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Date Fri, 29 Aug 2003 12:01:18 +0200

Vkumenischer Rat der Kirchen
Zentralausschuss 2003
Pressemitteilung Nr. 10
zur Vervffentlichung frei

Menschen mit Behinderung wollen "Kirche aller"

Menschen mit Behinderung erhalten nach wie vor nicht den ihnen geb|hrenden
Platz in Kirche und Gesellschaft. Was die Kirchen zur Dnderung dieser
Situation beitragen kvnnen, beschdftigte den Zentralausschuss des
Vkumenischen Rates (VRK). Grundlage war eine vorldufige Erkldrung des
"Netzwerks der vkumenischen Anwaltschaft f|r behinderte Menschen" (EDAN), das
der VRK 1998 ins Leben gerufen hat.   

Laut Schdtzungen leben weltweit 600 Millionen Menschen mit Behinderungen.
Viele werden nach wie vor gesellschaftlich isoliert, heisst es in dem
Dokument mit dem Titel "Kirche aller". Es gebe Mauern der Scham, des Hasses,
der Angst und der Ignoranz, aber auch Mauern theologischer Vorurteile und
kulturellen Unverstdndnisses. Kirche als "inklusive Gemeinschaft" sei
berufen, diese Mauern nieder zu reissen.  

Das von behinderten Menschen, Angehvrigen und Betreuern verfasste Papier
setzt sich kritisch mit der Rolle der Kirchen im Umgang mit behinderten
Menschen auseinander und wirft zentrale Fragen nach ihrem biblischen und
theologischen Verstdndnis auf: Was bedeutet die Vorstellung, dass die
Menschen "nach dem Bilde Gottes" geschaffen sind, und wie ist die biblische
Aussage zu verstehen, dass alle geschaffenen Lebewesen "gut" sind? 

Die Berichte in den Evangelien |ber die Heilung von Krankheiten und
Behinderungen durch Jesus w|rden traditionell als Befreiung und Befdhigung zu
einem reicheren Leben gedeutet, wird in dem Dokument festgestellt. "In diesem
Sinne gelten Menschen mit Behinderungen als Schwache, die der F|rsorge
bed|rfen. Sie werden zu Objekten der Ndchstenliebe, zu Menschen, die
empfangen, was andere geben. Deshalb kvnnen Menschen mit Behinderungen
anderen Menschen in der Kirche nicht gleichberechtigt begegnen".  

Die Auffassung, Menschen mit Behinderung seien "nicht vollstdndig" sei in der
Vergangenheit mit unterschiedlichen theologischen Argumenten wie "Strafe f|r
S|nde" oder "mangelnder Glauben" gest|tzt worden und noch immer in
konservativen kirchlichen Kreisen und karitativen Einrichtungen anzutreffen,
so die Autoren. Erst allmdhlich zeichne sich ein Wandel ab, werde erkannt,
dass Menschen mit Behinderungen |ber Erfahrungen verf|gen, die Kirche
bereichern kvnnen.   

"Alle Menschen haben potenzielle Gaben, aber auch Grenzen", stellte der
scheidende VRK-Generalsekretdr Konrad Raiser dazu im Zentralausschuss fest.
Die Schvpfung sei gut, aber endlich. Das "Gutsein des Lebens" schliesse seine
Endlichkeit ein. "Aufgrund von Beziehungen durch das Leben in Gemeinschaft
kann das, was f|r den Einzelnen eine Begrenzung oder Einschrdnkung ist, zu
einer Gabe f|r andere in der Gemeinschaft werden", so Raiser.  

Behinderung ist dem Studiendokument zufolge "eine menschliche Befindlichkeit
und als solche nicht eindeutig definierbar". Menschsein bedeute, "ein Leben
zu f|hren, das von der guten Gabe der gvttlichen Schvpfung, aber auch von der
Gebrochenheit geprdgt ist, die zum menschlichen Leben dazugehvrt". In
Behinderungen w|rden diese beiden 'Seiten' menschlichen Lebens erfahrbar.  

Das Papier wendet sich gegen die Betonung "erfolgsorientierter
Wertvorstellungen des modernen Individualismus" im christlichen Menschenbild.
Wesentliche Elemente christlicher Theologie werden dabei ausser Acht
gelassen. "Kernst|ck christlicher Theologie ist Kritik an Erfolg, Macht und
Perfektion sowie Achtung vor Schwachheit, Gebrochenheit und Verletzlichkeit",
wird betont. Ohne die uneingeschrdnkte Integration von Menschen, die aufgrund
ihres Lebens mit Behinderungen zur Gemeinschaft beitragen kvnnen, verk|ndet
die Kirche nicht die F|lle des Lebens als Geschenk Gottes. Wie andere
Randgruppen wollten behinderte Menschen in der Kirche kein Mitleid oder
Erbarmen, "sondern mitf|hlendes Verstdndnis und Chancen, damit wir unsere
Berufung, unsere Mvglichkeiten und Fdhigkeiten entfalten kvnnen".  

Die Kirchen werden aufgefordert, im Blick auf behinderte Menschen neu |ber
die Gottesdienstgestaltung nachzudenken. "Was in der Liturgie und in der
Behinderung zum Ausdruck kommt, hat mit der Zerbrechlichkeit unseres Lebens
und unserer Abhdngigkeit von Gott zu tun", wird hervorgehoben. "Die Liturgie
sollte den ganzen Menschen einbeziehen, seine Kvrperbewegungen, seine Sinne
und seinen Verstand".  

Die Sprache im Gottesdienst sollte sensibel sein. Verletzende Formulierungen
in einem Schuldbekenntnis wie "Die S|nde hat uns entstellt" m|ssten vermieden
werden. Plddiert wird auch f|r den stdrkeren Einsatz non-verbaler
Gottesdienstelemente. Genannt  werden hier "tdnzerische Bewegungen, szenische
Darstellungen, Hdndeklatschen im Gebet, das Erheben der Hdnde zum Segen, das
Kreuz schlagen, Umarmungen, Geschenke verteilen" aber auch Handauflegung,
Fusswaschung oder das Anlegen von Gewdndern. F|r Menschen mit Hvrproblemen
seien neben technischen Hilfsmitteln verstdrkte visuelle Darstellungen
hilfreich, "wer nur wenig sieht, sollte viel zu hvren bekommen".  

Ausser praktischen Vorkehrungen sollte im Gottesdienst jedoch vor allem auf
Einstellungen und Verhaltensweisen von Besuchern geachtet werden, die
Barrieren f|r Menschen mit Behinderungen aufrichten und ihnen das Gef|hl
geben kvnnen, nicht willkommen zu sein. "Wenn Menschen mit Behinderungen eine
grvssere Rolle spielen sollen, m|ssen die Glaubensgemeinschaften |berdenken,
wer willkommen heissen und hereingeleiten soll, wer Fahnen tragen, wer im
Chor singen darf, wer als Lektor berufen wird und wer die Gebete leiten
darf". Strenge Regeln im Blick auf "angemessenes Verhalten m|ssten
mvglicherweise gelockert werden.  

Weitere Informationen erhalten Sie vom B|ro des VRK-Medienbeauftragten
tel: +41 (0)22 791 64 21 /61 53 

Link zum Dokument "Kirche aller - eine vorldufige Erkldrung" unter:
http://www2.wcc-coe.org/ccdocuments2003.nsf/index/plen-1.1-ge.html 

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Der Vkumenische Rat der Kirchen (VRK) ist eine Gemeinschaft von 341 Kirchen
in |ber 100 Ldndern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen
christlichen Traditionen. Die rvmisch-katholische Kirche ist keine
Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem VRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan
ist die Vollversammlung, die ungefdhr alle sieben Jahre zusammentritt. Der
VRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegr|ndet. An der Spitze
der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretdr Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.

Vkumenischer Rat der Kirchen
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