mit den KommunikatorInnen Kontakt aufzunehmen.

Die Gruppe, die am spaeten Abend des 28. Januar unter schwerer
Polizeibewachung nach Harare zurueckgebracht worden war, sei bei
ihrer Ankunft in Harare zudem vor die Alternative gestellt worden,
entweder in Polizeigewahrsam zu bleiben oder sich zum Flughafen zu
begeben. Obwohl es zu diesem Zeitpunkt fast Mitternacht war, sei
ihnen nicht gestattet worden, die Nacht in einem Hotel zu
verbringen. Die Gruppe war am 29. Januar zum zweiten Teil des
geplanten Besuchsprogramms nach Malawi weitergereist, die
konfiszierten Paesse und Flugtickets wurden von den simbabwischen
Behoerden direkt an das Flugpersonal ausgehaendigt.

In seinem Schreiben nimmt der LWB-Generalsekretaer direkt Bezug
auf den einheimischen Journalisten, Fanuel Jongwe, von "The Daily
News", einer unabhaengigen Zeitung in Simbabwe, der die fuenf
internationalen KommunikatorInnen aus Deutschland, Finnland, Kenia
und den USA begleitete: "Es trifft zu, dass Herr Jongwe an dem vom
LWB organisierten Besuchsprogramm teilgenommen hat. Wie alle
BuergerInnen Simbabwes hat er das verfassungsmaessige Recht auf
seine eigenen politischen Ansichten und darauf, sie frei zu
aeussern, wie es aus dem Kampf um Gerechtigkeit, Freiheit,
Demokratie und Unabhaengigkeit in Simbabwe erwachsen ist."

Noko stellt weiterhin klar, "dass der Lutherische Weltbund keine
politische Organisation ist und keine parteipolitischen Positionen
vertritt". Ziel der Arbeit des LWB sei, "die Foerderung der
Achtung und des Schutzes der Menschenwuerde, die uns von Gott
gegeben ist, als grundlegendes Element unseres christlichen
Glaubens und Zeugnisses". (481 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollstaendigen Wortlaut des Schreibens
von LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko an den
Stellvertretenden Innenminister Simbabwes, Rugare Gumbo:

Sehr geehrter Herr Minister,

mit diesem Schreiben moechte ich Stellung nehmen zu den Vorfaellen
vom 24. bis 28. Januar 2003, als eine Gruppe von kirchlichen
KommunikatorInnen, die an einer vom Lutherischen Weltbund (LWB)
organisierten Reise teilnahmen, festgehalten und verhoert wurde.
Die betreffenden Personen waren vom LWB zu einem Besuchsprogramm
im suedlichen Afrika entsandt, das darauf ausgerichtet war,
international das Bewusstsein fuer die kritische humanitaere Lage
in der Region zu staerken.

Die gegenwaertig in Simbabwe geltenden Gesetze und Verordnungen
sehen besondere Bestimmungen fuer kirchliche KommunikatorInnen
vor. Der LWB hatte diese Gruppe von KommunikatorInnen mit einem
Auftrag entsandt, der im Bezug stand zur Arbeit des Weltbundes in
der Region. Entsprechend den geltenden Bestimmungen war ihre Reise
den Behoerden in Simbabwe angekuendigt und sie waren bei diesen
registriert worden.

Nachdem die Mitglieder der Gruppe verhoert worden waren, sprach
ich persoenlich mit Ihnen und Herrn Baiwa, dem Leiter der
Kriminalpolizei, um die Zielsetzungen des Besuchsprogramms zu
erlaeutern und die Aufgabenstellung der Gruppe von
KommunikatorInnen fuer ihren Besuch in Simbabwe klarzustellen.
Trotz dieser Erlaeuterung und Klarstellung wurden die Mitglieder
der Gruppe mehrere Tage lang als Verdaechtige behandelt.

Bei unserem Gespraech hatten Sie mich aufgefordert, zu erklaeren,
warum unsere KommunikatorInnen im engen Kontakt mit Herrn Fanuel
Jongwe, einem simbabwischen Journalisten, den Sie als Gegner der
Regierung betrachten, gesehen worden seien.

Es trifft zu, dass Herr Jongwe an dem vom LWB organisierten
Besuchsprogramm teilgenommen hat. Wie alle BuergerInnen Simbabwes
hat er das verfassungsmaessige Recht auf seine eigenen politischen
Ansichten und darauf, sie frei zu aeussern, wie es aus dem Kampf
um Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie und Unabhaengigkeit in
Simbabwe erwachsen ist. Diese Werte inspirierten all jene, die
sich fuer Simbabwes Unabhaengigkeit einsetzten. Ihre Achtung
verleiht der Unabhaengigkeit ihren Sinn.

Bei unserem Gespraech legte ich Ihnen dar, dass der Lutherische
Weltbund keine politische Organisation ist und keine
parteipolitischen Positionen vertritt. Unser Ziel ist die
Foerderung der Achtung und des Schutzes der Menschenwuerde, die
uns von Gott gegeben ist, als grundlegendes Element unseres
christlichen Glaubens und Zeugnisses. Die Evangelisch-Lutherische
Kirche in Simbabwe und der Lutherische Entwicklungsdienst
(Lutheran Development Service), die die Gruppe von
LWB-KommunikatorInnen eingeladen hatten und deren GastgeberInnen
waren, stehen auf demselben Standpunkt. Ich weiss, dass Ihnen dies
bekannt ist, da die lutherische Kirche in Ihrem eigenen Wahlkreis
praesent und aktiv ist.

In Simbabwe und anderswo arbeiten wir mit Menschen in Not,
ungeachtet ihrer persoenlichen, politischen oder religioesen
Hintergruende. Wie Ihnen ebenfalls bekannt sein muss, ist der LWB
seit 1980 in Simbabwe in den Bereichen Gemeinwesenentwicklung,
Bildung und Gesundheit aktiv, ohne jegliche Diskriminierung der
Einzelpersonen oder Gruppen, denen wir Hilfe leisten. Im Rahmen
dieser Aktivitaeten haben wir, gemeinsam mit anderen
glaubwuerdigen Partnern im Land, mit der Regierung von Simbabwe
zusammengearbeitet und bisher auch im Gegenzug die Bereitschaft
zur Zusammenarbeit erlebt.

Hiermit moechte ich insbesondere gegen die Behandlung
protestieren, die den Mitgliedern der Gruppe von
LWB-KommunikatorInnen zuteil wurde. Obwohl sie alle in der
Annahme, dass Anklage gegen Sie erhoben wuerde, bei der Polizei in
Zvishane ihre Aussage machten, wurde letztendlich kein Verfahren
gegen sie angestrengt. Und obwohl ihnen anscheinend im Voraus
angekuendigt wurde, dass sie des Landes verwiesen werden sollten,
geschah dies dann nicht, es wurde lediglich die Genehmigung fuer
ihren Besuch in Simbabwe widerrufen. Die Formulierung der an die
Mitglieder der Gruppe am fruehen Morgen des 29. Januar bei ihrer
Ankunft am Flughafen Harare ausgehaendigten offizielle
Benachrichtigung bestaetigt dies.

Die Mitglieder der Gruppe haben mir berichtet, dass trotz dieser
Sachlage die ermittelnden BeamtInnen aus Gweru ihnen muendlich mit
Haft drohten, noch bevor die Ermittlungen ueberhaupt abgeschlossen
waren. Sie kehrten unter schwerer Polizeibegleitung nach Harare
zurueck. Bei ihrer Ankunft dort wurden Sie vor die Alternative
gestellt, entweder in Polizeigewahrsam zu bleiben oder sich zum
Flughafen zu begeben, obwohl es zu diesem Zeitpunkt fast
Mitternacht war und ihr Weiterflug erst um 12:30 Uhr am folgenden
Tag erfolgte. Es wurde ihnen nicht gestattet, diese Zeit in einem
Hotel zu verbringen. Am Flughafen wurde zudem ihr Rechtsanwalt
daran gehindert, mit der Gruppe Kontakt aufzunehmen. Diese
Behandlung ist fuer mich unverstaendlich und inakzeptabel,
besonders, da saemtliche Anklagepunkte gegen die Gruppe fallen
gelassen worden waren und ihnen in jedem Fall das
unveraeusserliche Recht auf Kontakt mit ihrem Anwalt zustand.

Lassen Sie mich nochmals wiederholen, dass der LWB diese Gruppe in
gutem Glauben und in vollem Bewusstsein der politischen Probleme
in Simbabwe sowie zwischen der simbabwischen Regierung und anderen
Regierungen entsandt hatte, angesichts der dringenden
Notwendigkeit, die internationale Unterstuetzung fuer die
humanitaere Hilfe im Zusammenhang mit der Duerre und der
fortgesetzten HIV/AIDS-Pandemie, unter denen Simbabwe und die
gesamte Region leiden, zu foerdern. Wegen eben dieser
unparteiischen humanitaeren Ziele hatten wir uns zu dem Besuch in
Simbabwe entschlossen, zu einem Zeitpunkt, da von Reisen nach
Simbabwe abgeraten wird, ja gar Reiseverbote bestehen. Mit Hilfe
dieses Besuchsprogramms wollten wir um zusaetzliche finanzielle
Unterstuetzung fuer Hilfsprogramme in der Region werben. Sie
werden verstehen, dass diese Ereignisse in Simbabwe die Aussichten
auf weitere Zusagen, die es uns ermoeglichen, einen wirkungsvollen
Beitrag zum Kampf gegen die humanitaeren Katastrophen in Simbabwe
zu leisten, erheblich beeintraechtigen werden. Darueber hinaus hat
das Vorgehen der Behoerden in dieser Angelegenheit das
internationale Ansehen Simbabwes zweifellos noch staerker
beschaedigt.

Ich bin empoert ueber die Verdaechtigungen, die Unhoeflichkeit und
die Drohungen der simbabwischen Behoerden gegenueber dieser Gruppe
von KommunikatorInnen, die beabsichtigten, um Unterstuetzung fuer
die humanitaere Nothilfe im suedlichen Afrika zu werben.

Herr Minister, nun bleibt mir die schwierige Aufgabe, die 136
Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes, denen weltweit etwa
62 Millionen Menschen in ueber 70 Laendern angehoeren, ueber das
Geschehen in den Tagen vom 24. bis 28. Januar 2003 zu informieren
und es zu erklaeren. Innerhalb unserer Gemeinschaft und ueber sie
hinaus hat diese Angelegenheit bereits erhebliche Aufmerksamkeit
erregt. Ich hoffe und erwarte weiterhin, dass im Blick auf die
beschriebenen Umstaende die Regierung Simbabwes die schriftliche
Erklaerung und Entschuldigung vorlegen wird, die ganz
offensichtlich angebracht ist.

Hochachtungsvoll

Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretaer

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
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***
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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