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In Wirklichkeit sind die Laender der Dritten Welt Glaeubiger der


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 09 Apr 2003 21:51:17 -0500

reichen Laender
Argentinischer Kirchenpraesident Furlan: In Wirklichkeit sind die
Laender der Dritten Welt Glaeubiger der reichen Laender
Lateinamerikanische LWB-Mitgliedskirchen fordern
LWB-Vollversammlung auf, Auslandsverschuldung fuer unrechtmaessig
und ethisch nicht vertretbar zu erklaeren

San Salvador (El Salvador)/Genf, 9. April 2003 (LWI) - Die
Auslandsverschuldung der Laender Lateinamerikas und der Dritten
Welt sei unrechtmaessig und ethisch nicht vertretbar, dies betonte
Kirchenpraesident Pfr. Angel Furlan von der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELU) in Argentinien in seiner
Ansprache auf der Vorbereitenden Konsultation zur Vollversammlung
des Lutherischen Weltbundes (LWB) fuer die Region Lateinamerika
und die Karibik, die vom 6. bis 9. April in El Salvador (San
Salvador) stattfindet.

Furlan forderte, dass die Legitimitaet der Auslandsschulden vom
Internationalen Gerichtshof in Den Haag ueberprueft werden. Die
Globalisierung, die der Menschheit eigentlich grosse Fortschritte
bringen koennte, sei in die Haende der politischen und
militaerischen Grossmaechte der Ersten Welt gefallen, so der
Praesident von rund 7.000 LutheranerInnen in Argentinien.
Insbesondere die Vereinigten Staaten von Amerika haetten der Welt
das neoliberale Wirtschaftsmodell aufgezwungen und die
Auslandsschulden der armen Laender als Druckmittel zur
Durchsetzung dieses Modells benutzt.

Er erinnerte daran, dass auf der Konferenz der Bischoefe und
KirchenpraesidentInnen (COP) der LWB-Mitgliedskirchen in
Lateinamerika und der Karibik im vergangenen Jahr in Santa Cruz
(Bolivien) drei wichtige Themen behandelt worden seien:
Auslandsverschuldung, Globalisierung und Menschenrechte. Auf
dieser Tagung sei vereinbart worden, die oekumenischen Beziehungen
zu intensivieren, um Untersuchungen ueber die Beziehung zwischen
Ethik und Wirtschaft zu foerdern, die theologische Reflexion ueber
die so genannte Auslandsverschuldung zu vertiefen und die
Auslandsschulden, die de facto bereits mehrfach zurueckgezahlt
worden seien, als unrechtmaessig und ethisch nicht vertretbar zu
brandmarken.

Diese Konferenz wie auch die Tagung der Kirchen im suedlichen Teil
Lateinamerikas im September 2002 in Florianopolis (Brasilien)
haetten beschlossen, den LWB und den Oekumenischen Rat der Kirchen
(OeRK) zu bitten, gemeinsam mit ihnen die Generalversammlung der
Vereinten Nationen zu ersuchen, den Internationalen Gerichtshof
mit der Klaerung der Rechtslage im Blick auf die aus der
Auslandsverschuldung erwachsenden Verpflichtungen zu beauftragen.

Die Auslandsverschuldung und der damit verbundene Schuldendienst,
so die Beschlussfassungen beider Konferenzen, behindere die
wirtschaftliche Entwicklung der Laender der Dritten Welt und trage
dazu bei, dass deren Lebensstandard sinke. Zudem seien diese
Schulden zum groessten Teil ohne Wissen und Nutzen fuer die
Bevoelkerung dieser Laender aufgenommen worden.

Kirchenpraesident Furlan erklaerte, dass selbst die Weltbank
einraeume, dass 30 Prozent der Kredite nie in den Laendern, die
davon angeblich profitiert haetten, eingetroffen seien, sondern
zum Kauf von Waffen und zur Finanzierung der repressiven Politik
der jeweiligen Diktaturen genutzt wurden.

Hinzu komme, so Furlan, dass die Auslandschulden Argentiniens und
anderer Laender bereits mehrfach zurueckgezahlt worden seien. Von
1976 bis 2000 seien die Schulden Argentiniens von acht Milliarden
auf 160 Milliarden US-Dollar angestiegen, Argentinien habe in
diesem Zeitraum jedoch 200 Milliarden US-Dollar zurueckgezahlt.

Zu dieser Situation habe die einseitige Steigerung der Zinssaetze
beigetragen, die in den 80er Jahren von den USA und anderen
Glaeubigerlaendern festgelegt und ihnen vom Internationalen
Waehrungsfonds und der Weltbank im Rahmen der Strukturanpassungs-
und Umstrukturierungsplaene aufgezwungen worden seien.

Der so genannte Plan Brady zur Senkung der Schuldenlast sei mit
der uneingeschraenkten Oeffnung der Wirtschaft und der Uebergabe
des nationalen Vermoegens bezahlt worden, erklaerte Furlan.
Gegenwaertig befaenden sich in Argentinien 90 Prozent der Banken
und 40 Prozent der Industrie in den Haenden des internationalen
Kapitals.

In den 80er Jahren haetten die lateinamerikanischen Laender durch
die Privatisierung staatlicher Unternehmen Einnahmen in Hoehe von
177,8 Milliarden Dollar verzeichnet. Aber allein 1999 habe sich
der Schuldendienst fuer die Laender Lateinamerikas und der Karibik
in Absprache mit dem Internationalen Waehrungsfonds auf 176,9
Milliarden Dollar belaufen.

Daher, erklaerte Furlan, muessten die lutherischen Kirchen
Lateinamerikas mit einem klar formulierten Beitrag zum Thema der
Auslandsverschuldung zur Zehnten LWB-Vollversammlung im Juli 2003
nach Winnipeg gehen, in dem diese Schulden als unrechtmaessig und
ethisch nicht vertretbar verurteilt wuerden.

Die Kampagnen, die einen Schuldenerlass forderten oder die
Zahlungsunfaehigkeit der Schuldnerlaender erklaeren wollten, seien
inakzeptabel, betonte Furlan. Vielmehr muesse immer wieder betont
werden, dass die Laender Lateinamerikas und der Dritten Welt in
Wirklichkeit Glaeubiger der reichen Laender seien, weil diese
durch ihre neoliberale Politik eine ungeheure soziale Schuld auf
sich geladen haetten.

Die Vorbereitende Konsultation zur Vollversammlung in San Salvador
bildet den Abschluss einer Reihe von regionalen
Vorbereitungstagungen im Vorfeld der Zehnten LWB-Vollversammlung,
die sich aus der Perspektive der verschiedenen Regionen mit Thema
und Inhalt der Vollversammlung beschaeftigen. Den Anfang machte
die Konsultation fuer Nordamerika, die vom 23. bis 26. Januar in
Denver (Colorado/USA) stattfand, gefolgt von Europa, 23. bis 26.
Februar in Wien (Oesterreich), Asien, 2. bis 6. Maerz in Medan
(Indonesien) und Afrika, 23. bis 26. Maerz in Nairobi( Kenia). Die
Vorbereitende Konsultation der Frauen zur Vollversammlung fand vom
14. bis 19. November 2002 in Montreux (Schweiz) statt. Den
Abschluss der vorbereitenden Konferenzen bildet im Juli 2003 eine
globale Jugendkonferenz in Guelph in der Naehe von Toronto
(Kanada).

In Winnipeg werden zur Zehnten Vollversammlung im Juli 2003 etwa
1.000 TeilnehmerInnen erwartet, einschliesslich der 436
Delegierten aus den 136 LWB-Mitgliedskirchen. Die Vollversammlung
ist das oberste Entscheidungsgremium des LWB und tritt in der
Regel alle sechs Jahre zusammen. (824 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
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***
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