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LWB-Praesident Krause trifft mit Papst Johannes Paul II. zusammen


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 11 Apr 2003 10:15:20 -0500

Gemeinden warten auf sichtbares Zeichen und lebendige Erfahrung
der Einheit
LWB-Praesident Dr. Christian Krause trifft mit Papst Johannes Paul
II. zusammen

Rom (Italien)/Genf, 11. April 2003 (LWI) - Der Praesident des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Landesbischof i. R. Dr. Christian
Krause, hat dazu aufgerufen, intensiv an der Ueberwindung der noch
bestehenden Differenzen zwischen der roemisch-katholischen Kirche
und den lutherischen Kirchen im Blick auf die Gewaehrung der
eucharistischen Gastfreundschaft zu arbeiten. Die lutherischen
Kirchen seien sich der Probleme bewusst, die die
roemisch-katholische Kirche gegenwaertig davon abhielten,
LutheranerInnen eucharistische Gastfreundschaft in derselben Weise
zu gewaehren, wie bereits heute lutherische Kirchen katholische
ChristInnen zur Teilnahme am Abendmahl einlueden, so Krause in
einem Grusswort an Papst Johannes Paul II. waehrend einer
Privataudienz am Freitag, 11. April, in Rom. "Unsere Gemeinden
warten auf dieses sichtbare Zeichen und diese lebendige Erfahrung
der Einheit in Christus", so der LWB-Praesident.

Ein hoeheres Mass an Gemeinsamkeit zwischen der
roemisch-katholischen und den lutherischen Kirchen setze mehr als
eine Uebereinstimmung in Grundwahrheiten voraus, betonte Krause.
"Wir sind der festen Ueberzeugung, dass unsere Uebereinkuenfte in
Lehrfragen auch institutionelle oekumenische onsequenzen haben
muessen. " Fuer die Zukunft hoffe er daher von Herzen, "dass wir
in unseren Beziehungen als weltweite kirchliche Institutionen neue
Moeglichkeiten des Miteinanders schaffen und auf neue Formen
gelebter Einheit zugehen".

Das Sakrament der Taufe, als die entscheidende Quelle der Einheit,
sollte heute ebenfalls im Zentrum der gemeinsamen Aufmerksamkeit
stehen, betonte Krause. Dann wuerde deutlich, "dass die Einheit
der Kirche die wahre Frucht jener erloesenden Einheit ist, die uns
schon heute in Christus geschenkt wird". Sowohl nach dem
lutherischen wie dem roemisch-katholischen Verstaendnis gebe es
eine enge Verbindung zwischen dem Sakrament der Taufe und dem
Sakrament des Abendmahls, "so wahr wir mit der Taufe aufgenommen
sind in den Leib Christi und es eben diese Gemeinschaft in
Christus ist, die wir in der Eucharistie feiern".

Waehrend des Treffens mit Papst Johannes Paul II., das mit einem
15-minuetigen Gespraech unter vier Augen begann, wies
LWB-Praesident Krause auf die herausragende Bedeutung der
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) hin, die am
31. Oktober 1999 von VertreterInnen der roemisch-katholischen
Kirche und des Lutherischen Weltbundes in Augsburg (Deutschland)
unterzeichnet worden war. In dem ausfuehrlichen Gedankenaustausch
mit dem Papst, der von grosser persoenlicher Naehe und einer
lebendigen Erinnerung an die bisherigen Treffen und verbindenden
Stationen gepraegt gewesen sei, so Krause im Anschluss, habe er
Papst Johannes Paul II. auch fuer dessen persoenlichen und
energischen Einsatz am Zustandekommen der Gemeinsamen Erklaerung
gedankt.

Dank der GE, so Krause in seinem Grusswort an den Papst,
begegneten sich KatholikInnen und LutheranerInnen an vielen Orten
der Welt in ganz neuer Weise als Schwestern und Brueder im
Glauben. Es sei eine gemeinsame Basis gefunden worden, die auf
"eine wachsende Gemeinschaft unserer Kirchen" hoffen lasse. Der
geistliche Wert der Uebereinstimmung in grundlegenden Fragen der
Erloesung duerfe dabei weder im persoenlchen Zusammenleben noch im
oekumenisch-institutionellen Kontext unterschaetzt werden.

In der Zeit seit der Unterzeichnung der GE haetten die
roemisch-katholische Kirche und der LWB feste und konstruktive
Beziehungen miteinander unterhalten, "obwohl wir auch in dieser
Zeit mit einigen schwerwiegenden Problemen im Verhaeltnis
zueinander konfrontiert waren", so der LWB-Praesident. Zugleich
machte er aber auch auf die Bedeutung des offiziellen bilateralen
Dialogs aufmerksam, der gegenwaertig von der
"Lutherisch/roemisch-katholischen Kommission fuer die Einheit" zum
Thema "Apostolizitaet der Kirche" gefuehrt werde. Es bleibe dabei,
so Krause, "die Haende, die wir einander reichen, duerfen wir
nicht wieder loslassen".

LWB-Praesident Krause brachte seine tiefe Hochachtung dafuer zum
Ausdruck, wie sich Papst Johannes Paul II. seit Beginn seines
Pontifikats "unermuedlich und selbstlos fuer die Belange des
Friedens in der Welt und die Versoehnung unter den Menschen"
eingesetzt habe. Mit Blick auf den Irak-Krieg betonte Krause, dass
viele Kirchen weltweit die Rechtmaessigkeit dieser gewaltsamen
Intervention vehement in Frage stellten. In einem im Maerz dieses
Jahres veroeffentlichten "Aufruf zum Frieden" habe das
LWB-Exekutivkomitee ein verstaerktes Bemuehen um Versoehnung mit
Menschen anderer Religionen gefordert, "damit wir uns gemeinsam
mit ihnen fuer Frieden und Gerechtigkeit in der Welt einsetzen".
In diesem Bemuehen wuessten sich die lutherischen Kirchen mit der
roemisch-katholischen Kirche einig. "Auch hier reichen wir uns die
Hand und sprechen mit einer Stimme", so der LWB-Praesident.

Krause betonte in seinem Gespraech mit dem Papst das hohe Mass an
gemeinsamer Verantwortung fuer die Zeit nach Beendigung des
Irak-Krieges und brachte seine grosse Sorge um den Bestand des
Christentums im Nahen und Mittleren Osten zum Ausdruck. Dem Dialog
mit anderen Religionen komme hier eine ausserordentliche Bedeutung
zu, so Krause.

Waehrend des Empfangs ueberreichte Papst Johannes Paul II. an
LWB-PraesidentKrause ein Bischofskreuz, das aus Anlass des
Jubilaeumsjahres 2000 angefertigt worden war. Das "Pectorale"
(Bischofskreuz) und der Bischofsring stellen die zentralen
Insignien der bischoeflichen Autoritaet dar.

Der Besuch von Landesbischof i. R. Dr. Christian Krause bei Papst
Johannes Paul II. steht im Zusammenhang mit dem Ende der
sechsjaehrigen Amtszeit Krauses als Praesident des Lutherischen
Weltbundes. Im Juli dieses Jahres werden die Delegierten der
Zehnten LWB-Vollversammlung im kanadischen Winnipeg eine/n neue/n
Praesidentin/Praesidenten waehlen. Krause, von 1994 bis Januar
2002 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in
Braunschweig, war waehrend der Neunten LWB-Vollversammlung 1997 in
Hongkong zum Praesidenten des LWB gewaehlt worden. (837 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut des Grusswortes von
LWB-Praesident Krause an Papst Johannes Paul II. vom 11. April
2003:

Grusswort des Praesidenten des Lutherischen Weltbundes,
Landesbischof i. R. Dr. Christian Krause,
anlaesslich seines Besuches bei S. H. Papst Johannes Paul II.
im Vatikan am 11. April 2003

Eure Heiligkeit,
sehr verehrter, lieber Bruder in Christo,

es ist eine grosse Freude fuer mich, Ihnen jetzt am Ende meiner
Amtszeit als Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB) noch
einmal hier im Vatikan zu einem persoenlichen Gespraech begegnen
zu duerfen. Herzlich danke ich Ihnen fuer diese Einladung.

Zwischen uns besteht eine besondere Verbundenheit. Sie findet
ihren Ausdruck in der Gemeinsamen offiziellen Feststellung zur
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre, die am Gedenktag
der Reformation, am 31. Oktober 1999 in Augsburg (Deutschland)
seitens der roemisch-katholischen Kirche sowie namens der im LWB
vertretenen lutherischen Kirchen unterzeichnet werden konnte. Sie
haben damals von einem "Meilenstein auf dem nicht leichten Weg der
Wiederherstellung der vollen Einheit unter den Christen"
gesprochen.

Dank der Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre begegnen
sich Katoliken und Lutheraner an vielen Orten der Welt in ganz
neuer Weise als Schwestern und Brueder im Glauben. Wir haben eine
gemeinsame Basis gefunden, die uns auf eine wachsende Gemeinschaft
unserer Kirchen hoffen laesst. Der geistliche Wert der
Uebereinstimmung in grundlegenden Fragen unserer Erloesung in
Jesus Christus darf weder im persoenlichen Zusammenleben, noch im
oekumenisch-institutionellen Kontext unterschaetzt werden.

In der Zeit seit 1999 haben die roemisch-katholische Kirche und
der Lutherische Weltbund feste und konstruktive Beziehungen
miteinander unterhalten, obwohl wir auch in dieser Zeit mit
einigen schwerwiegenden Problemen im Verhaeltnis zueinander
konfrontiert waren. Zugleich aber moechte ich die Bedeutung
unseres offiziellen bilateralen Dialogs hervorheben, der zur Zeit
von unserer "Lutherisch/roemisch-katholischen Kommission fuer die
Einheit" zum Thema "Apostolizitaet der Kirche" gefuehrt wird.

Wie wir wissen, setzt ein hoeheres Mass an Gemeinsamkeit zwischen
unseren Kirchen mehr als eine Uebereinstimmung in Grundwahrheiten
voraus. Wir sind der festen Ueberzeugung, dass unsere
Uebereinkuenfte in Lehrfragen auch institutionelle oekumenische
Konsequenzen haben muessen. Fuer die Zukunft hoffe ich daher von
Herzen, dass wir in unseren Beziehungen als weltweite kirchliche
Institutionen neue Moeglichkeiten des Miteinanders schaffen und
auf neue Formen gelebter Einheit zugehen.

Als wir uns zuletzt im Januar 2000 begegnet sind und zusammen mit
fuehrenden Repraesentanten vieler Kirchen aus aller Welt gebetet
und Gottesdienst gefeiert haben, waren wir voller Hoffnung, dass
das neue Millenium einer von kriegerischen Konflikten und Armut
gequaelten Welt Frieden und Gerechtigkeit bringen wuerde. Es ist
tragisch, dass heute, nur etwa drei Jahre spaeter, wieder ein
Krieg mit vielfaeltigen bedrohlichen Dimensionen ausgebrochen ist.
Diese Situation hat noch vor kurzem niemand vorausahnen koennen.
Viele Kirchen in aller Welt stellen die Rechtmaessigkeit dieser
gewaltsamen Intervention im Irak veement in Frage. Ich moechte
Eurer Heiligkeit danken fuer das leidenschaftliche Eintreten fuer
den Frieden. Auch hier reichen wir uns die Hand und sprechen mit
einer Stimme.

Der Lutherische Weltbund bereitet gegenwaertig seine Zehnte
Vollversammlung vor, die im Juli diesen Jahres im kanadischen
Winnipeg unter dem Thema "Zur Heilung der Welt" stattfinden wird.
Im Geiste dieses Themas hat unser Exekutivkomitee im vergangenen
Monat einen "Aufruf zum Frieden" an die Weltoeffentlichkeit
gerichtet. Darin draengen wir auch auf ein verstaerktes Bemuehen
um Versoehnung mit Menschen anderer Religionen, damit wir uns
gemeinsam mit ihnen fuer Frieden und Gerechtigkeit in der Welt
einsetzen. Auch in diesem Bemuehen wissen wir uns mit der
roemisch-katholischen Kirche einig.

Gottes Wort und die Sakramente sind die Grundlagen unseres
christlichen Glaubens und Lebens. Das Sakrament der Taufe, das
unter den christlichen Kirchen allgemein als entscheidende Quelle
der Einheit anerkannt ist, sollte heute auch im Zentrum unserer
Aufmerksamkeit stehen. Dann wuerde deutlich, dass die Einheit der
Kirche die wahre Frucht jener erloesenden Einheit ist, die uns
schon heute in Christus geschenkt wird. Zurecht heisst es im
Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils ueber den Oekumenismus
"Unitatis Redintegratio": "Die Taufe begruendet also ein
sakramentales Band der Einheit zwischen allen, die durch sie
wiedergeboren sind."

Sowohl nach dem lutherischen wie dem roemisch-katholischen
Verstaendnis gibt es also eine enge Verbindung zwischen dem
Sakrament der Taufe und dem Sakrament des Abendmahls, so wahr wir
mit der Taufe aufgenommen sind in den Leib Christi und es eben
diese Gemeinschaft in Christus ist, die wir in der Eucharistie
feiern.

Wir sind uns der Probleme bewusst, die die roemisch-katholische
Kirche gegenwaertig davon abhalten, den Mitgliedern der
lutherischen Kirche eucharistische Gastfreundschaft in derselben
Weise zu gewaehren, wie bereits heute lutherische Kirchen
katholische Christen zur Teilnahme am Abendmahl eiladen. Wir
muessen intensiv an der Ueberwindung dieser noch bestehenden
Differenzen arbeiten. Unsere Gemeinden warten auf dieses sichtbare
Zeichen und diese lebendige Erfahrung der Einheit in Christus.

Meine Amtszeit als Praesident des Lutherischen Weltbundes geht mit
der Zehnten Vollversammlung zu Ende, und so habe ich mich jetzt
aufgemacht, um Ihnen noch einmal Dank zu sagen fuer alles, was Sie
zum Wachstum der oekumenischen Beziehungen zwischen Lutheranern
und Katholiken in der Welt beigetragen haben. Nach der tiefen
Kluft, die in den Jahrhunderten nach der Reformation zwischen
unseren Kirchen bestanden hat, wuerdigen wir umso mehr das in
juengster Zeit gewachsene gegenseitige Verstaendnis und Vertrauen.
Gerne erinnere ich hier noch einmal an die Gemeinsame Erklaerung,
an deren Abschluss es heisst: "Wir sagen dem Herrn Dank fuer
diesen entscheidenden Schritt zur Ueberwindung der
Kirchenspaltung. Wir bitten den Heiligen Geist, uns zu jener
sichtbaren Einheit weiterzufuehren, die der Wille Christi ist."
(GE, Artikel 44)

Auch moechte ich diese Gelegenheit nutzen, um Ihnen meine tiefe
Hochachtung dafuer zum Ausdruck zu bringen, wie Sie sich in all
den Jahren unermuedlich und selbstlos fuer die Belange des
Friedens in der Welt und die Versoehnung unter den Menschen
eingesetzt haben. Wir schliessen Sie weiterhin in unser Gebet ein.
Der Herr moege Ihnen auch in Zukunft die Kraft und den Mut des
Glaubens fuer Seinen Dienst schenken.

Es bleibt dabei: die Haende, die wir einander reichen, duerfen wir
nicht wieder loslassen. Jetzt am Sonntag Palmarum werden wir
miteinander Gottesdienst feiern und unseres Herrn gedenken auf
seinem Weg nach Jerusalem. Wie zu allen Zeiten ertoente auch
damals der Ruf nach der Macht. Christus aber ging den Weg ans
Kreuz. Da, unter dem Kreuz, sind und bleiben wir miteinander
vereint in der Hoffnung auf die Heilung der Welt.

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
Haltung oder Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder.
Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit
Quellenangabe abgedruckt werden.

***am
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Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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