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LWB-Praesident Hanson wuerdigt Papst Johannes Paul II. als eine


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Sat, 18 Oct 2003 17:23:13 -0500

LWB-Praesident Hanson wuerdigt Papst Johannes Paul II. als eine der
bedeutendsten Persoenlichkeiten auf der Weltbuehne
Aufruf zu Gebet und Einsatz fuer Gerechtigkeit und Frieden sowie
fuer mehr Verstaendnis unter den Menschen
 
Genf, 16. Oktober 2003 (LWI) - Der Praesident des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Bischof Mark S. Hanson, hat aus Anlass des
25-jaehrigen Pontifikats von Papst Johannes Paul II. dessen
"bedeutenden Beitrag" zur oekumenischen Bewegung gewuerdigt. Auch
wenn nicht jede einzelne Entscheidung des Papstes der Sache der
Einheit der Kirche gedient habe, sei Papst Johannes Paul II. mit
Sicherheit im ausgehenden zweiten Jahrtausend und am Beginn des
dritten "eine der bedeutendsten Persoenlichkeiten auf der
Weltbuehne", betonte der Leitende Bischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) in einer
Erklaerung am 16. Oktober. Hanson wurde im Juli dieses Jahres auf
der Zehnten LWB-Vollversammlung im kanadischen Winnipeg zum
LWB-Praesidenten gewaehlt. 
 
Hanson rief dazu auf, sich aus Anlass des 25. Jubilaeums des
Pontifikats zu Gebet und Einsatz fuer Gerechtigkeit und Frieden
in der Welt und fuer mehr Verstaendnis unter den Menschen zu
verpflichten. Dass der Papst in einer juedischen Synagoge und
einer muslimischen Moschee gebetet habe, seien "maechtige und
demutsvolle Zeichen seines Engagements fuer die Verstaendigung in
einer von Angst und Trennungen gezeichneten Welt", so der
LWB-Praesident.
 
Zwar moegen manche Stimmen darauf hinweisen, dass die
konservativen theologischen Ueberzeugungen des Papstes die
Spaltung der Christenheit verschaerft haetten, er sei dennoch der
Ueberzeugung, "dass der Papst im Herzen wahrhaft dem Streben nach
der sichtbaren Einheit der christlichen Kirche verpflichtet ist",
erklaerte Hanson.
 
Als Beleg dieser Ueberzeugung verwies der LWB-Praesident auf die
"Gemeinsame Erklaerung zur Rechtfertigungslehre", deren
Unterzeichnung durch den Lutherischen Weltbund und den Vatikan im
Oktober 1999 der Papst persoenlich unterstuetzt habe. Dies sei
fuer ihn als Lutheraner eines der "bedeutendsten Signale des
oekumenischen Engagements Johannes Pauls II." Die Verpflichtung
des Vatikans, diese Uebereinkunft in den Ortsgemeinden durch das
gemeinsame Gebet und Lernen roemisch-katholischer und
lutherischer Gemeindemitglieder mit Leben zu erfuellen, sei ein
"weiteres Zeichen des Einsatzes fuer die Oekumene".
 
In seiner Erklaerung verwies Hanson auch auf die
Veroeffentlichung der paepstlichen Enzyklika "Ut Unum Sint"
(Ueber den Einsatz fuer die Oekumene) im Mai 1995, die einen
weiteren bedeutenden Beitrag zur oekumenischen Bewegung
darstelle. Dieses Lehrdokument belege nicht nur das Engagement
des Papstes fuer die Einheit der Kirche, es lade darueber hinaus
auch ein zum Dialog ueber die Rolle des Bischofs von Rom als
Instrument zur Erlangung dieser Einheit. Weiterhin nahm Hanson
Bezug auf die im April dieses Jahres veroeffentlichte juengste
Enzyklika des Papstes "Ecclesia de Eucharistia" (Ueber die
Eucharistie in ihrem Verhaeltnis zur Kirche). Zwar stelle die
Enzyklika einerseits heraus, dass das Miteinanderteilen des
Abendmahls nicht moeglich sei, wenn nicht volle lehrmaessige
Uebereinstimmung und Einheit mit dem Bischof von Rom hergestellt
seien, gleichzeitig verkuende sie jedoch die Botschaft, "dass der
Einheit um den Tisch des Herrn unsere Sehnsucht und unser
dringliches Gebet gilt". (466 Woerter)
 
Im Folgenden finden Sie den vollstaendigen Wortlaut der
Erklaerung von LWB-Praesident Bischof Mark S. Hanson anlaesslich
des 25. Jubilaeums des Pontifikats von Papst Johannes Paul II.:
 
Erklaerung anlaesslich des 25. Jubilaeums des Pontifikats von
Papst Johannes Paul II.
 
Bischof Mark S. Hanson
Praesident
Lutherischer Weltbund
 
Am 16. Oktober 2003 begeht Papst Johannes Paul II. das 25.
Jubilaeum seiner Wahl zum Bischof von Rom. Johannes Paul II. kann
auf die bisher viertlaengste Amtszeit aller Paepste sowie eine
bemerkenswerte Reihe von Leistungen und Erfolgen zurueckblicken.
Er ist der meistgereiste Papst der Geschichte und hat Millionen
Menschen weltweit persoenlich die Gute Nachricht von Jesus
Christus gebracht. Er hat die ChristInnen unermuedlich
aufgefordert, um der Gerechtigkeit und des Friedens willen in
Gottes Welt aktiv zu sein. Dass der Papst die harte Realitaet des
Kommunismus persoenlich erlebt hatte und daher beharrlich nach
Freiheit rief, hat nach meiner Ueberzeugung einen Beitrag
geleistet zum Fall des Eisernen Vorhangs. Dass er in einer
juedischen Synagoge und einer muslimischen Moschee betete, waren
maechtige und demutsvolle Zeichen seines Engagements fuer die
Verstaendigung in einer von Angst und Trennungen gezeichneten
Welt.
 
Daneben sollte auch der bedeutende Beitrag dieses Papstes zur
oekumenischen Bewegung nicht unterschaetzt werden. Zwar
verteidigte Johannes Paul II. in 14 Enzykliken bzw.
Lehrdokumenten und zahlreichen apostolischen Schreiben in grosser
Deutlichkeit die Lehren der roemisch-katholischen Kirche, er
erinnerte uns jedoch auch an die Aufforderung unseres Herrn, die
Einheit zu vertiefen, an der die ChristInnen in Jesus Christus
Anteil haben. Manche Stimmen moegen darauf hinweisen, dass die
konservativen theologischen Ueberzeugungen des Papstes die
Spaltung der Christenheit verschaerft haben, ich bin jedoch der
Ueberzeugung, dass der Papst im Herzen wahrhaft dem Streben nach
der sichtbaren Einheit der christlichen Kirche verpflichtet ist.
 
Beleg dieser meiner Ueberzeugung ist eines der fuer mich als
Lutheraner bedeutendsten Signale des oekumenischen Engagements
Johannes Pauls II. - seine persoenliche Unterstuetzung der
Unterzeichnung der "Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre" durch den Lutherischen Weltbund und den
Vatikan im Jahr 1999. Dieses Dokument brachte nicht nur eine
Klaerung zum Verstaendnis dieser grundlegenden christlichen
Lehre, mit ihm wurde durch einen "differenzierten Konsens" auch
eine Einigung ueber eine der umstrittensten Fragen der
Reformationszeit erzielt. Mit diesem Ereignis begann zudem ein
Prozess der Vertiefung der Beziehungen zwischen beiden
theologischen Traditionen. LutheranerInnen und KatholikInnen
weltweit empfinden miteinander ein gestaerktes Bewusstsein
dafuer, wie viel uns in unserem Bekenntnis des christlichen
Glaubens gemeinsam ist. Diese engere Beziehung hat zu noch
groesserer Gastfreundschaft gefuehrt, die insbesondere durch
intensiveren Dialog und engere persoenliche Beziehungen
gekennzeichnet ist. Die Verpflichtung des Vatikans, diese
Uebereinkunft in den Ortsgemeinden durch das gemeinsame Gebet und
Lernen roemisch-katholischer und lutherischer Gemeindemitglieder
"mit Leben zu erfuellen", ist ein weiteres Zeichen des Einsatzes
fuer die Oekumene.
 
Ein zweiter bedeutender Beitrag zur oekumenischen Bewegung war
die Veroeffentlichung der paepstlichen Enzyklika "Ut Unum Sint"
(Ueber den Einsatz fuer die Oekumene) am 25. Mai 1995. Dieses
Lehrdokument belegt nicht nur das Engagement des Papstes fuer die
Einheit der Kirche, es laedt darueber hinaus auch ein zum Dialog
ueber die Rolle des Bischofs von Rom als Instrument zur Erlangung
dieser Einheit. Johannes Paul II. raeumt zwar ein, dass das
Papsttum einen erheblichen Stolperstein fuer die Einheit der
ChristInnen darstellt, er draengt jedoch mit dem Vorschlag voran,
die Rolle des Bischofs von Rom solle von allen ChristInnen
diskutiert werden, im Blick auf eine Reform des paepstlichen
Amtes und Dienstes, damit dieses Amt als echtes Instrument fuer
die Einheit der Kirche dienen koenne. Selbst die juengste
Enzyklika des Papstes "Ecclesia de Eucharistia" (Ueber die
Eucharistie in ihrem Verhaeltnis zur Kirche), die im vergangenen
April herausgegeben wurde, stellt zwar einerseits heraus, dass
das Miteinanderteilen des Abendmahls nicht moeglich ist, wenn
nicht volle lehrmaessige Uebereinstimmung und Einheit mit dem
Bischof von Rom hergestellt sind, verkuendet jedoch gleichzeitig
weithin hoerbar die Botschaft, dass der Einheit um den Tisch des
Herrn unsere Sehnsucht und unser dringliches Gebet gilt.
 
Schliesslich sind auch die vielfaeltigen Beispiele zu
beruecksichtigen, wie die oekumenische Gemeinschaft in die
Feierlichkeiten anlaesslich des Grossen Jubeljahres 2000
einbezogen war. Oekumenische VertreterInnen begleiteten Papst
Johannes Paul II. waehrend der Gebetswoche fuer die Einheit der
Christen bei der Oeffnung der Heiligen Pforte der Kirche St. Paul
vor den Mauern. Friedensgebete fanden im oekumenischen wie
interreligioesen Kontext statt. Unvergesslich bleibt auch die
historisch beispiellose Liturgie in der Fastenzeit, in der der
Papst und hochrangigste Vertreter des Vatikans um Vergebung baten
fuer die Suenden, die die Soehne und Toechter der katholischen
Kirche begangen haben.
 
Hat jede einzelne Entscheidung des Papstes der Sache der Einheit
der Kirche gedient? Sicherlich nicht. Doch mit Sicherheit wird
die Geschichte urteilen, dass Papst Johannes Paul II. im
ausgehenden zweiten Jahrtausend und am Beginn des dritten eine
der bedeutendsten Persoenlichkeiten auf der Weltbuehne ist. Viele
seiner Beitraege haben die Beziehungen innerhalb des Leibes
Christi gestaerkt und vertieft und uns dem Willen unseres Herrn,
"dass sie alle eins seien", naeher gebracht. Verpflichten wir uns
also aus Anlass des 25. Jubilaeums des Pontifikats von Johannes
Paul II. zu Gebet und Einsatz fuer Gerechtigkeit und Frieden in
der Welt und fuer mehr Verstaendnis unter den Menschen.
 
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen LutheranerInnen
in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.: +41-22-791-6353
Fax: +41-22-791-6630	     
E-Mail: dmg@lutheranworld.org 


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