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LWB-Exekutivkomitee ruft zu Frieden und Versoehnung in


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 23 Feb 2004 15:40:09 -0600

LWB ruft zu Frieden und Versoehnung in Israel-Palaestina auf
LWB-Leitungsgremium veroeffentlicht Stellungnahme gegen
Trennmauer auf besetztem palaestinensischen Gebiet
 
Genf, 23. Februar 2004 (LWI) - Mit einer Stellungnahme unter dem
Titel "Reisst die Mauern nieder" hat das Exekutivkomitee des
Lutherischen Weltbundes (LWB) gegen den Bau einer Trennmauer auf
besetztem palaestinensischen Gebiet protestiert. 
 
Auf seiner Sitzung vom 21. bis 23. Februar in Genf betonte das
13-koepfige LWB-Leitungsgremium erneut die vom LWB bereits
vielfach formulierte Ueberzeugung, "dass Frieden und Sicherheit
fuer alle Menschen in Israel-Palaestina nur durch Dialog,
Verstaendnis fuereinander und die Wiederherstellung unheiler
Beziehungen zu erreichen sind". 
 
Die Mitglieder des Exekutivkomitees verurteilten saemtliche
willkuerlichen, gegen ZivilistInnen gerichteten Gewalttaten und
hoben hervor, dass alle Menschen in Israel-Palaestina ein Anrecht
darauf haetten, "von willkuerlicher Gewalt und kollektiven
Strafaktionen verschont zu bleiben". Gleichzeitig betonten sie,
dass die Trennmauer "den Frieden, den Israelis und
PalaestinenserInnen gleichermassen verdienen", nicht
herbeifuehren koenne und sie zudem ein Hindernis fuer Dialog,
gegenseitiges Verstaendnis und einen gerechten Frieden
darstelle.
 
Das LWB-Exekutivkomitee machte deutlich, dass der Bau einer
Trennmauer auf besetztem palaestinensischen Gebiet "eine weitere
Verschlechterung der bereits heute untragbaren Situation zur
Folge" habe, die palaestinensische ChristInnen zur Auswanderung
zwinge. In diesem Zusammenhang brachten die Mitglieder des
Exekutivkomitees auch ihre zunehmende Angst vor einem "drohenden
Aussterben der einheimischen christlichen Kirche im Heiligen
Land" zum Ausdruck.
 
In seiner Stellungnahme zitierte das LWB-Exekutivkomitee Bischof
Dr. Munib A. Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien (ELKJ), der als LWB-Vizepraesident fuer die LWB-Region
Asien auch Mitglied des LWB-Exekutivkomitees ist und erklaert
hatte: "Wir muessen nach Moeglichkeiten suchen, die Kommunikation
zu verstaerken, nicht sie einzuschraenken, mehr persoenliche
Begegnungen zu ermoeglichen, nicht sie zu verhindern, und mehr
Wege zu Frieden und Versoehnung zu eroeffnen, anstatt sie zu
blockieren." Die ELKJ hat Gemeinden in Israel, Jordanien und
Palaestina.
 
Das LWB-Exekutivkomitee setzt sich zusammen aus dem
LWB-Praesidenten, den fuenf VizepraesidentInnen, dem
Schatzmeister und den Vorsitzenden der Programmausschuesse. Es
hat in der Zeit zwischen den Ratstagungen die Aufsicht ueber die
ordnungsgemaesse Arbeit des LWB und fungiert als
Personalausschuss und Treuhandschaftsrat. Die Mitglieder des
amtierenden Exekutivkomitees wurden im Juli 2003 vom LWB-Rat
waehrend seiner ersten Tagung in Winnipeg (Kanada) ernannt. Das
Komitee tagt in der Regel zweimal im Jahr. (356 Woerter)
 
Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut der Stellungnahme
des LWB-Exekutivkomitees:
 
Reisst die Mauern nieder

Stellungnahme zum Bau der Trennmauer auf besetztem
palaestinensischen Gebiet
 
Das Exekutivkomitee des Lutherischen Weltbundes (LWB), das vom
21. bis 23. Februar 2004 in Genf tagt, schliesst sich den
zahlreichen Kirchen und oekumenischen Organisationen weltweit an,
die ihre Besorgnis ueber den Bau der Trennmauer auf besetztem
palaestinensischen Gebiet, einschliesslich in und um
Ostjerusalem, zum Ausdruck gebracht haben. Insbesondere
unterstuetzen und bekraeftigen wir die Erklaerungen der
Jerusalemer Kirchenleiter zu diesem Thema.
 
Der LWB verurteilt ohne Einschraenkung saemtliche
willkuerlichen, gegen ZivilistInnen gerichteten Gewalttaten.
Unsere Gebete gelten den Opfern aller solcher Verbrechen und
ihren Familien. Alle Menschen in Israel-Palaestina haben ein
Anrecht darauf, von willkuerlicher Gewalt und kollektiven
Strafaktionen verschont zu bleiben.
 
Wir moechten erneut die vom LWB vielfach formulierte
Ueberzeugung betonen, dass Frieden und Sicherheit fuer alle
Menschen in Israel-Palaestina nur durch Dialog, Verstaendnis
fuereinander und die Wiederherstellung unheiler Beziehungen zu
erreichen sind. Israelis und PalaestinenserInnen leben in enger
Nachbarschaft auf einem kleinen Stueck Land, das drei der grossen
Weltreligionen als heilig gilt, und sie werden auch in Zukunft
dieses Zusammenleben fortfuehren muessen. Letztlich muss ein Weg
gefunden werden, wie alle Kinder Abrahams dieses Erbe in Frieden
und Gerechtigkeit gemeinsam gestalten koennen. Die Trennmauer
leugnet diese offensichtliche Tatsache und bedeutet eine
Abwendung von dieser nicht zu umgehenden Verantwortung.
 
Die Trennmauer kann den Frieden, den Israelis und
PalaestinenserInnen gleichermassen verdienen, den wir erstreben
und um den wir beten, nicht herbeifuehren. Im Gegenteil, die
Geschichte zeigt, dass derartige Versuche, Menschen durch
physische Barrieren voneinander zu trennen, nur Feindbilder,
gegenseitige Daemonisierung und Extremismus verstaerken. Bischof
Munib Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jerusalem
stellt zu Recht fest: "Wir muessen nach Moeglichkeiten suchen,
die Kommunikation zu verstaerken, nicht sie einzuschraenken, mehr
persoenliche Begegnungen zu ermoeglichen, nicht sie zu
verhindern, und mehr Wege zu Frieden und Versoehnung zu
eroeffnen, anstatt sie zu blockieren."
 
Die Trennmauer in Israel-Palaestina ist ein Hindernis fuer
Dialog und gegenseitiges Verstaendnis. Sie ist ein Hindernis fuer
die Schaffung eines gerechten Friedens. Sie verletzt Prinzipien
des humanitaeren Voelkerrechts und Menschenrechtsnormen. Da die
Mauer ueber das Gebiet des Westjordanlands verlaeuft, liegt eine
weitere unilaterale und illegale Annexion von Land vor. Ihr Bau
fuehrt zur Zerstoerung von noch mehr palaestinensischen Haeusern
und Olivenhainen und schneidet PalaestinenserInnen voneinander,
von ihren Feldern, ihrer Wasserversorgung und medizinischen sowie
anderen lebensnotwendigen Leistungen ab. Er hat eine weitere
Verschlechterung der bereits heute untragbaren Situation zur
Folge, die palaestinensische ChristInnen zur Auswanderung zwingt
und unsere Angst vor dem drohenden Aussterben der einheimischen
christlichen Kirche im Heiligen Land verstaerkt. Der Verlauf der
Mauer wurde so geplant, dass sie die Ansiedlungen von mehr als
der Haelfte der SiedlerInnen im Westjordanland und in
Ostjerusalem umfasst, was diese Siedlungen noch staerker
befestigt. Die Mauer und die Siedlungen, die sie schuetzt,
schaffen vor Ort neue Fakten, die die Errichtung eines
lebensfaehigen, flaechenmaessig geschlossenen palaestinensischen
Staates innerhalb der akzeptierten Zwei-Staaten-Loesung
verhindern.
 
Wir verlangen ein Ende des Mauerbaus und der Neuschaffung und
Unterstuetzung von Siedlungen in den besetzten palaestinensischen
Gebieten. Mauer wie Siedlungen muessen aus den besetzten
palaestinensischen Gebieten entfernt werden, wenn wirklich ein
gerechter Friede angestrebt werden soll. Der LWB setzt sich auch
weiterhin praktisch und im Gebet dafuer ein, dass zukuenftig
israelische und palaestinensische Kinder in Frieden zusammenleben
und in dem Land, dass sie alle "heilig" nennen, eine gemeinsame
Zukunft gestalten koennen.
 
Der Gott, den wir verkuendigen und dem wir dienen, ist ein Gott
der Beziehung und der Versoehnung, der von Menschen aufgerichtete
Barrieren niederreissen, versoehnen und Frieden schaffen will.
Wir moechten die Worte Seiner Heiligkeit Papst Johannes Pauls II.
aufgreifen, der betont hat, das Heilige Land brauche heute
Bruecken und nicht Mauern. Wir beten darum, dass Gott die
trennende Mauer, die auf dem von ihm selbst gegebenen Land gebaut
wird, und die Mauern der Feindseligkeit, die in den Koepfen der
dort heute lebenden Menschen immer hoeher wachsen, durchbrechen
moege. "Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht
hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, naemlich
die Feindschaft." (Eph. 2,14)
 
Verabschiedet am 22. Februar 2004
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen in
76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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