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Georgien: Lutherischer Bischof Gert Hummel gestorben


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 26 Mar 2004 14:13:17 -0600

Georgien: Lutherischer Bischof Gert Hummel gestorben 
Ehemaliger Theologieprofessor baute lutherische Gemeinden in Georgien
auf
 
Tbilisi (Georgien)/Genf, 26. Maerz 2004 (LWI) - Der Bischof der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien, Prof. Dr. Dr. h. c. Gert
Hummel, ist am Montag, 15. Maerz, in der georgischen Hauptstadt Tbilisi
verstorben. Wie die Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien
mitteilte, erlag der 71-Jaehrige den Folgen einer Gehirnblutung. Der aus
Wuerttemberg stammende Theologe lebte seit 1998 in Tbilisi und wurde
1999 Bischof der georgischen Kirche.
 
Der Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr.
Ishmael Noko, betonte in einem Kondolenzschreiben an die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland und anderen Staaten (ELKRAS),
dass der Einsatz Bischof Hummels fuer den Dienst der Kirche, seine
persoenliche Zuwendung zu den Menschen des Landes und sein Engagement
fuer die Weitergabe des Evangeliums in Wort und Tat vielen in der
weltweiten lutherischen Gemeinschaft ein Beispiel gegeben habe. "Sein
ploetzlicher Tod hinterlaesst eine grosse Luecke unter den *Arbeitern im
Weinberg', die sich nicht leicht wird schliessen lassen", so Noko. Viele
der positiven Entwicklungen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Georgien und insbesondere in Tbilisi seien das Ergebnis der grossen
Einsatzbereitschaft dieses tief glaeubigen Menschen. Die georgische
Kirche gehoert als selbststaendige regionale Kirche zur ELKRAS.
 
Der 1933 in Sindelfingen bei Stuttgart (Wuerttemberg/Deutschland)
geborene Hummel studierte von 1953 bis 1961 evangelische Theologie,
Philosophie und Germanistik in Tuebingen, Heidelberg (beide Deutschland)
und Lund (Schweden). Das Studium schloss er 1959 mit dem Ersten
Theologischen Examen und 1961 mit je einer Promotion in Tuebingen und in
Lund ab. In den Jahren 1961 bis 1964 war er religionspaedagogisch
taetig. Nach seinem Zweiten Theologischen Examen 1964 in Stuttgart
arbeitete er von 1964 bis 1969 als wissenschaftlicher Assistent am
Institut fuer Evangelische Theologie der Universitaet des Saarlandes in
Saarbruecken (Deutschland) und war Lehrbeauftragter an der
Paedagogischen Hochschule in Saarbruecken. Nach einer Privatdozentur in
Saarbruecken von 1970 bis 1972 war Hummel von 1972 bis 1998 Professor
fuer Systematische Theologie in Saarbruecken.
 
Durch eine Staedtepartnerschaft von Saarbruecken und Tbilisi kam Hummel
in Kontakt mit Nachfahren deutscher AuswandererInnen in Georgien. Er
lernte das Land und seine Menschen lieben. Nach seiner Emeritierung ging
Hummel im Oktober 1998 nach Tbilisi und wurde Pfarrer in der
evangelisch-lutherischen Gemeinde. Bereits 1991 hatten sich in Georgien
wieder vorwiegend deutschstaemmige LutheranerInnen gesammelt, nachdem
die im fruehen 19. Jahrhundert von schwaebischen AuswandererInnen
gegruendeten Gemeinden zur Zeit der stalinistischen Repressionen zu
existieren aufgehoert hatten. Aus diesen Gruppen bildeten sich vier
staatlich registrierte Gemeinden und knapp zehn Gemeindegruppen. Im Juli
1999 wurde auf einer Synode der georgischen Gemeinden die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Georgien gegruendet und Gert Hummel
zum Bischof gewaehlt. 
 
Unter der Leitung von Bischof Hummel begann eine regelrechte Bluete der
kleinen lutherischen Kirche in Georgien. Mit dem Erloes aus dem Verkauf
seines Haus in Saarbruecken baute Hummel in Tbilisi eine Kirche mit
Gemeindezentrum, ein Altenheim und Sozialstationen. Die Arbeit der
Einrichtungen finanzierte Hummel ebenfalls aus seinem Privatvermoegen
und aus Spenden eines Freundeskreises. Im Jahr 2002 gelang es, die
historische Kirche in Suchumi (Abchasien) zurueckzugewinnen und
wiederherzustellen. Fuer ihr soziales Engagement in Georgien wurden Gert
Hummel und seiner Frau Christiane 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz 1.
Klasse der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
 
Weiterhin betreute Bischof Hummel seit 2001 im Auftrag des Bischofsrats
der ELKRAS die im benachbarten Aserbaidschan gelegene Gemeinde Baku.
Unter gefaehrlichen Bedingungen gelang es Hummel, die Spaltung der
Gemeinde zu ueberwinden und die staatliche Anerkennung der neu
gegruendeten Gemeinde zu erlangen.
 
Die Aussegnungsfeier fuer Bischof Hummel fand am Samstag, 20. Maerz, in
der Versoehnungskirche in Tbilisi statt. Die Beisetzung ist fuer Ende
Maerz in seiner wuerttembergischen Heimat geplant. Bischof Hummel
hinterlaesst seine Ehefrau Christiane und zwei erwachsene Kinder. (590
Woerter)
 
* * *
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
* * *
 
LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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