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Europaeische Frauen: Kirche soll selbst eine Alternative anbieten


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 27 Feb 2003 13:17:44 -0600

Pluralismus erschwert europaeischer Jugend die Entwicklung einer
christlichen Identitaet

Wien (Oesterreich)/Genf, 27. Februar 2003 (LWI) - Die
Teilnehmerinnen des europaeischen Frauentreffens in Vorbereitung
auf die Zehnte Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes (LWB)
haben den LWB dazu aufgerufen, sich den weltweiten Bemuehungen
anzuschliessen, die die lebensspendende Bedeutung des Wassers fuer
die Welt unterstreichen wollen. Der LWB solle eine einfache und
ueberzeugende Aktion zum Thema Wasser ins Leben rufen. Wasser sei
eines der zentralen menschlichen Grundbeduerfnisse und werde in
naher Zukunft in zunehmendem Masse Ursache fuer Konflikte sein, so
die rund 20 Teilnehmerinnen in ihrem Bericht. Das Treffen fand im
Vorfeld der europaeischen Konsultation zur Vorbereitung der
Vollversammlung vom 23. bis 26. Februar in Wien (Oesterreich)
statt.

Die Vertreterinnen europaeischer LWB-Mitgliedskirchen kritisierten
die Tendenz, dass wichtige Fragen an den Rand gedraengt und
ignoriert wuerden, nur weil sie mit dem Etikett Frauenthemen
versehen worden seien. In ihrem Bericht betonten sie, dass nach
ihrer Auffassung die zu diskutierenden Themen nicht
ausschliesslich Frauen betraefen, sondern allgemeine Themen seien,
die von Frauen und Maennern gemeinsam behandelt werden sollten.

Sie seien sich der Schuld bewusst, erklaerten die Teilnehmerinnen,
die die Mehrheit der EuropaeerInnen mit ihrer "Habgier" und ihrem
"masslosen Konsum" auf sich geladen haetten und wodurch andere
Menschen und die Umwelt ausgebeutet wuerden. Hinterfragt wurde der
Glauben, dass Wirtschaftswachstum und Profit die einzig moeglichen
Kriterien seien, die Entwicklung auf Kosten der Menschenrechte,
der Gerechtigkeit und der Solidaritaet bestimmten. Die Kirche
sollte unterstreichen, dass es Hunderte von Alternativen gebe und
selbst eine Alternative anbieten, forderten die europaeischen
Frauen.

Mehrheit ist gefordert, Anteil an Ausbeutung von Mensch und Natur
zu bekennen
Die europaeischen Jugenddelegierten der LWB-Vollversammlung, die
an der vorbereitenden Konsultation in Wien teilnahmen, erklaerten
in ihrem Bericht, dass nach wie vor manche Kirchen Schwierigkeiten
haetten, jungen Menschen echte Mitsprache bei relevanten Fragen
einzuraeumen. Damit vertieften diese Kirchen die Kluft zwischen
den Generationen.

Die Gesellschaften, in denen sie lebten, seien einem raschen
Wandel unterworfen, Autoritaet und Normen wuerden kontinuierlich
in Frage gestellt, so die Jugenddelegierten. Dies stelle eine der
Herausforderungen dar, vor denen sie als junge ChristInnen in
Europa gemeinsam stuenden, zumal es schwierig sei, in einer
pluralistischen Gesellschaft eine christliche Identitaet zu
entwickeln. Auch das Aufeinanderprallen konservativer und
liberaler Werte in Kirche und Gesellschaft im oestlichen Teil
Europas stelle ein Konfliktpotential dar. Im Westen Europas seien
Jugendliche mit einer grossen Vielfaeltigkeit innerhalb der
Kirchen konfrontiert, was dazu fuehre, dass sie zwischen den
Fronten eines biblischen Fundamentalismus einerseits und eines
totalen Relativismus andererseits stuenden.

Mit Blick auf die "Last der Geschichte" in den ehemals
kommunistischen Laendern Europas betonten die europaeischen
Jugenddelegierten, dass immer noch Schranken in der Gesellschaft
und innerhalb der Gemeinden bestuenden, dies beduerfe der Heilung.
Sie sorgten sich insbesondere um Mitglieder von Minderheitskirchen
und Minderheitsgruppen, die unter gesellschaftlicher Ausgrenzung
litten.

Die aus verschiedenen Teilen der LWB-Mitgliedskirchen laut
gewordene Besorgnis im Blick auf Globalisierung, Konsumdenken und
Umweltprobleme wurde von den Jugenddelegierten ausdruecklich
geteilt. "Apathie und das Gefuehl der Machtlosigkeit laehmen",
betonten sie in ihrem Bericht. Waehrend einige Laender in erster
Linie Opfer des Geschehens seien, sei die "Mehrheit von uns jedoch
gefordert, den Anteil, den wir an der Ausbeutung von Mensch und
Natur haben, zu bekennen".

Die europaeische Vorbereitende Konsultation zur Vollversammlung
war die zweite von insgesamt fuenf regionalen Tagungen im Vorfeld
der Zehnten LWB-Vollversammlung, die sich aus der Perspektive der
verschiedenen Regionen mit Thema und Inhalt der Vollversammlung
beschaeftigen. An der europaeischen Konsultation nahmen rund 80
Personen teil, darunter ueber 60 Vollversammlungsdelegierte der
europaeischen LWB-Mitgliedskirchen.

Die Zehnte LWB-Vollversammlung zum Thema "Zur Heilung der Welt"
findet vom 21. bis 31. Juli 2003 in Winnipeg (Kanada) statt.
Gastgeberin ist die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada
(ELKIK). In Winnipeg werden etwa 1.000 TeilnehmerInnen erwartet,
einschliesslich der 436 Delegierten aus den 136
LWB-Mitgliedskirchen. Die Vollversammlung ist das oberste
Entscheidungsgremium des LWB und tritt in der Regel alle sechs
Jahre zusammen. (636 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
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Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
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