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Appell an afrikanische ReligionsfuehrerInnen, ihren Einfluss


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 30 Mar 2004 11:01:57 -0600

Appell an afrikanische ReligionsfuehrerInnen, ihren Einfluss zur
Konfliktbewaeltigung geltend zu machen
Interreligioeser Dialog zur Entschaerfung der Konflikte im
Sudan
 
Nairobi (Kenia)/Genf, 30. Maerz 2004 (LWI) - "Die
ReligionsfuehrerInnen muessen faehig werden, Afrikas
Entschlossenheit zu staerken, wenn es darum geht zu erklaeren
'wir wollen nicht in Kriege gedraengt werden, die wir nicht
einsehen'", mahnte der Generalsekretaer der Gesamtafrikanischen
Kirchenkonferenz (All Africa Conference of Churches - AACC), Pfr.
Dr. Mvume Dandala, die TeilnehmerInnen des regionalen Gipfels der
Interreligioesen Aktion fuer Frieden in Afrika, der vom 27. bis
29. Maerz in Nairobi (Kenia) stattfand. 
 
Dandala wies darauf hin, dass es nicht so sehr auf die
Erklaerungen ReligionsfuehrerInnen in Konferenzen wie dieser
ankomme, sondern auf die Bereitschaft und die Faehigkeit der
Verantwortlichen, das, wozu sie sich verpflichtet haben, auch in
die Tat umzusetzen. Die Tagung von Ost- und Zentralafrika sowie
vom Horn von Afrika ist die zweite subregionale Folgekonferenz
zur vom Lutherischen Weltbund (LWB) initiierten Interreligioesen
Initiative fuer Frieden in Afrika. Diese wurde im Oktober 2002
mit einem ersten gesamtafrikanischen Gipfel in Johannesburg
(Suedafrika) eroeffnet, an dem ueber 100 VertreterInnen
verschiedener Religionsgemeinschaften teilgenommen hatten.
 
Der AACC-Generalsekretaer wuerdigte die verschiedenen
interreligioesen Netzwerke, die 2002 beim ersten Gipfel vertreten
waren, und deren Bereitschaft, die Erklaerung und den Aktionsplan
von Johannesburg mit Leben zu fuellen und die darin enthaltenen
Aktivitaeten in ihren jeweiligen Laendern und Regionen
aufzugreifen und umzusetzen.
 
Dandala betonte die entscheidende Rolle des Dialogs beim
Uebergang vom Konflikt zur Versoehnung. "Wenn es uns gelingt, die
Religionen zu friedlichem Zusammenleben zu bringen, koennte dies
ein Beitrag Afrikas zu globalem Frieden in einer Welt werden, die
sich von religioes motivierten Kriegen abwendet." Und er fuegte
hinzu, die Rolle der ReligionsfuehrerInnen reiche weit ueber
Friedensgespraeche im privaten Kreis hinaus. Er unterstrich die
Notwendigkeit, bei den jeweiligen Regierungen vorstellig zu
werden und ihnen deutlich zu machen, dass der Kontinent
politische Persoenlichkeiten brauche, die den Frieden bewahren
koennten.
 
Der AACC-Generalsekretaer hatte den Regionalgipfel, der auf
Einladung der Interreligioesen Jugend-Friedensinitiative in Kenia
stattfand, offiziell eroeffnet. Im Rahmen der Konferenz
beschaeftigten sich Berichte aus den einzelnen Laender mit
interreligioesen Friedensaktivitaeten vor Ort, die seit dem
Gipfel in Johannesburg unternommen wurde. In Vortraegen kamen
Analysen der Konflikte in der Region unter besonderer
Beruecksichtigung neu entstehender Konflikte und
Herausforderungen zur Sprache, sowie Moeglichkeiten des
Engagements in der Initiative "Neue Partnerschaft fuer Afrikas
Entwicklung" (NEPAD) insbesondere im Blick auf Frieden,
Sicherheit und Demokratie sowie politische und wirtschaftliche
Entscheidungsfindung. Gegenstadt der Diskussionen waren weiterhin
Wahrheitskommissionen, der Uebergang zur Demokratie sowie die
Herausforderungen fuer die interreligioesen Beziehungen und den
interreligioesen Dialog in der Region Ost- und Zentralafrika
sowie Horn von Afrika.
 
Strategien fuer den interreligioesen Dialog im Sudan 

"Das hervorstechendste Merkmal der Lage im Sudan ist ihre
Komplexitaet", betonte Pfr. Samuel Ador vom Sudanesischen
Kirchenrat (Sudan Council of Churches - SCC) in seinem
Laenderbericht. Bei allen Reaktionen auf die Probleme, mit denen
das sudanesische Volk zu kaempfen habe, stellte er fest, muesse
"die komplexe Struktur" des Landes beruecksichtigt werden, die
sich in seinen 573 Voelkerschaften und rund 150 Sprachen
manifestiere.
 
Die Identitaetskrise und die religioese Komplexitaet, so Ador,
seien die Ursachen fuer den nach wie vor ungeloesten Konflikt
zwischen dem Sueden und dem Norden des Landes. Der Referent des
SCC fuer Kirche und Gesellschaft brachte seine Hoffnung zum
Ausdruck, dass die Friedensgespraeche, die derzeit in der
kenianischen Stadt Naivasi gefuehrt wuerden, dem Sudan einen
gerechten und dauerhaften Frieden bringen werden. Der derzeitige
Konflikt, in dem sich der islamische und arabische Norden
einerseits und der ueberwiegend von traditionellen afrikanischen
Religionen und dem Christentum gepraegte Sueden andererseits
gegenueberstehen, dauert nun schon 34 Jahre und hat ueber eine
Million Menschenleben gefordert. Der Sudan, flaechenmaessig der
groesste Staat Afrikas, hat laut Schaetzungen 35 Millionen
EinwohnerInnen, von denen etwa 4 Millionen das Land als
Fluechtlinge verlassen haben oder Binnenvertriebene sind.
 
Laut Ador werden im Sudan offiziell und inoffiziell
interreligioese Gespraeche gefuehrt. Er wies darauf hin, dass der
inoffizielle Dialog unter den verschiedenen religioesen Gruppen
"an der Basis sehr gut" verlaufe. Diese Form des Dialogs, betonte
er, beduerfe keiner organisierten Workshops oder Konferenzen,
denn die Menschen "leben in der Regel friedlich zusammen und
sprechen ueber ihre Probleme".
 
Ador beschrieb den Dialog als wirksames Mittel, auf einer
gemeinsamen und fuer alle annehmbaren Basis Menschen mit
unterschiedlichen Auffassungen zusammenzufuehren. Der offizielle
Dialog dagegen erfordere intellektuelle Einuebung. Ferner
berichtete er von der Schaffung des Sudanesischen
Interreligioesen Dialogbundes (Sudanese Inter-Religious Dialogue
Association - SIRDA) im Jahr 1994. SIRDA wurde im Anschluss an
eine 1993 von der Regierung einberufene Konferenz fuer den
interreligioesen Dialog ins Leben gerufen.
 
Im Januar 2003 wurde ein unabhaengiger interreligioeser Rat mit
46 Mitgliedern gegruendet, der paritaetisch aus muslimischen und
christlichen TeilnehmerInnen zusammengesetzt ist. Er wurde auf
Empfehlung des Internationalen Forums fuer Interreligioese
Zusammenarbeit und Frieden 2001 in der sudanesischen Hauptstadt
Khartum geschaffen und soll ueber religioese Probleme,
beispielsweise ueber die Beschwerden der ChristInnen ueber
religioese Verfolgung im Sudan, beraten.
 
In den 1990er Jahren fand eine Reihe internationaler Konferenzen
in Khartum statt. Diese haetten jedoch nicht zu Verstaendigung
gefuehrt und sich auch nicht ernsthaft mit der Situation im Sudan
befasst, so Ador. "Die Kirchen haben den Eindruck gewonnen, dass
diese Konferenzen nur dazu dienen sollten, das Ansehen der
sudanesischen Regierung zu verbessern, ohne dass die Bereitschaft
bestanden haette, sich der Probleme der Minderheiten im Sueden
anzunehmen".
 
Die interreligioesen Aktivitaeten des SCC, an denen sich
ChristInnen und MuslimInnen beteiligen, umfassen auch
Friedensinitiativen fuer Frauen und junge Menschen,
anwaltschaftliche Arbeit und Dialog sowie schwerpunktmaessig
Kommunikation und Medien. Christliche Fuehrungskraefte werden in
Seminaren fuer den Dialog zur Verstaendigung auf den
verschiedenen Ebenen ausgebildet. 
 
Die Strategie des SCC fuer den interreligioesen Dialog soll zur
Entstehung einer sudanesischen Gesellschaft beitragen, in der
ChristInnen und MuslimInnen friedlich zusammenleben koennen. Dazu
gehoeren ein offener Austausch wichtiger Informationen an Council of
Churches - SCC) in s
uebereinander sowie regelmaessig stattfindende regionale und
nationale Treffen auf der Fuehrungsebene.
 
Die Dachorganisation von zwoelf Kirchen (roemisch-katholisch,
orthodox und protestantisch) mit Sitz in Khartum hat vier
vorrangige Bereiche fuer den interreligioesen Dialog
herausgestellt. Im Mittelpunkt stehen der Brueckenbau zwischen
verschiedenen Bevoelkerungsgruppen zur Entschaerfung von
Konflikten, Bildung in Kommunikations- und Friedensfragen,
Achtung der Religionsfreiheit sowie Kapazitaetsaufbau in den
Kirchen im Blick auf Konfliktbewaeltigung. (997 Woerter)
 
* * *
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft
lutherischer Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden)
gegruendet, zaehlt er inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund
62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen LutheranerInnen in
76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat
der Kirchen (OeRK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen
in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als
Informationsdienst des Lutherischen Weltbundes (LWB)
herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls dies nicht
besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB
oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
* * *
 
LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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