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Catholica-Beauftragter der VELKD: "Ecclesia de Eucharistia"


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 17 Apr 2003 15:42:03 -0500

Catholica-Beauftragter der VELKD, Landesbischof Dr. Johannes
Friedrich, nimmt Stellung zur Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia"
Seelsorgerliche Probleme werden ebenso wie die oekumenische
Perspektive positiv aufgegriffen und respektvoll gewuerdigt

Muenchen/Hannover (Deutschland)/Genf, 17. April 2003 (LWI) -
"Einerseits handelt es sich um einen erneuten Versuch Roms, auf
seelsorgerliche Probleme mit einem dogmatischen Lehrschreiben zu
antworten. Andererseits werden diese Fragen aber ebenso wie die
oekumenische Perspektive positiv aufgegriffen und respektvoll
gewuerdigt." So bewertete der Landesbischof Dr. Johannes
Friedrich, Catholica-Beauftragter der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) und
Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die
neue Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia", die Papst Johannes Paul
II. am Donnerstag, 17. April, veroeffentlicht hat.

Anerkennenswert sei, dass der Papst mit diesem Lehrschreiben die
zentrale Bedeutung des Gottesdienstes unterstreiche. Dem koenne
man aus evangelischer Perspektive nur freundlich zustimmen. Wenig
zustimmungsfaehig seien hingegen die sakramentale Ueberhoehung der
Kirche sowie die strikte Verknuepfung der Gueltigkeit des
Abendmahls mit dem roemischen Weihepriestertum. Hier sei zwar in
der Sache nichts Neues gesagt, aber die roemische Position auch
nicht offen fuer Eucharistiegemeinschaft.

Andererseits, so Friedrich, werden in diesem Dokument oekumenische
Perspektiven respektvoll gewuerdigt und positiv bewertet. Der
Catholica-Beauftragte machte insbesondere auf Ziffer 46 der
Enzyklika aufmerksam, der zufolge Eucharistie, Busssakrament und
Krankensalbung fuer solche ChristInnen, "die zwar noch nicht in
voller Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche stehen, aber
sehnlich den Empfang der Sakramente wuenschen, von sich aus darum
bitten und den Glauben bezeugen, den die katholische Kirche in
diesem Sakrament bekennt", in bestimmten Einzelfaellen gespendet
werden koennen. Hier liegen nach Friedrich Chancen fuer
konfessionsverschiedene Ehepaare und Familien.

Friedrich zog folgendes Fazit: "Ich sehe in den neuen Dokument die
Bemuehung, roemisch-katholische Eucharistielehre zu erinnern und
zu entfalten, jedoch gleichzeitig auf pastorale und oekumenische
Fragen hin zu oeffnen, zumindest die Perspektive offen zu halten."

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD)
ist ein Zusammenschluss von acht Landeskirchen. Ihr gehoeren an:
Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien, Sachsen,
Schaumburg-Lippe und Thueringen. Die VELKD repraesentiert rund 11
Millionen Gemeindeglieder. Leitender Bischof ist Bischof Dr. Hans
Christian Knuth (Schleswig). (327 Woerter)

Im Folgenden finden Sie die ausfuehrliche Stellungnahme von
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, Catholica-Beauftragter der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD):

Statement des Catholica-Beauftragten der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD),
Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, zur Enzyklika "Ecclesia de
Eucharistia"

1. Es ist verdienstvoll und anerkennenswert, dass sich Papst
Johannes Paul II. in dieser Enzyklika der Eucharistie zuwendet.
Damit wird die zentrale Bedeutung des Gottesdienstes fuer die
Kirche auf eindrueckliche Weise unterstrichen. Dem koennen wir
grundsaetzlich als evangelische Kirche nur freudig zustimmen.
Freilich fehlt uns die Gleichbewertung des Wortes. Aus der Sicht
einer evangelischen Kirche muesste stets festgehalten werden, dass
sich die Kirche auf Wort und Sakrament gruendet und durch Wort und
Sakrament handelt.

2. Generell kann man sagen, dass in diesem Text weder eine neue
Lehre entfaltet noch die bekannte Lehre verschaerft wird.
Positionen des Zweiten Vatikanischen Konzils von der
"Sakramentalitaet" der Kirche werden bekraeftigt, um die
untrennbare Zusammengehoerigkeit und Bezogenheit von Kirche und
Eucharistie zu wiederholen. Die strikte Verknuepfung des
Abendmahls mit dem Weihepriestertum und einem sakramental
ueberhoehten Kirchenverstaendnis werden evangelische Kirchen nicht
teilen koennen.

3. Im Abschnitt 30 werden "oekumenische Aktivitaeten" dezidiert
angesprochen. Der Papst dankt "fuer bedeutsame Fortschritte und
Annaeherungen *, die uns auf eine Zukunft in voller
Glaubensgemeinschaft hoffen lassen". Damit ist deutlich, dass es
im vorliegenden Dokument nicht um eine antioekumenische oder
oekumenekritische Positionierung geht. Kirchengemeinschaft sei
noch nicht erreicht wegen der unterschiedlichen Stellung zur
Transsubstantiationslehre (Lehre vom Substanzwandel von Brot und
Wein in Leib und Blut Christi) und zum Weihepriestertum. Darum
koenne es keine eucharistische Gastfreundschaft und keine
oekumenischen Wortgottesdienste anstelle der Messe geben. Zugleich
werden aber an dieser Stelle Tueren geoeffnet beziehungsweise
offengelassen, insofern der Text oekumenische Wortgottesdienste
neben der Messe am Sonntag nicht ausschliesst. Und: oekumenische
Wortgottesdienste und gemeinsame Gebetstreffen "bei geeigneten
Anlaessen" werden als "in sich selbst lobenswert" bewertet, und es
wird ihnen zugestanden, dass sie "auf die ersehnte volle, auch
eucharistische Gemeinschaft" vorbereiten. Dies ist ein wichtiges
Signal aus Rom, durch das sich alle oekumenisch bewegten Menschen,
alle, die auf die Einheit hoffen, ermutigt fuehlen duerfen.

4. Zu meinem Bedauern werden Im Dokument, wie nicht anders
erwartet, sowohl die gemeinsame Feier der eucharistischen Liturgie
(45) wie auch die gegenseitige eucharistische Gastfreundschaft
(44) generell abgelehnt. Ausdruecklich zitiert der Papst aber aus
der Enzyklika "Ut unum sint": "Doch haben wir den sehnlichen
Wunsch, gemeinsam die Eucharistie des Herrn zu feiern, und dieser
Wunsch wird schon zu einem gemeinsamen Lob, zu ein und demselben
Bittgebet. Gemeinsam wenden wir uns an den Vater tun das zunehmend
*mit nur einem Herzen'." Damit wird an dieser Stelle wenigstens
das oekumenische Bemuehen um das gemeinsame Ziel ausdruecklich
positiv bewertet.

5. Ja - man koennte in Nr. 45 sogar eine Oeffnung der
eucharistischen Gastfreundschaft "unter besonderen Umstaenden und
gegenueber einzelnen Personen" finden, wie sie die
Oekumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz in ihrer
Antwort auf eine entsprechende Problemanzeige der Nuernberger ACK
aus dem Jahr 1995 gegeben hat.

6. Ziffer 46 erweitert dies im Hinblick auf Busse und
Krankensalbung fuer solche Christen, "die zwar noch nicht in
voller Gemeinschaft mit der Katholischen Kirche stehen, aber
sehnlich den Empfang der Sakramente wuenschen, von sich aus darum
bitten und den Glauben bezeugen, den die katholische Kirche in
diesen Sakramenten bekennt". Hier liegen Chancen fuer
konfessionsverschiedene Ehepaare und Familien.

7. Fazit: Die Enzyklika ist einerseits ein erneuter Versuch, auf
pastorale Noete (Priestermangel, konfessionsverschiedene Ehen und
Familien) und oekumenische Anfragen mit einem dogmatischen
Lehrschreiben zu reagieren. Auf der anderen Seite werden die
seelsorgerlichen Fragen wie auch die oekumenischen Aktivitaeten
sehr wohl aufgegriffen und respektvoll gewuerdigt. Ich sehe in dem
neuen Dokument die Bemuehung, roemisch-katholische
Eucharistielehre zu erinnern und zu entfalten, jedoch gleichzeitig
vorsichtig auf pastorale und oekumenische Fragen hin zu oeffnen,
zumindest die Perspektive offen zu halten. Um das Dokument in
seiner vollen Tragweite zu wuerdigen, ist weniger ein Vergleich
mit dem oekumenisch Wuenschbaren hilfreich als vielmehr jener mit
den letzten grossen Eucharistie-Enzykliken "Caritatis Studium"
(1898) und "Mirae caritatis" (1902), die Papst Leo XIII.
veroeffentlicht hat. (629 Woerter)

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