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Betroffene von HIV/AIDS brauchen Gerechtigkeit, nicht Mitleid


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 20 Mar 2003 16:26:51 -0600

Betroffene von HIV/AIDS brauchen Gerechtigkeit, nicht Mitleid
AIDS-Konsultation der lateinamerikanischen LWB-Mitgliedskirchen
tagt in Venezuela

Catia la Mar (Venezuela)/Genf, 20. Maerz 2003 (LWI) - Pfr. Akos
Puky, Praesident der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Venezuela,
hat die lutherischen Kirchen Lateinamerikas aufgerufen, sich den
Herausforderungen der HIV/AIDS-Pandemie zu stellen. "AIDS stellt
eine humanitaere Katastrophe dar, vor der die Kirchen ihre Augen
nicht verschliessen duerfen", betonte Puky auf einer Konsultation
zum Thema HIV/AIDS der lateinamerikanischen Mitgliedskirchen des
Lutherischen Weltbundes (LWB), die vom 18. bis 21. Maerz im Catia
la Mar in der Naehe der venezolanischen Hauptstadt Caracas
stattfindet.

An der Konsultation nehmen auf Einladung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Venezuela rund 30
VertreterInnen der lateinamerikanischen LWB-Mitgliedskirchen,
oekumenische Beobachter und VertreterInnen von
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) teil. Ziel der Tagung ist es,
die im Mai 2002 in der kenianischen Hauptstadt Nairobi offiziell
vom LWB gestartete weltweite Kampagne gegen HIV/AIDS auf
regionaler Ebene aufzunehmen und einen konkreten Aktionsplan fuer
die LWB-Mitgliedskirchen der Region zu erarbeiten. Grundlage der
weltweiten LWB-Kampagne gegen HIV/AIDS ist der im Januar 2002
erarbeitete LWB-Aktionsplan "Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung:
Kirchen reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie".

An der Eroeffnung der Tagung in Catia la Mar nahm auch Dr. Deisy
Matos, Direktorin des Programms fuer AIDS und sexuell
uebertragbare Krankheiten des venezolanischen
Gesundheitsministerium, teil. Matos betonte ihre prinzipielle
Offenheit, mit allen interessierten Gruppen der Gesellschaft zur
Bekaempfung von HIV/AIDS zusammenzuarbeiten. "Mit besonderem
Interesse werde ich die Resultate dieser Konsultation
entgegennehmen. Wir sehen gute Chancen fuer eine Zusammenarbeit",
erklaerte Matos. In ihrem Einleitungsreferat bezog sie sich auf
die enge Kooperation mit "Acci'on Ecum'enica", eine der
lutherischen Kirche in Venezuela nahestehende NGO, die in
Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium wichtige
Aufklaerungsarbeit leistet. Die Arbeit von Acci'on Ecum'enica wird
auch vom LWB unterstuetzt.

Mit Nachdruck forderte Matos die Einfuehrung von erschwinglichen
Medikamenten (Generika) zur AIDS-Behandlung. "Zur Zeit gibt der
Staat (Venezuela) jaehrlich 27 Millionen US-Dollar fuer die
Behandlung von AIDS-PatientInnen aus. Dies ist mittelfristig nicht
einmal fuer ein Erdoel exportierendes Land wie Venezuela
durchzuhalten", so Direktorin Matos. Sie erhofft sich gerade von
den Kirchen einen entschiedenen Impuls in der weltweiten
Diskussion zu diesem Thema.

Pfr. Lisandro Orlov von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen
Kirche (IELU) in Argentinien und Uruguay wuerdigte in seinem
Referat die weltweite LWB-Kampagne gegen HIV/AIDS und betonte, die
Arbeit des LWB zum Thema AIDS reiche bis ins Jahr 1988 zurueck,
als der LWB als Ergebnis der Seelsorgekonsultation des LWB ueber
AIDS im Maerz 1988 in Kaiserswerth (Deutschland) die Publikation
"Seelsorgerische Arbeit in Bezug auf AIDS" (LWB-Dokumentation Nr.
25) veroeffentlichte. Besondere Bedeutung habe die seelsorgerische
und auf Gerechtigkeit zielende Arbeit der Kirchen, betonte Orlov.
"In meiner Arbeit und Erfahrung mit Menschen, die mit dem
AIDS-Virus leben, habe ich noch nie erlebt, dass auch nur eine/r
um Mitleid gebeten hat. Diese Menschen brauchen kein Mitleid. Sie
brauchen Gerechtigkeit", so der argentinische Pfarrer, der seit
1986 eine oekumenische und solidarische Initiative der IELU fuer
Menschen mit HIV/AIDS koordiniert und gemeinsam mit einem Team von
14 weiteren Pfarrern und HelferInnen pro Jahr rund 200 Menschen
mit HIV/AIDS besucht und betreut.

Zugleich schlug Orlov vor, den Begriff "Zuwendung" (care) aus dem
Titel der LWB-Kampagne gegen HIV/AIDS dahingehend neu zu
interpretieren, dass er als solidarisches Eingreifen verstanden
werde. Er setzte sich entschieden fuer eine Praeventionsarbeit der
Kirchen ein, die auch den Gebrauch von Verhuetungsmittel mit
einbeziehe. "Eine Verengung der kirchlichen Aktion auf eine
alleinige Praeventionsstragie waere fuer die Kirche ebenso
unangemessen wie deren komplette Ignorierung oder gar
Zurueckweisung."

Bei der viertaegigen Konsultation der lateinamerikanischen
LWB-Mitgliedskirchen soll ein regionaler Aktionsplan erarbeitet
werden, ueber den die Konferenz der Bischoefe und PraesidentInnen
der lutherischen Kirchen Lateinamerikas im April abstimmen wird.
Das Dokument soll auch auf der vom 6. bis 9. April in San Salvador
(El Salvador) stattfindenden lateinamerikanischen Vorbereitenden
Konsultation zur Vollversammlung des LWB diskutiert werden.

Als wichtig und bereichernd wurde von allen TeilnehmerInnen die
Anwesenheit oekumenischer Gaeste und von VertreterInnen regionaler
NGOs sowie von Betroffenen bewertet. "Damit setzen wir zumindest
einen Teil des LWB-Aktionsplans bereits um", betonte das
Organisationsteam der Tagung. Dort werde als Ziel formuliert, die
Isolation aufzubrechen, in der Kirchen haeufig agieren. AIDS
koenne nur im Rahmen einer Aktion aller offenen und interessierten
Sektoren der Gesellschaft effektiv bekaempft werden.

Ziel der LWB-Kampagne ist, in den Mitgliedskirchen eine offene
Diskussion ueber HIV/AIDS anzustossen und sie darin zu
unterstuetzen, aktiv und mutig der HIV/AIDS-Pandemie zu begegnen.
Der LWB-Aktionsplan beinhaltet auch die Forderung, Unterstuetzung
und Ressourcen, einschliesslich finanzieller Mittel, fuer eine
wirksame Reaktion auf die HIV/AIDS-Pandemie zur Verfuegung zu
stellen. (726 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.

***
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