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Weltsozialforum: Religionen sollen sich nicht politisch


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Wed, 21 Jan 2004 08:31:58 -0600

Weltsozialforum: Religionen sollen sich nicht politisch manipulieren lassen,
fordern TeilnehmerInnen an LWB-Seminar 
Interreligioeser Dialog muss auf allen Ebenen stattfinden
 
Mumbai (Indien)/Genf, 21. Januar 2004 (LWI) - Wo hat die Fehlentwicklung
begonnen? Warum werden heute Religionen oft mit Gewalt in Verbindung
gebracht? Diese und aehnliche Fragen stellte Scheich Saliou Mbacki,
Hauptredner eines vom Lutherischen Weltbund (LWB) veranstalteten Seminars
anlaesslich des vierten Weltsozialforums (WSF), das vom 16. bis 21. Januar in
der indischen Hafenstadt Mumbai stattfindet.
 
Mbacki, Koordinator der Interreligioesen Aktion fuer Frieden in Afrika,
stellte den vom LWB initiierten Prozess vor, der Religionsgemeinschaften in
ganz Afrika zum gemeinsamen Einsatz fuer den Frieden in ihrer Region anregen
soll.
 
Als Ziel der Initiative beschrieb Mbacki die Vertiefung des interreligioesen
Engagements im Dialog und der Zusammenarbeit im Blick auf die Foerderung von
Frieden in Afrika sowie die Vermittlung von Wissen und Faehigkeiten fuer die
praktische Zusammenarbeit afrikanischer interreligioeser PartnerInnen beim
Friedensengagement. Die Initiative wolle die Erarbeitung und Umsetzung
konkreter interreligioeser Massnahmen in Konfliktsituationen voranbringen und
konzentriere sich dabei auf die Rolle von Religionsgemeinschaften im
Verhaeltnis zu Regierungen, anderen AkteurInnen und der Oeffentlichkeit
insgesamt in Laendern und Regionen die von Konflikten betroffen oder bedroht
seien.
 
In diesem relativ neuen Prozess sieht Mbacki besonders die Friedensarbeit in
Form einer aktiven Einbeziehung der Religionsgemeinschaften auf allen Ebenen
- von der Basis bis zur obersten Entscheidungsebene - als entscheidende
Aufgabe an, mit besonderer Betonung von Dialog, gegenseitigem Verstaendnis,
der Weitergabe von Informationen und der Bewusstseinsbildung im Blick auf
Menschenrechte.
 
"Trotz unserer Unterschiede predigen wir doch alle die gleiche Werte -
Frieden, ethisches Verhalten, Solidaritaet, Vergebung und Liebe. Diese Werte,
die wir gemeinsam haben, sollten wir als Instrumente nutzen, um Gewalt und
Konflikte in all ihren Erscheinungsformen zu bekaempfen", so Mbacki, Mitglied
der Murid-Gemeinschaft in Senegal, eines muslimischen Sufi-Ordens, der 1888
von Scheich Ahmadou Bamba Mbacki in Toubab (Senegal) gegruendet wurde.
 
Mbacki betonte, afrikanische ReligionsfuehrerInnen muessten dringend
analysieren, "welche Fehler wir machen", um dann den gegenwaertigen Trend
umkehren zu koennen, dass Religion mit Gewalt in Verbindung gebracht werde.
"Religion steht von ihrem Wesen her im Gegensatz zur Gewalt, aber wenn wir
der Versuchung erliegen, nach Macht oder Geld zu streben, wenden wir uns
nicht nur von unseren grundlegenden Prinzipien des ethischen Verhaltens und
der Gerechtigkeit ab, sondern tragen auch zur Entstehung von Konflikten bei.
Wir sollten nicht zulassen, dass wir, zu welchem Zweck auch immer,
manipuliert werden", Mbacki.
 
Er nannte in diesem Zusammenhang eine Reihe von Situationen, wo
unterschiedliche afrikanische Religionsgemeinschaften jahrzehntelang
friedlich zusammengelebt haetten, bis aufgrund einer politischen Manipulation
der Religion Konflikte aufgebrochen seien.
 
Mbacki listete eine wachsende Zahl von internationalen Konferenzen und
Initiativen auf, die sich um eine Koordinierung und Zusammenarbeit zwischen
ReligionsfuehrerInnen bemuehten und verwies auf einen rasch zunehmenden
Korpus interreligioeser Erklaerungen, die die Verpflichtung zum
interreligioesen Dialog und zur Friedenszusammenarbeit bekraeftigen.
 
Regionale Koordinierung interreligioeser Friedensbemuehungen unerlaesslich

Im afrikanischen Kontext, so Mbacki, haetten ReligionsfuehrerInnen ihre
Reaktion auf Konflikte und die Bemuehungen um friedliche Loesungswege
tatsaechlich in vielen Faellen wirkungsvoll koordiniert. Als besonders
bemerkenswerte Beispiele hierfuer nannte er die Beteiligung von
ReligionsvertreterInnen an Bemuehungen um ein Ende des Buergerkriegs in
Liberia und Sierra Leone sowie den grenzuebergreifenden interreligioesen
Dialog in Aethiopien und Eritrea. Gleichzeitig merkte er jedoch an, dass auf
regionaler Ebene insgesamt eine Koordination solcher Bemuehungen fehle, da
diese meist innerhalb nationaler Grenzen stattfaenden. Darueber hinaus seien
relativ wenige der zahlreichen Verpflichtungserklaerungen zum
interreligioesen Dialog und zur Friedenszusammenarbeit in praktischer Form
bzw. konkreten Programmen umgesetzt worden.
 
Die afrikanische Initiative lege besonderen Wert auf praktische Aspekte und
baue dabei auf bestehende Erklaerungen und Verpflichtungen zur
interreligioesen Friedenskooperation auf, anstatt weitere derartige
Uebereinkommen zu schaffen, betonte Mbacki. Sie ziele darauf ab, praktische
Strategien, Methoden und Instrumente fuer einen kooperativen Einsatz von
Religionsgemeinschaften in den Bereichen Konfliktloesung, Friedensarbeit und
Aufbau einer Kultur des Friedens zu erarbeiten.
 
Die Interreligioese Aktion fuer Frieden in Afrika geht auf das
panafrikanische Gipfeltreffen von ReligionsvertreterInnen zurueck, das auf
Initiative des LWB im Oktober 2002 in Johannesburg (Suedafrika) stattfand. An
dem Gipfel hatten ueber 100 Delegierte aus ganz Afrika teilgenommen, darunter
VertreterInnen aller grossen Religionen, einschliesslich der traditionellen
afrikanischen. Der Aktionsplan, den der Interreligioese Friedensgipfel im
Oktober 2002 angenommen hatte, sieht unter anderem interreligioese
Delegationsreisen in Konfliktgebiete des afrikanischen Kontinents vor. Zu den
weiteren vorgeschlagenen Initiativen gehoeren regionale interreligioese
Konsultationen und der Aufbau sowie die Verlinkung bestehender
interreligioeser Netzwerke. Waehrend des zweiten gesamtafrikanischen
Interreligioesen Friedensgipfels im Oktober 2004 in Kairo (Aegypten) sollen
die Ergebnisse sowie deren Umsetzung des ersten Interreligioesen
Friedensgipfels in Afrika ueberprueft werden.
 
Mbacki bekraeftigte, dass religioese Vielfalt bedauerlicherweise auch fuer
politische und andere Zwecke benutzt werde, was "uns bewusst machen sollte,
wie wichtig die Zusammenarbeit ist". (754 Woerter)
 
Mitglieder der LWB-Delegation in Mumbai koennen fuer Interviews angefragt
werden. Wenden Sie sich hierzu bitte an LWI-Redakteurin Pauline Mumia, Tel.:
+41/76-396 28 63.
 
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136
Mitgliedskirchen, denen rund 61,7 Millionen der weltweit rund 65,4 Millionen
LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt,
falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des
LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten
Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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