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Noko: Paepstliche Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia"


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 17 Apr 2003 15:23:56 -0500

LWB-Generalsekretaer Noko: Paepstliche Enzyklika "Ecclesia de
Eucharistia" schenkt Ergebnissen der oekumenischen Dialoge zu
wenig Beachtung
Sakramentales Leben der Kirchen soll zur goettlichen Quelle der
Einheit werden

Genf, 17. April 2003 (LWI) - Der Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat im Blick auf die
heute, 17. April, von Papst Johannes Paul II. veroeffentlichte
Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" sein Bedauern zum Ausdruck
gebracht, dass diese zwar die Ergebnisse der oekumenischen Dialoge
mit der roemisch-katholischen Kirche anerkenne, gleichzeitig aber
deutlich werde, dass hinsichtlich der Eucharistie "keine neuen
Ansaetze" erzielt wurden.

Die Enzyklika nehme Bezug auf die in oekumenischen Dialogen mit
der roemisch-katholischen Kirche in den letzten Jahren erzielten
"bedeutenden Ergebnisse", betone jedoch gleichzeitig das
Verstaendnis, "dass den Kirchen der Reformation, die nicht in
voller Gemeinschaft mit der roemisch-katholischen Kirche stehen,
das Weihesakrament fehlt und dass in diesen Kirchen daher die
vollwertige Realitaet der Eucharistie nicht gegeben ist". Es
stelle sich nach wie vor die Frage, inwiefern die bilateralen
Dialoge "eine Wirkung haben koennen auf die Regeln und
Vorschriften im Blick auf die Spendung der Eucharistie", betonte
LWB-Generalsekretaer Noko heute in einer Erklaerung.

Die Gemeinsame Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE), die am
31. Oktober 1999 von VertreterInnen der roemisch-katholischen
Kirche und des Lutherischen Weltbundes unterzeichnet wurde, bringe
offiziell eine Uebereinstimmung in Grundwahrheiten des Evangeliums
zum Ausdruck, so Noko. "Wir verstehen, dass ekklesiologische und
kirchenrechtliche Faktoren direkten Konsequenzen einer solchen
Uebereinstimmung fuer die kirchliche Praxis im Wege stehen",
erklaerte der LWB-Generalsekretaer.

Wenn jedoch keinerlei Konsequenzen fuer die institutionellen
kirchlichen Beziehungen folgten, koenne dies negative Auswirkungen
auf die oekumenische Bewegung haben. Langfristig koennte so der
Wert einer Einigung in Lehrfragen in Zweifel gestellt werden. Ein
unbefristeter Status quo in diesem Bereich sei "eindeutig nicht
zufriedenstellend, weder fuer die roemisch-katholische Kirche noch
fuer ihre oekumenischen Partner".

Es bestuende Einigkeit darueber, dass die Feier eines gemeinsamen
Abendmahls Element "einer sehr weit fortgeschrittenen
Kirchengemeinschaft" sei. Dies sei in den Beziehungen zur
roemisch-katholischen Kirche in naechster Zukunft nicht zu
erwarten, so Noko. Gegenwaertig stelle sich die Frage, "wie auf
dem Weg zu einer Beziehung der vollen Gemeinschaft uebergangsweise
pastorale Arrangements im Blick auf die gegenseitige
eucharistische Gastfreundschaft oekumenisch ausgeweitet werden
koennen".

Der LWB-Generalsekretaer rief dazu auf, die gemeinsamen
Bemuehungen zu verstaerken, "damit das sakramentale Leben unserer
Kirchen * immer weniger ein Bereich ist, wo Uneinigkeit herrscht,
sondern zunehmend mehr zur goettlichen Quelle der Einheit wird,
fuer die Christus gebetet hat und nach der wir alle sehnlichst
verlangen". (399 Woerter)

Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Erklaerung von
LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko:

Erklaerung des Generalsekretaers des Lutherischen Weltbundes
(LWB),
Pfr. Dr. Ishmael Noko,
zur Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia"

17. April 2003

Am heutigen Gruendonnerstag hat Papst Johannes Paul II. die
Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia" vorgelegt. Auch lutherische
Kirchen in aller Welt werden sich eingehend mit ihr befassen und
in der naechsten Zeit sind zahlreiche Stellungnahmen zu ihrem
Inhalt zu erwarten.

Ebenso wie fruehere Enzykliken von Papst Johannes Paul II. ist
auch das vorliegende Dokument stark pastoral ausgerichtet. Es
entwickelt die tiefen geistlichen Dimensionen des eucharistischen
Sakraments und des Ortes, den es in der Gemeinschaft der
Glaeubigen hat. Ihrem Wesen nach ist die Enzyklika natuerlich an
die roemisch-katholischen ChristInnen gerichtet und ihr Inhalt ist
spezifisch roemisch-katholisch gepraegt. Dennoch koennen grosse
Teile des Dokuments, einschliesslich zentraler theologischer
Abschnitte ueber die spirituelle Bedeutung des Abendmahls, auch
von LutheranerInnen nachvollzogen werden.

Diese Enzyklika wird zu einem Zeitpunkt vorgelegt, der von
besonders grossen Aengsten und Spannungen gepraegt ist. Es besteht
heute grosser Bedarf an einer Spiritualitaet und persoenliche
Froemmigkeit betonenden Ausrichtung auf das Geheimnis, dass Gott
selbst in der Welt gegenwaertig ist. Viele Glaeubige wenden sich
heute verstaerkt Gott zu und bemuehen sich aus dem Glauben heraus
um Kontakte ueber die Grenzen hinweg, die sie trennen. ChristInnen
verschiedener Traditionen empfinden eine tiefe Sehnsucht nach der
Kraft, die aus der Gabe ihrer Einheit mit Christus auch durch das
Abendmahl erwaechst.

Da das Abendmahl von Christus eingesetzt ist, der sich selbst in
diesem Sakrament all denen schenkt, die ihm durch die Taufe
eingegliedert sind, decken sich die Grenzen der Abendmahlsfeier in
der universalen Kirche nicht mit denen kirchlicher Institutionen.
Auch die roemisch-katholische Kirche erkennt dies an. In dieser
Situation ist die Suche nach der sichtbaren Einheit der Kirche ein
zentrales Anliegen der aktuellen oekumenischen Dialoge. Durch
Uebereinkommen ueber volle Kirchengemeinschaft koennte die
Sichtbarkeit der Einheit der Kirche zunehmen.

Die Enzyklika nimmt Bezug auf die in oekumenischen Dialogen mit
der roemisch-katholischen Kirche in den letzten Jahren erzielten
bedeutenden Ergebnisse. Sie geben in der Tat Anlass zur Hoffnung
auf eine Zukunft, in der die volle Gemeinschaft in unserem
christlichen Glauben verwirklicht werden kann. Gleichzeitig betont
die Enzyklika erneut das Verstaendnis, dass den Kirchen der
Reformation, die nicht in voller Gemeinschaft mit der
roemisch-katholischen Kirche stehen, das Weihesakrament fehlt und
dass in diesen Kirchen daher die vollwertige Realitaet der
Eucharistie nicht gegeben ist. Dass diese Aussage hier erneut in
dieser Form gemacht wird, zeigt, dass die langen Jahre des
oekumenischen Dialogs seit dem Zweiten Vatikanum, auch im Blick
auf die Eucharistie in ihrem Verhaeltnis zur institutionellen
Kirche, seitens des roemisch-katholischen Magisteriums keine neuen
Ansaetze auf diesem Gebiet hervorgebracht haben. Es stellt sich
also nach wie vor die Frage, inwiefern die bilateralen Dialoge, an
denen die roemisch-katholische Kirche beteiligt ist, eine Wirkung
haben koennen auf die Regeln und Vorschriften im Blick auf die
Spendung der Eucharistie.

Die lutherisch/roemisch-katholische Gemeinsame Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre (1999) bringt offiziell eine Uebereinstimmung
in Grundwahrheiten des Evangeliums zum Ausdruck. Wir verstehen,
dass ekklesiologische und kirchenrechtliche Faktoren direkten
Konsequenzen einer solchen Uebereinstimmung fuer die kirchliche
Praxis im Wege stehen. Wenn jedoch keinerlei Konsequenzen fuer die
institutionellen kirchlichen Beziehungen folgen, kann dies
negative Auswirkungen auf die oekumenische Bewegung haben.
Langfristig koennte so der Wert einer Einigung in Lehrfragen in
Zweifel gestellt werden. Aus diesem Grund ist ein unbefristeter
Status quo in diesem Bereich eindeutig nicht zufriedenstellend,
weder fuer die roemisch-katholische Kirche noch fuer ihre
oekumenischen Partner.

Alle, die die oekumenischen Dialoge verfolgen oder an ihnen
beteiligt sind, sind sich im Klaren, dass Interkommunion und
Konzelebration Elemente einer sehr weit fortgeschrittenen
Kirchengemeinschaft sind, die in den Beziehungen zur
roemisch-katholischen Kirche in naechster Zukunft nicht zu
erwarten ist. Gegenwaertig stellt sich die Frage, wie auf dem Weg
zu einer Beziehung der vollen Gemeinschaft uebergangsweise
pastorale Arrangements im Blick auf die gegenseitige
eucharistische Gastfreundschaft oekumenisch ausgeweitet werden
koennen. Diese Frage wird besonders in Traditionen wie der
lutherischen als brennend empfunden, wo die Sakramente im Zentrum
des Verstaendnisses der Kirche und ihrer Einheit stehen.

Wir muessen nun unsere Bemuehungen sowohl im Rahmen der
oekumenischen Dialoge als auch im Gebet und gemeinsamen Leben
verstaerken, damit das sakramentale Leben unserer Kirchen - in
denen Christus selbst wahrhaft gegenwaertig ist - immer weniger
ein Bereich ist, wo Uneinigkeit herrscht, sondern zunehmend mehr
zur goettlichen Quelle der Einheit wird, fuer die Christus gebetet
hat und nach der wir alle sehnlichst verlangen.

Ishmael Noko
Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
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***
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