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Ruanda: LWB-Generalsekretaer verurteilt Schweigen, das


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Thu, 08 Apr 2004 05:46:12 -0500

Ruanda: LWB-Generalsekretaer verurteilt Schweigen, das Voelkermord geschehen
laesst
Anfrage an die Selbstgefaelligkeit von ReligionsfuehrerInnen weltweit
 
Genf, 7. April 2004 (LWI) - Der Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes
(LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat zehn Jahre nach dem Voelkermord in Ruanda
die Weltgemeinschaft dazu aufgerufen, "ihr Schweigen und ihre Untaetigkeit,
die Voelkermord und soziale Saeuberungen in allen Teilen der Welt geschehen
lassen, zu beenden". Schweigen und Tatenlosigkeit der Weltgemeinschaft
haetten den Genozid 1994 in Ruanda zugelassen, so Noko in einem Schreiben an
den Praesidenten der Republik Ruanda, Paul Kagame. 
 
Der Voelkermord in Ruanda sei noch immer eine schwerwiegende Anklage gegen
eine Weltgemeinschaft, "die nach dem Zweiten Weltkrieg geschworen hatte,
Voelkermord nie wieder zuzulassen", so Noko. Auch heute liessen Schweigen und
Untaetigkeit weiterhin Mord und ethnische sowie "soziale Saeuberungen" in
verschiedenen Regionen der Welt zu.
 
Als "umso schmerzlicher" bezeichnete der LWB-Generalsekretaer den Gedanken an
die Rolle, "die die ReligionsfuehrerInnen gespielt haben, als sie dem Genozid
in Ruanda Vorschub leisteten und sich sogar daran beteiligten". Diese
Geschehnisse muessten "eine staendige Anfrage an die Selbstgefaelligkeit von
ReligionsfuehrerInnen in allen Regionen der Welt sein", betonte Noko.
 
Der LWB-Generalsekretaer verwies in seinem Schreiben an Praesident Kagame
auch auf den ersten Gipfel afrikanischer ReligionsfuehrerInnen zum Thema
interreligioeser Dialog und Zusammenarbeit fuer Frieden in Afrika, der im
Oktober 2002 auf Initiative des LWB in Johannesburg (Suedafrika) stattfand.
Waehrend des Gipfels verpflichten sich ueber 100 ReligionsfuehrerInnen aus
allen groesseren Glaubenstraditionen Afrikas auf ein Programm fuer konkrete
interreligioese Aktionen fuer Frieden auf dem afrikanischen Kontinent. "Die
Anfragen an das, was vor zehn Jahren in Ruanda geschehen ist, und die
Verurteilung dieser Taten muessen sich alle zu Eigen machen, die an diesem
Prozess beteiligt sind oder seine Ziele als eine der Grundlagen unseres
Engagements anerkennen", so Noko.
 
"Wir beten um Heilung, Versoehnung und Frieden in Ruanda, auf dem
afrikanischen Kontinent und auf der ganzen Welt. Wir beten darum, dass die
Welt nie wieder schweigend und untaetig Voelkermord zulassen wird",
versicherte LWB-Generalsekretaer Noko dem ruandischen Praesidenten in seinem
Schreiben. 
 
Waehrend des Voelkermords in Ruanda, der nach dem Abschuss des Flugzeugs von
Praesident Juvinal Habyarimana am Abend des 6. April 1994 begann, toeteten
Angehoerige der Hutu innerhalb von 100 Tagen schaetzungsweise 800.000
Angehoerige der Tutsi-Minderheit sowie gemaessigte Hutu. (363 Woerter)
 
Im Folgenden finden Sie den vollen Wortlaut des Schreibens von
LWB-Generalsekretaer Noko an Praesident Paul Kagame:
 
S. E. Paul Kagame
Praesident
Republik Ruanda
 
Genf, 7. April 2004
 
Eure Exzellenz,
 
heute, am zehnten Jahrestag des Beginns des Genozids in Ruanda, vereinen sich
auf der ganzen Welt mit dem Volk in Ihrem Land Menschen, die auf die Stimme
ihres Gewissens hoeren. Obwohl sich diese Ereignisse vor einem Jahrzehnt
zugetragen haben, sind sie noch immer mit ihren Qualen und ihrer Schuld
lebendig im Gedaechtnis. Immer noch belasten sie die Erinnerungen und Traeume
des ganzen Volkes von Ruanda. Und sie sind noch immer eine schwerwiegende
Anklage gegen eine Weltgemeinschaft, die nach dem Zweiten Weltkrieg
geschworen hatte, Voelkermord nie wieder zuzulassen. Die Geschichte Ihres
Landes und insbesondere die Ereignisse vor zehn Jahren sind von
unaussprechlich einschneidender Bedeutung fuer die ganze Welt.
 
Der Lutherische Weltbund, eine weltweite Vereinigung christlicher Kirchen
lutherischer Tradition, vereint sich mit vielen anderen
Religionsgemeinschaften in aller Welt, um der Opfer des ruandischen
Voelkermords zu gedenken und fuer Frieden und Versoehnung in Ihrem Land und
in unserer Welt zu beten. Wenn der Naechste seinen Naechsten toetet,
verstoesst das gegen die grundlegenden Lehren von Religion und Ethik. Umso
schmerzlicher ist der Gedanke an die Rolle, die die ReligionsfuehrerInnen
gespielt haben, als sie dem Genozid in Ruanda Vorschub leisteten und sich
sogar daran beteiligten. Diese Geschehnisse muessen eine staendige Anfrage an
die Selbstgefaelligkeit von ReligionsfuehrerInnen in allen Regionen der Welt
sein.
 
Schweigen und Tatenlosigkeit der gesamten Weltgemeinschaft liessen den
Genozid in Ruanda geschehen. Schweigen und Untaetigkeit lassen auch heute
weiterhin stillschweigend Mord und ethnische sowie "soziale Saeuberungen" in
verschiedenen Regionen der Welt zu. In dieser Katastrophe bot Ruanda
schockierende Einsichten in die Tiefen menschlicher Grausamkeit und
Brutalitaet. Im Gedenken an diese Tragoedie fordert Ruanda die
Weltgemeinschaft heraus, ihr Schweigen und ihre Untaetigkeit, die Voelkermord
und soziale Saeuberungen in allen Teilen der Welt geschehen lassen, zu
beenden. Auf dem Weg der Versoehnung bete ich dafuer, dass Ruanda ein
Beispiel setzen wird, dem die Welt nachfolgen kann.
 
Im Oktober 2002 hatte der Lutherische Weltbund Gelegenheit, den ersten
kontinentalen Gipfel afrikanischer ReligionsfuehrerInnen zum Thema
interreligioeser Dialog und Zusammenarbeit fuer Frieden in Afrika zu
veranstalten. Zu diesem Treffen versammelten sich ueber 100
ReligionsfuehrerInnen aus allen Teilen des Kontinents und aus allen
groesseren Glaubenstraditionen Afrikas. Unter anderem bot sich hierbei
Gelegenheit, Verbindungen zwischen den bestehenden interreligioesen Gruppen
und Netzwerken herzustellen, die sich in vielen verschiedenen Laendern in
Afrika fuer Frieden einsetzen. Die TeilnehmerInnen des Gipfels verpflichteten
sich auf ein Programm fuer konkrete - weniger rhetorische - interreligioese
Aktionen fuer Frieden auf unserem Kontinent. Die Anfragen an das, was vor
zehn Jahren in Ruanda geschehen ist, und die Verurteilung dieser Taten
muessen sich alle zu Eigen machen, die an diesem Prozess beteiligt sind oder
seine Ziele als eine der Grundlagen unseres Engagements an
 e!
rkennen.
 
Heute schreibe ich Ihnen - im Namen aller Gemeinschaften, Netzwerke und
Menschen, die sich an dem Prozess der "Interreligioesen Initiative fuer
Frieden in Afrika" beteiligen, der im Oktober 2002 in Johannesburg in Gang
gesetzt wurde, im Namen der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes in
allen Teilen der Welt und auch in meinem eigenen Namen -, um Sie an diesem
schrecklichen Jahrestag unseres Gebets fuer Sie zu versichern. Wir beten um
Heilung, Versoehnung und Frieden in Ruanda, auf dem afrikanischen Kontinent
und auf der ganzen Welt. Wir beten darum, dass die Welt nie wieder schweigend
und untaetig Voelkermord zulassen wird.
 
In tiefer Verbundenheit
 
Pfr. Dr. Ishmael Noko
Generalsekretaer
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136
Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen
LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt,
falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des
LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten
Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden. 

*	*	*

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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E-Mail: dmg@lutheranworld.org 


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