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Title: Frauen und Kinder immer noch im Krieg


From "WCC Media" <Media@wcc-coe.org>
Date Tue, 06 May 2003 11:30:37 +0200

Vkumenischer Rat der Kirchen
zur Vervffentlichung frei
6. Mai 2003

Frauen und Kinder immer noch im Krieg

Von Jonathan Frerichs

(Gratis Photos erhdltlich - siehe unten.)

Folgen Sie den Helfern dorthin, wo Iraks humanitdre Probleme am schlimmsten
sind, und Sie kommen in Gegenden, die Fremde bisher selten zu sehen bekamen.
Das fr|here irakische Regime schdtzte - wie auch ein Blick auf die Skyline
Bagdads zeigt - Paldste, wdhrend Armut versteckt wurde. 

Doch wenn Sie die imposanten Bauwerke - darunter auch eine Moschee, die 2015
fertig gestellt werden sollte und bereits jetzt grv_er ist als ein Stadion -
hinter sich lassen, gelangen Sie in die von Elend gezeichneten und erst
neuerdings zugdnglichen Vororte, die bislang offiziell gar nicht existierten.

In und um Saddam City im Norden Bagdads leben Millionen Menschen. Die meisten
gehvren zur schiitischen Bevvlkerungsmehrheit und sind Wirtschaftsfl|chtlinge
aus dem S|den. Das fr|here Regime hatte sie marginalisiert, doch mittlerweile
organisieren sie sich, um Einfluss auf die k|nftige Regierung zu gewinnen. 

Die beste Eintrittskarte zu solchen Gebieten, in denen es an allem mangelt,
sind Mittel gegen Durchfall sowie andere Arzneien gegen Krankheiten, an denen
hier von jeher zahlreiche Menschen und insbesondere Kinder sterben. Nach
Angaben der UNICEF erkranken irakische Kinder durchschnittlich vierzehnmal
pro Jahr an Durchfall. 

An Orten wie Hai El Mahdi liegt dieser Durchschnitt noch weitaus hvher.
Ebenso wie in anderen Gemeinwesen sind auch hier die Erwartungen sehr hoch,
und die hier lebenden 200 000 verarmten Schiiten haben begonnen, sich unter
F|hrung der vrtlichen Geistlichkeit zu organisieren. In K|rze stehen ihnen
zwei kleine Kliniken zur Verf|gung; die erste ist seit Ende April in Betrieb,
die zweite soll in K|rze ervffnet werden. Beide sind ein Zeichen daf|r, dass
sich etwas dndert in dieser Gemeinschaft, die 35 Jahre lang von den Behvrden
ignoriert wurde. 

"Seit bald zwei Jahren versuchen wir, Kliniken und eine funktionierende
Wasserversorgung einzurichten", sagt Alexander Christof, Leiter der APN,
einer kleinen nichtstaatlichen Organisation (NGO) aus Deutschland, die die
beiden Kliniken aufgebaut hat. "Wir erhielten keine Genehmigung. Die Behvrden
behaupteten, diese Siedlung existiere |berhaupt nicht." 	    

Ob Sie Zutritt erhalten, hdngt von Ihren Absichten ab. Wenn Sie ankommen,
sind Sie augenblicklich von Menschen umringt, die Sie willkommen hei_en, aber
wenn Sie keinen Einheimischen kennen, der f|r Sie und Ihre Tdtigkeit b|rgt,
kann es gut sein, dass die Leute ihre neu errungene Autoritdt anwenden und
Sie wieder wegschicken, denn sie sind nicht mehr bereit, sich alles gefallen
zu lassen. Als Fremder m|ssen Sie Ihren Aufenthalt verdienen und Ihre Taten
f|r sich sprechen lassen. 

Hai El Mahdi befindet sich in einer Gegend, die fr|her nicht besiedelt war,
weil niemand dort leben wollte, und die auch jetzt so aussieht, als ob
niemand an ihr interessiert sei. In gro_en T|mpeln neben der Piste haben sich
stehendes Wasser und Abwdsser gesammelt. An den ungepflasterten Strassen
hduft sich der M|ll. Lange ist niemand zu sehen, bis Sie einem Jungen
begegnen, der mit verbundenem Fu_ auf einem gro_en Dunghaufen steht. 

Vor der Klinik warten Frauen, von denen die meisten noch nie einen Ausldnder
gesehen haben. Manche der Sduglinge, die sie in den Armen halten, kvnnen
ihren Kopf nicht aufrecht halten. Kleinkinder mit spindeld|rren Armen und
sch|tterem Haar sind zu sehen. Diese Menschen haben kaum etwas gehabt von dem
staatlichen Lebensmittelprogramm, das bis zum Anfang des Krieges 16 Millionen
Menschen erndhrte, also zwei von drei Irakis. Diese M|tter und Kinder
befinden sich nach wie vor im Krieg - einem Krieg gegen Krankheit und
chronische Mangelerndhrung. 

An diesem Ort gibt es keine Kirchen, in denen die hier notwendigen Hilfsg|ter
und Medikamente sicher gelagert werden kvnnten. Auf dem Weg nach hier halten
Sie an einem von "Kirchen helfen gemeinsam" (ACT) und dem Mittelvstlichen
Kirchenrat eingerichteten Hilfsg|terdepot an, um Vorrdte mitzunehmen. Es sei
erwdhnt, dass - eine derzeit in Bagdad durchaus erwdhnenswerte Tatsache -
diese Kirche und die gleich daneben liegende Moschee von Leuten aus der
Nachbarschaft vor den Pl|nderern gesch|tzt worden sind. 

In der Klinik ist ein Team von irakischen Drzten, Krankenschwestern und
Helfern schon bei der Arbeit. Die deutsche Hilfsorganisation APN, die das
Team unterst|tzt, wird gefvrdert von einer Initiative namens "Alle unsere
Kinder", die sich f|r die Direkthilfe von Menschen f|r Menschen einsetzt und
der auch zwei US-amerikanische Mitglieder von ACT angehvren.

"Alle unsere Kinder" unterst|tzt neben Hai El Mahdi vier weitere solcher
Kliniken. Christof verfolgt die Strategie, in armen Vierteln kleine Kliniken
aufzubauen und diese so bald wie mvglich dem Ende April wieder ervffneten
Gesundheitsministerium zu |berantworten. Da APN damit rechnet, dass sich die
Sicherheitslage in den kommenden Wochen verbessern wird, hat die Organisation
mit der Instandsetzung und Installierung kleiner Wasseraufbereitungsanlagen
begonnen, um verschmutztes Wasser, das Krankheitserreger verbreitet, zu
sdubern. 

"An Orten wie diesem muss im Irak etwas geschehen. Saddam Husseins Regierung
wollte die Armut versteckt halten, und heute besteht wieder die Gefahr, dass
sie |bersehen wird", meint Christof. "F|r die Arbeit hier gibt es nicht viel
Geld, und hier kann man auch kein Geld machen - aber hier spielt sich die
eigentliche humanitdre Krise Iraks ab." 

Weitere Informationen erhalten Sie vom B|ro der VRK-Medienbeauftragten,  tel:
+41 (0)22 791 64 21 / 61 53
. . . 
Jonathan Frerichs arbeitete im Irak als Pressereferent f|r "Kirchen helfen
gemeinsam" (ACT). Seit Anfang Mai hat Guy Hovey diese Aufgabe |bernommen. Er
steht f|r Interviews unter den folgenden Satellitentelefonnummern zur
Verf|gung: +882-1654-20-1083 und +882-1651-10-1785	      

Auf Anfrage sind gratis Photos mit diesem Feature erhdltlich welche Sie auf
unserer Webseite finden unter:
http://www.wcc-coe.org/wcc/what/international/iraqphotos.html 

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Der Vkumenische Rat der Kirchen (VRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen
in |ber 100 Ldndern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen
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ist die Vollversammlung, die ungefdhr alle sieben Jahre zusammentritt. Der
VRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegr|ndet. An der Spitze
der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretdr Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.

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Tel: (41 22) 791 6153 / 791 6421
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