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Bis zu drei Millionen neue irakische Binnenvertriebene erwartet


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 07 Apr 2003 19:55:31 -0500

LWB und Partnerorganisation konzentrieren sich auf die Versorgung
von Binnenvertriebenen mit Wasser, Nahrungsmitteln und
Unterkuenften

Amman (Jordanien)/Genf, 7. April 2003 (LWI) - Knut Eker bereitet
sich auf die Heimreise vor. Zweieinhalb Monate lang hat der
norwegische Ingenieur in Jordanien die Aktivitaeten des Hilfswerks
der norwegischen Kirchen NCA (Norwegian Church Aid) koordiniert.
Die NCA-MitarbeiterInnen haben sich im Auffanglager der Vereinten
Nationen an der irakischen Grenze um die Wasserversorgung und die
sanitaeren Anlagen gekuemmert. Diese sind nun weitgehend
installiert, jetzt kann die Abloesung aus Norwegen das Projekt
uebernehmen. An seinem letzten Arbeitstag verhindert ein heftiger
Sandsturm, dass Knut Eker nochmals im Auffanglager den Fortgang
der Arbeiten kontrolliert. Nur mit einer Schutzbrille haetten sie
ueberhaupt etwas sehen koennen, sagt Eker.

Das vom Fluechtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR)
betreute Lager steht bereit, doch sind bisher keine Fluechtlinge
eingetroffen. "Kein/e IrakerIn ist bislang gekommen", bestaetigt
Eker, der sich vor drei Wochen schon auf seinen Einsatz in Bagdad
vorbereitete. Dort setzt NCA seit Jahren Klaerwerke instand. Eker
sollte MitarbeiterInnen in der Technik der Wasseraufbereitung
schulen. Der drohende Krieg machte die Plaene Ekers zunichte.

Kurz vor Kriegsbeginn hat das norwegische Hilfswerk vier
Wasseraufbereitungsanlagen in den Irak geschickt. Zwei versorgen
das groesste Krankenhaus in Bagdad. Wo die anderen beiden im
Einsatz sind, ist nicht in Erfahrung zu bringen, da die
Telefonverbindungen mit Bagdad nicht mehr funktionieren. NCA ist
Mitglied von ACT (Action by Churches Together - Kirchen helfen
gemeinsam), einem weltweiten Netzwerk von Kirchen und
Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen fuer Menschen in
Not gemeinsam koordinieren. Der Lutherische Weltbund (LWB) gehoert
zu den Gruendungsmitgliedern von ACT, das im Oekumenischen Zentrum
in Genf angesiedelt ist.

Obwohl die Fluechtlingsstroeme ausgeblieben sind, haelt das
UN-Fluechtlingshilfswerk dennoch die Lager bereit. Auch im letzten
Golfkrieg 1991 seien in den ersten beiden Kriegswochen weniger als
19.000 Fluechtlinge gekommen, betont UNHCR-Sprecher Peter Kessler
in der jordanischen Hauptstadt Amman. Decken, Zelte, Matratzen,
Kochgeschirr, Wasserkanister und Hygieneartikel fuer 300.000
Personen liegen bereit.

In den vergangenen drei Wochen hat Bobby Waddell, Leiter des
Laenderprogramms der LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD) in
Kenia/Sudan, als LWB/AWD-Sondervertreter in Amman fungiert. Sein
Blick war dabei staerker in die Zukunft gerichtet. Die
gegenwaertigen Planungen sehen vor allem die Verteilung von
Nahrungsmitteln sowie den Aufbau von Unterkuenften fuer
Binnenvertriebene im Irak vor. Dass auf diesem Feld
Handlungsbedarf besteht, steht fuer die Vereinten Nationen ausser
Frage. Diese verwiesen in Amman darauf, dass die Zahl der
Binnenvertriebenen im Irak schon jetzt die Millionengrenze
ueberschritten habe.

Moeglicherweise kann schon in den kommenden Tagen mit der
Umsetzung der umfangreichen Planung begonnen werden. Wie ein
Mitarbeiter von NCA, der gerade von einer Erkundungsfahrt in die
suedirakische Stadt Umm Kasr zurueckgekehrt war, am Wochenende in
Amman berichtete, werde eventuell schon in den naechsten Tagen mit
dem Transport von Hilfsguetern und Ausruestung in den Suedirak
begonnen.

Die UN-MitarbeiterInnen erwarten in Folge des Krieges bis zu drei
Millionen neue irakische Binnenvertriebenen, von denen zwei
Millionen im Mittel und Suedirak sein sollen. Angenommen wird,
dass ein Viertel der Menschen in Zelten untergebracht werden muss
und ein weiteres Viertel in oeffentlichen Gebaeuden unterkommen
wird. Rund 50 Prozent haben nach UN-Angaben schon bei Verwandten
Zuflucht gefunden. Bei den Planungen fuer Fluechtlingslager im
Irak bietet der LWB entsprechend seiner langjaehrigen Erfahrungen
vor allem Unterstuetzung im Bereich der Leitung und Verwaltung der
Lager sowie der Verteilung von Hilfsguetern an. NCA hat sich
bereit erklaert, in den Fluechtlingslagern die Wasserversorgung
und den Sanitaerbereich zu uebernehmen.

Bobby Waddell steht in engem Kontakt mit den UN-Organisationen vor
Ort und ACT-Mitgliedern wie NCA (Norwegian Church Aid) und MECC
(Middle East Council of Churches - Rat der Kirchen des Nahen
Ostens) sowie mit den KollegInnen des kuerzlich in Amman
eingerichteten Regionalen ACT-Koordinationsbueros (ACT-RCO). Der
LWB unterstuetzt das Regionale ACT-Koordinationsbuero zusaetzlich
durch die Entsendung von Barry Lynam, einem Finanzexperten, der
viele Jahre fuer LWB-Laenderprogramme gearbeitet hat. Lynam soll
mit regionalen ACT-Mitgliedern im Bereich Finanzberatung und
-ausbildung zusammenarbeiten. In der kommenden Woche wird Neville
Pradhan, AWD-Programmleiter fuer Fluechtlinge und Nothilfe in
Genf, fuer eine befristete Uebergangszeit die Funktion des
LWB/AWD-Sondervertreters in Amman von Bobby Waddell, der nach
Kenia zurueckkehrt, uebernehmen. (672 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Rainer Lang.)

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