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Himalaja-Staat Bhutan unterdrueckt Christentum


From "Christian B. Schäffler (APD Schweiz)" <APD@stanet.ch>
Date Wed, 14 Jan 2004 22:47:34 +0100

14. Januar 2004
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
http://www.stanet.ch/APD
CH-4003 Basel, Schweiz

Himalaja-Staat Bhutan unterdrueckt Christentum

Thimphu, Bhutan.   Das Christentum im Koenigreich Bhutan wird
nach den Worten des katholischen indischen Bischofs Stephen
Lepcha unterdrueckt. Heute sei es Christen dort bei schwerer
Strafe verboten, oeffentliche Gottesdienste zu feiern oder ihren
Glauben anderweitig zu praktizieren, betonte das katholische
Oberhaupt von Darjeeling (Indien), zu dessen Dioezese Bhutan
kirchenrechtlich gehoert. Der buddhistische Staat zwischen Indien
und China garantiere seinen Buergern kein Recht auf
Religionsfreiheit, meldet auch der vatikanische Missions-
Nachrichtendienst Fides. Schaetzungsweise 65 000 Christen
wuerden in dem im Himalaja gelegenen Kleinstaat terrorisiert und
bedroht. Nicht-Buddhisten seien seit laengerer Zeit politischen und
sozialen Diskriminierungen ausgesetzt.

In Bhutan ist der Buddhismus Staatsreligion. Von jeher waren
Geschichte und Religion in diesem Land eng verknuepft. Der
bhutanische Buddhismus, der hauptsaechlich die Traditionen der in
Tibet gegruendeten Drachenschule (Drugpa Kagyue) sowie die
Schule der Alten (Nyingmapa) fortfuehrt, nimmt im Lande eine
staatstragende Position ein. Bhutan ist das einzige Land der Welt
mit dieser Variante des tibetischen Buddhismus als Staatsreligion.
Sein Einfluss ist in allen Bereichen des Lebens zu spueren.

Dass auch der Buddhismus, der in westlichen Breiten gerne als
besonders friedliche Religion dargestellt wird, einen
menschenverachtenden Umgang mit Christen betreiben kann, zeigt
der Staat Bhutan: Heute ist dort jede oeffentliche Versammlung
einer anderen Religion gesetzlich verboten und wird verfolgt.
Christliche Hilfswerke stehen unter absolutem Missionsverbot.

Bis Mitte der sechziger Jahre war das Land des Donnerdrachens
(=Bhutan) fuer jegliche christliche Mission vollkommen
verschlossen. Erst 1963 kamen die Jesuiten und 1965 die
Salesianer auf Einladung in das Land, um dort im Bildungswesen
taetig zu sein. Nachdem sich in den folgenden 25 Jahren die Lage
der Christen geringfuegig entspannt hatte und die wenigen, meist
aus Indien stammenden Christen unterschiedlicher Konfessionen
mehr Menschen zum christlichen Glauben fuehren konnten,
folgten neue Beschraenkungen. Einheimische Christen verloren
ihre Arbeit. Es wurde die Ueberwachung aller christlichen
Hausversammlungen angeordnet. 1982 wurden die Salesianer des
Proselytismus beschuldigt und ausgewiesen. Der einzige
katholische Priester, dem es erlaubt war, im Land zu arbeiten, starb
1995. Im gleichen Jahr wurde erstmals ein Einheimischer zum
katholischen Priester geweiht.

Besondere Schikanen fuer Christen melden
Menschenrechtsorganisationen seit Ende der neunziger Jahre. So
wuerden kirchliche Versammlungsraeume immer wieder von
Polizisten gestuermt und die Namen der Glaeubigen erfasst.
Mehrere protestantische Pastoren seien verhaftet und mit langen
Gefaengnisstrafen bedroht worden. Einigen Christen sei die Flucht
gelungen. Fides zitiert einen Christen aus Bhutan: "Derzeit ist im
Land eine sehr harte Verfolgung im Gange. Von den Christen wird
verlangt, abzuschwoeren oder das Land zu verlassen.
Religionsfreiheit existiert nicht mehr. In einigen Stddten koennen
sich die Christen ihres Glaubens wegen nicht mehr versammeln.
Sie werden in ihrer Arbeit nicht befoerdert, ihnen wird grundlos
gekuendigt, sie werden aus dem Land vertrieben. Ausserdem
werden Handelslizenzen widerrufen und ihnen wird alle
oeffentliche Unterst|tzung verwehrt."

Die Zahlen des Himalaja-Staates bezueglich Einwohner und
Religionszugehoerigkeit schwanken, je nach Quelle, zwischen 800
000 und rund 2 Millionen Einwohner. Etwa 72 Prozent bekennen
sich zum Buddhismus, 23 % Prozent zum Hinduismus, 4% zum
Islam. Christen bilden eine  Minderheit von knapp 0,5 Prozent.

Bhutan gehoerte lange Zeit zu den abgeschiedensten und von
Einfl|ssen der modernen Zeit am wenigsten beruehrten Laendern
der Welt. Dieser Isolationismus wurde mit der Furcht eines
Souveraenitaetsverlustes an die beiden maechtigen Nachbarn
Indien und China begruendet, aber auch mit der Bewahrung der
jahrhundertealten Kultur und dem Schutz der Natur des Landes.

Internationale Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) und
humanitaere Werke ueben seit Jahren harsche Kritik an Bhutans
Umgang mit seinen Minderheiten und werfen dem Land massive
Menschenrechtsverletzungen, unter anderem ethnische
Sduberungen, vor.

Zwischen 1989 und 1993 wurden im Zuge eines rigiden
Bhutanisierungsprogramms  mehr als 120 000 Menschen
nepalesischer Abstammung, die so genannten Lhotshampas  (=
Menschen aus dem Sueden) ausser Landes verwiesen. Ihnen wurde
vorgeworfen, sich der regierungsfeindlichen Opposition
angeschlossen zu haben. Zur staatlich verordneten Vertreibung
zaehlten Terror und Massenfestnahmen. Folter und Tod in
Polizeigewahrsam, Vergewaltigungen, Pluenderungen,
Zerstoerungen und Todesdrohungen zwangen viele Lhotshampas
zur Flucht. Die Paesse der Fluechtlinge wurden von
Regierungsbeamten beschlagnahmt, die Hduser zerstoert oder
verbrannt. Die meisten Vertriebenen leben seither in
Fluechtlingslagern im Osten Nepals, die von der
Fluechtlingsorganisation der Vereinten Nationen (UNHCR)
unterhalten werden. Mehrere Verhandlungen zwischen den
Regierungen Bhutans und Nepals |ber die Repatriierungsfrage
sind bislang ohne nennenswerten Erfolg geblieben. Bisher
erklaerte sich Bhutan lediglich bereit, einer kleinen Anzahl
Fluechtlingen die Rueckkehr zu erlauben.

Rund 140 Jahren schwiegen in Bhutan die Waffen. Am 15.
Dezember 2003, also erst vor wenigen Wochen, griff die kleine
Armee Bhutans zu den Gewehren und zerstoerte 30 Camps von
indischen Rebellen, die von Bhutan aus f|r ein von Indien
unabhaengiges Assam kaempfen. Die Regierung Bhutans erklaerte
dazu, sie sei nach sechs Jahren erfolgloser Gespraeche mit den
verschiedenen assamesischen Rebellenverbdnden zu dieser
Offensive gezwungen gewesen. Beobachter gehen davon aus, dass
die bhutanische Militaeroperation auf Druck Indiens erfolgte. Die
etwa 6 000 Mann starke Armee Bhutans wird seit laengerem von
Indern in Dschungelkriegsfuehrung trainiert. Der Kleinstaat spielt
heute eine zentrale Rolle in Indiens strategischer Sicherheitspolitik
als Pufferstaat gegenueber der Volksrepublik China.


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