From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Im Kampf gegen HIV/AIDS-Pandemie kommt Kirchen grosse Bedeutung


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 23 Apr 2004 08:39:11 -0500

Im Kampf gegen HIV/AIDS-Pandemie kommt Kirchen grosse Bedeutung zu
Dramatischer Anstieg der Zahl HIV-Infizierter in Osteuropa und
Zentralasien

Odessa (Ukraine)/Genf, 23. April 2004 (LWI) - Angesichts der
dramatischen Ausweitung der HIV/AIDS-Pandemie in Osteuropa und
Zentralasien seien die Kirchen herausgefordert, sich verstaerkt im Kampf
gegen Stigmatisierung und Diskriminierung von HIV/AIDS-Betroffenen zu
engagieren, betonte die Regionaldirektorin der AIDS Foundation East-West
(AFEW), Anja Teltschik, waehrend der Konsultation europaeischer
KirchenleiterInnen zum Thema HIV/AIDS, die vom 20. bis 25. April 2004 in
Odessa (Ukraine) stattfindet. Insbesondere bei der Bereitstellung von
Informationen, der Bewusstseinsbildung, anwaltschaftlichem Handeln und
der Uebernahme von Leitungsverantwortung komme den Kirchen eine grosse
Bedeutung zu, so Teltschik, die im Auftrag der internationalen
Nichtregierungsorganisation (NGO) AFEW zustaendig ist fuer die Region
Ukraine, Moldawien, Weissrussland und die Baltischen Staaten.

An der Tagung, die vom Lutherischen Weltbund (LWB) in Zusammenarbeit
mit der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU)
veranstaltet wird, nehmen rund 40 VertreterInnen europaeischer
LWB-Mitgliedskirchen und Verantwortliche in der Frauen- und Jugendarbeit
sowie MitarbeiterInnen regionaler und internationaler NGOs teil. 

In einer moeglichen Zusammenarbeit von Kirchen, regionalen und
internationalen NGOs sowie kommunalen Einrichtungen und
Regierungsbehoerden bei der Planung und Durchfuehrung gemeinsamer
Projekte sieht Teltschik einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die
Immunschwaeche AIDS. Auf sich allein gestellt koenne keine dieser
Einrichtungen der HIV/AIDS-Pandemie wirksam begegnen. Gerade die Kirchen
haetten im Ringen, die Krankheit unter Kontrolle zu bringen, die
Moeglichkeit, eine spirituelle Dimension einzubringen, psycho-soziale
Unterstuetzung und Hilfe zu leisten sowie das Gemeinwesen zu
mobilisieren. 

Teltschik kritisierte, dass die HIV/AIDS-Pandemie weiterhin vorwiegend
als ein Nord-Sued-Problem angesehen werde und nicht ebenso als
Ost-West-Problem. Hinderlich sei fuer nationale und internationale NGOs
vor allem, dass sie von Regierungseinrichtungen nicht als
gleichberechtigte Partner angesehen wuerden. Gerade in Osteuropa
verfuegten die nationalen NGOs nur ueber beschraenkte Ressourcen,
internationale NGOs seien nur in begrenztem Umfang aktiv. Hinzu komme
die nicht ausreichende finanzielle Unterstuetzung durch staatliche
Behoerden sowie rechtliche Einschraenkungen. 

Als dramatisch bezeichnete Dr. Arkadiusz Majszyk, Koordinator des
UN-AIDS-Programms (UNAIDS) fuer Moldawien, die Ukraine und
Weissrussland, den Anstieg der HIV-Infizierten in Osteuropa und
Zentralasien. Im vergangenen Jahr sei in dieser Region die Zahl der
HIV-Infizierten auf schaetzungsweise 1,2 bis 1,8 Millionen Menschen
angestiegen, prozentual der groesste Anstieg, der in den vergangenen
drei Jahren weltweit registriert wurde. Allein in der Russischen
Foederation lebten 300.000 registrierte HIV-Infizierte, wobei von einer
zwei- bis dreimal hoeheren Zahl auszugehen sei. Alarmierend sei der
Anstieg der HIV-Infektionen weiterhin in Estland, Lettland und der
Ukraine. 

Betroffen seien vor allem intravenoese DrogengebraucherInnen, wobei die
Uebertragung des HI-Virus von intravenoesen DrogengebraucherInnen auf
ihre SexualpartnerInnen signifikant sei. Weitere Risikogruppen seien
Prostituierte und Maenner, die Sexualbeziehungen mit Maennern
unterhalten. Fest stehe allerdings, dass sich die HIV/AIDS-Pandemie
nicht auf bestimmte gesellschaftliche Gruppen beschraenke, betonte
Majszyk. 

Fuer die Ukraine und Russland gelte, dass 80 Prozent der
HIV/AIDS-Betroffenen zur Altersgruppe der 15- bis 29-Jaehrigen gehoeren.
Umfragen von UNAIDS haetten ergeben, dass das Wissen ueber die
HIV/AIDS-Pandemie in vielen Laendern sehr eingeschraenkt sei. So haetten
aserbaidschanische und usbekische Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren
noch nie von HIV/AIDS gehoert. Weiterhin konnte ermittelt werden, dass
rund ein Drittel der russischen StudentInnen Kontakt mit Drogen hatte. 

Um der HIV/AIDS-Pandemie wirksam zu begegnen, sei es noetig, so
Majszyk, junge Menschen einzubeziehen und alle zur Verfuegung stehenden
Strukturen und Kanaele zur Bewusstseinsbildung zu nutzen. Die Jugend
muesse die Zielgruppe sein, wobei die Form der Kommunikation
dementsprechend zu veraendern sei. In diesem Zusammenhang gelte es auch,
Stigmatisierung und Ausgrenzung im Blick auf intravenoese
DrogengebraucherInnen und Prostituierte abzubauen.

Prioritaeten im Blick auf die HIV/AIDS-Pandemie seien Zuwendung und
Unterstuetzung sowie Anwaltschaft und Vorbeugung. Den Kirchen und
Glaubensgemeinschaften, die ueber einen grossen gesellschaftlichen
Einfluss und gut funktionierende Netzwerke verfuegten, komme dabei eine
sehr wichtige Rolle zu, betonte Majszyk. Insbesondere junge Menschen
seien durch die kirchlichen Netzwerke sehr gut erreichbar.  

Die Tagung in Odessa ist die letzte von vier Regionalkonferenzen, die
auf der Grundlage der 2002 initiierten globalen LWB-Kampagne gegen
HIV/AIDS und deren Aktionsplan "Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung: Kirchen
reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie" geplant wurden. Die erste
Regionalkonsultation fand 2002 in Afrika statt, es folgte im Maerz 2003
eine weitere fuer die Region Lateinamerika und Karibik, die Konferenz
fuer die Region Asien fand im Dezember 2003 statt. (680 Woerter)

*	*	*

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 

*	*	*

LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
Tel.:	+41-22-791-6353
Fax:	+41-22-791-6630 	
E-Mail: dmg@lutheranworld.org 


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home