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Afrika: Gemeinsamer Einsatz gegen den Missbrauch der Religion


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 29 Mar 2004 15:58:17 -0600

Afrika: Gemeinsamer Einsatz gegen den Missbrauch der Religion gefordert
LWB-Generalsekretaer Noko anerkennt religioese Initiativen zur
Konfliktloesung in Afrika
 
Nairobi (Kenia)/Genf, 29. Maerz 2004 (LW) - Seit dem ersten
gesamtafrikanischen Gipfel im Oktober 2002 in Johannesburg (Suedafrika)
sei schon viel erreicht worden, trotzdem bleibe aber in Bezug auf
Friedensarbeit noch viel zu tun, betonte der Generalsekretaer des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, in einem Resuemee
knapp 18 Monate, nachdem afrikanische ReligionsfuehrerInnen unter
Federfuehrung des LWB die Interreligioese Initiative fuer Frieden in
Afrika ins Leben gerufen hatten. 
 
Konflikte stuenden weiterhin der sozialen und wirtschaftlichen
Entwicklung in Ost- und Zentralafrika sowie am Horn von Afrika im Wege,
so Noko vor den rund 60 TeilnehmerInnen des regionalen interreligioesen
Friedensgipfels, der vom 27. bis 29. Maerz in Nairobi (Kenia)
stattfindet. Der Regionalgipfel ist eine Folgekonferenz der
Interreligioesen Initiative fuer Frieden in Afrika, die im Oktober 2002
entstand und Strategien fuer interreligioese Zusammenarbeit entwickeln
will, um die Gewalt auf dem Kontinent einzudaemmen.
 
Auch wenn in einigen Laendern relative Stabilitaet bestehe, gebe der
Mangel an Frieden in anderen Nationen weiterhin ernsten Grund zur
Besorgnis, so LWB-Generalsekretaer Noko. Als Beispiel fuehrte Noko die
Gewalteskalation im Norden Ugandas an, wo kuerzlich nahezu 200
unschuldige Zivilpersonen einem Massaker zum Opfer fielen. Seit 18
Jahren bekaempfen sich Rebellen und Regierungstruppen in dem
ostafrikanischen Land. Mit Anerkennung hob Noko die unermuedlichen
Bemuehungen von ReligionsfuehrerInnen hervor, wie zum Beispiel im Rahmen
der Acholi Religious Leaders' Peace Initiative (ARLPI) in Norduganda.
 
Der Generalsekretaer kritisierte, dass sich die fuer die Graeueltat
Verantwortlichen "Widerstandsarmee des Herrn" (The Lord's Resistance
Army, LRA) nennen und somit den Eindruck erweckten, im Namen Gottes zu
handeln. "Ganz sicher geht es hier nicht um den Gott, an den alle hier
in diesem Raum glauben. Unser Glaube gruendet auf dem Gott des Friedens,
der Harmonie, der Liebe und der Barmherzigkeit." Noko rief die am
Regionalgipfel teilnehmenden Glaubensgemeinschaften dazu auf, die
Gewalttaten der LRA zu verurteilen und sich gemeinsam gegen den
Missbrauch der Religion zu politischen oder anderen Zwecken
einzusetzen.
 
Auch die Situation im Sudan gebe Anlass zu grosser Besorgnis, erklaerte
Noko. Dem seit ueber drei Jahrzehnten andauernden Krieg im Sudan sind
bisher weit mehr als eine Million Menschen zum Opfer gefallen. In der
Folge kam es zu schwersten Verletzungen der Menschenrechte, zu
Hungersnoeten, zur Vertreibung grosser Teile der Bevoelkerung, was in
eine Fluechtlingskrise muendete. Noko beschrieb den laufenden
Friedensprozess als ein Zeichen der Hoffnung und sagte, die
ReligionsfuehrerInnen in dieser Region sollten ihn aktiv unterstuetzen,
damit er zu einem gerechten Frieden fuehren koenne. Laut Noko darf
Afrika keine Rueckkehr zu den finsteren Tagen, die der Sudan bereits
erlebt habe, zulassen. Die Voelker des Sudans verdienten es, in Frieden
zu leben.
 
Mit Blick auf den Grenzstreit zwischen Aethiopien und Eritrea betonte
Noko, auch dies sei ein Grund zur grosser Besorgnis in der Region. Seit
Aethiopien die Entscheidung der internationalen, unabhaengigen
Kommission zur Regelung des Grenzverlaufs zwischen Aethiopien und
Eritrea (Eritrea-Ethiopia Boundary Commission - EEBC) abgelehnt hat,
Eritrea die Ortschaft Badme zurueckzugeben, haben die Spannungen
zwischen den beiden Nachbarlaendern zugenommen. Der gegenwaertige
Stillstand der Verhandlungen und die verzoegerte Durchsetzung der
Ergebnisse der Grenzkommission bedrohen den von beiden Laendern im
Dezember 2000 in der algerischen Hauptstadt Algier unterzeichnete
Friedensvertrag. 
 
Der Generalsekretaer betonte die Verantwortung der internationalen
Gemeinschaft in Bezug auf die Einhaltung solcher verbindlicher Abkommen
durch alle Parteien. Er verwies auf sein im Namen der interreligioesen
Friedensinitiative im Februar 2004 an den Generalsekretaer der Vereinten
Nationen, Kofi Annan, gerichtetes Schreiben, in dem er mahnend an die
Auswirkungen eines Krieges auf Familien und insbesondere Kinder sowie
die Entwicklung des Landes erinnerte. Er sprach aber auch den
ReligionsfuehrerInnen beider Laender seine Anerkennung fuer deren
Beitrag zu gegenseitigem Verstaendnis und Frieden aus. Sie haetten Mut
bewiesen, durch ihre Bereitschaft, Kontakte herzustellen und
aufrechtzuerhalten und trotz der sehr schwierigen Beziehungen zwischen
den politischen Fuehrungen beider Laender eine offene Kommunikation zu
ermoeglichen. Er bedauerte allerdings, dass die interreligioese
Delegation aus Eritrea wegen der gegenwaertigen Schwierigkeiten nicht in
der Lage gewesen sei, am regionalen Gipfel in Nairobi teilzunehmen.
 
Ein Jahrzehnt nach dem entsetzlichen Voelkermord in Ruanda gebe das
Gebiet der Grossen Seen weiterhin Anlass zu grosser Besorgnis, erklaerte
LWB-Generalsekretaer Noko. Den Konflikt in der Demokratischen Republik
Kongo (DRK) beschrieb er als sehr komplex und betonte, ein
ganzheitlicher Ansatz sei geboten, da mehrere andere Laender sowohl
innerhalb als auch ausserhalb Afrikas in diesen Konflikt verwickelt
seien. Die Situation in der DRK zeige die Notwendigkeit auf,
interreligioese Friedensinitiativen in Afrika mit Initiativen ausserhalb
des Kontinents zu vernetzen, damit mit solchen Konflikten wirkungsvoll
umgegangen werden koenne. Der Besuch einer interreligioesen Delegation
in der DRK im November/Dezember 2003 haette wegen logistischer
Schwierigkeiten nicht stattfinden koennen, berichtete Noko. Er rief die
TeilnehmerInnen des regionalen Gipfels dazu auf, das Engagement fuer
eine solche Initiative erneut zu bestaerken und die Planung der noch
unerfuellten Vision des Johannesburger Aktionsplans abzuschliessen.
 
Noko sprach auch von anderen Zeichen der Hoffnung auf dem afrikanischen
Kontinent. Er nannte die Gruendung der Afrikanischen Union, die
Schaffung des neuen afrikanischen Parlaments und des Afrikanischen
Gerichtshofs fuer Menschenrechte sowie die breite Beteiligung an der
Initiative "Neue Partnerschaft fuer die Entwicklung Afrikas" (NEPAD).
ReligionsfuehrerInnen, schloss Noko, haetten einen wichtigen Beitrag zu
diesen Prozessen zu leisten. (849 Woerter)

* * *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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