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Kanada: Visaverweigerung behindert Teilnahme an Zehnter


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 24 Jun 2003 11:50:23 -0500

Kanada: Visaverweigerung behindert Teilnahme an LWB-Vollversammlung
Generalsekretaer Noko: Verhalten der Behoerden nicht im Einklang
mit internationaler Rolle Kanadas

Genf, 24. Juni 2003 (LWI) - Koennte es dazu kommen, dass ein Teil
der weltweiten Gemeinschaft des Lutherischen Weltbundes (LWB) von
der Teilnahme an der Zehnten LWB-Vollversammlung ausgeschlossen
bleibt, die vom 21. bis 31. Juli 2003 in Winnipeg (Kanada)
stattfinden wird?

Im Rahmen der Vorbereitungen auf die Vollversammlung, zu der ueber
800 TeilnehmerInnen aus dem weltweiten Netzwerk des LWB erwartet
werden, wird der Leitung des LWB und der gastgebenden Kirche, der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK), immer haeufiger
davon berichtet, dass Visaantraege abgelehnt wurden. Etwa 35
Prozent der zur Teilnahme Eingeladenen brauchen fuer die Einreise
nach Kanada ein Visum.

Bisher ist bekannt, dass Personen aus Bangladesch, der
Demokratischen Republik Kongo, aus Eritrea, Kenia, Kolumbien,
Sierra Leone, Tansania und der Tschechischen Republik betroffen
sind. Zum Beispiel wurde vier der fuenf eingeladenen
TeilnehmerInnen aus Bangladesch sowie der gesamten Delegation aus
Sierra Leone die Ausstellung eines Visums verweigert. Auch
hochrangige KirchenvertreterInnen aus anderen Laendern, ein
Mitglied des LWB-Rates sowie ein LWB-Mitarbeiter sind betroffen.

"Dieses Problem gibt uns Grund zu grosser Besorgnis", so die
Einschaetzung des LWB-Generalsekretaers, Pfr. Dr. Ishmael Noko.
"Raymond L. Schultz, der Nationalbischof der ELKIK, hat um ein
Treffen mit dem Minister fuer Staatsbuergerschaft und Einwanderung
gebeten, man hat ein solches Entgegenkommen jedoch nicht fuer
noetig befunden."

"In allen bisher vorliegenden Faellen wurden nur eine Reihe
allgemeiner Gruende fuer die Ablehnung genannt", so Peter Prove,
Assistent des LWB-Generalsekretaers im Bereich Internationale
Angelegenheiten und Menschenrechte. "Wir befuerchten, dass die
Visaantraege von TeilnehmerInnen aus verschiedenen anderen
Laendern das gleiche Schicksal treffen koennte."

Die Vollversammlung ist ein wichtiges Ereignis im Leben des LWB.
Sie ist dessen hoechstes Entscheidungsorgan und tritt nur einmal
alle sechs Jahre zusammen. Von den 136 Mitgliedskirchen des LWB
sind 133 berechtigt, eine jeweils eigene Delegationen
unterschiedlicher Groesse zu entsenden, die dann gemeinsam ueber
Verpflichtungen des LWB entscheiden und dessen Prioritaeten fuer
die kommenden sechs Jahre festlegen. Die letzte Vollversammlung
fand im Juli 1997 in Hongkong (China) statt, nur wenige Tage nach
der Rueckkehr Hongkongs unter chinesische Hoheit. Die chinesischen
Behoerden hatten damals allen TeilnehmerInnen Visa gewaehrt.

"Wir sind zutiefst enttaeuscht", stellt Prove fest. "Der
internationale Ruf Kanadas, ein offenes Land zu sein, das im Blick
auf viele globale Fragen eine progressive Linie vertritt, liess
annehmen, dies sei der ideale Veranstaltungsort fuer eine
Vollversammlung mit dem Thema *Zur Heilung der Welt'". Aus Anlass
der Vollversammlung und ihres Themas wird die kanadische Regierung
sogar eine Briefmarke herausgeben. Noko weist darauf hin, dass
"andererseits die kanadischen Behoerden ganzen nationalen
Delegationen zur Vollversammlung oder grossen Teilen solcher
Delegationen die Einreise verweigern."

Fuer Noko, der in der Vergangenheit selbst sechs Jahre in Kanada
gelebt hat, steht die Haltung der Behoerden im Blick auf die
Verweigerung der Einreise von VollversammlungsteilnehmerInnen aus
bestimmten Laendern nicht im Einklang mit der internationalen
Rolle Kanadas, wie er sie versteht. "Fuehrende Persoenlichkeiten
der kanadischen Politik, einschliesslich ehemaliger
Premierminister wie John Diefenbaker, Lester Pearson und Pierre
Elliott Trudeau haben sich fuer die Anliegen der
Entwicklungslaender engagiert und auf dem internationalen Parkett
leiht Kanada seit langem seine Stimme denjenigen, die sonst kein
Gehoer finden." Er betont, dass Kanada durch die Ablehnung der
Visaantraege von Personen aus bestimmten Laendern, "eine Situation
[herbeifuehrt], wo VertreterInnen vorrangig der Kirchen im Norden
an der Vollversammlung teilnehmen koennen, waehrend die
Delegierten vor allem aus den Entwicklungslaendern im Sueden
fehlen werden."

Bisher hat die kanadische Regierung auf die verschiedenen Versuche
des LWB, die Situation zu klaeren, nicht reagiert. Insbesondere
blieb ein vom 28. Mai datiertes Schreiben des
LWB-Generalsekretaers an den Minister fuer Staatsbuergerschaft und
Einwanderung, Denis Coderre, unbeantwortet, in dem an diesen
appelliert wird, seinen Einfluss geltend zu machen, "um
sicherzustellen, dass Delegierte und zur Teilnahme an der
LWB-Vollversammlung Eingeladene die Moeglichkeit erhalten, nach
Kanada zu reisen, um dort gemeinsam zu arbeiten". In seinem
Schreiben informierte Noko Coderre weiterhin, es habe seit der
ersten LWB-Vollversammlung in Lund (Schweden) 1947 "keinen
einzigen Fall gegeben, wo ein/e Delegierte/r bei einer
Vollversammlung die Einreisebestimmungen im Blick auf die
zugelassene Laenge des Aufenthalts missachtet haette".

Noko weist darauf hin, dass "die kanadischen Behoerden von Anfang
an ueber die Plaene fuer die LWB-Vollversammlung auf dem Laufenden
gehalten worden sind". Er betont, dass der vor Ort fuer die
Organisation zustaendige Ausschuss seit ueber einem Jahr mit dem
Buero fuer Staatsbuergerschaft und Einwanderung Kanada in Ottawa
in Kontakt steht, um Coderres Behoerde ueber die
LWB-Vollversammlung zu informieren. Der Ausschuss legt
regelmaessig aktualisierte Listen mit den Namen der zu erwartenden
TeilnehmerInnen vor. Zudem wurden Zusicherungen gemacht im Blick
auf eine Uebernahme finanzieller und praktischer Verantwortung
fuer die TeilnehmerInnen an der Vollversammlung durch den LWB,
sowie fuer ihre Rueckkehr in ihr Heimatland nach Beendigung der
Vollversammlung. (777 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der
weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen.
Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und interreligioese
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
des Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes
Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
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***
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