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Es ist eine Suende, Menschen, die mit HIV/AIDS leben, nicht zu


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 26 Apr 2004 09:24:08 -0500

Es ist eine Suende, Menschen, die mit HIV/AIDS leben, nicht zu helfen
Moralisierender Umgang mit HIV/AIDS widerspricht dem Zentrum des
Glauben 

Odessa (Ukraine)/Genf, 25. April 2004 (LWI) - Gegen einen
moralisierenden Umgang mit HIV/AIDS hat sich die Direktorin der
Abteilung fuer Theologie und Studien des Lutherischen Weltbundes (LWB),
Pfarrerin Dr. Karen Bloomquist, ausgesprochen. HIV/AIDS-Betroffene seien
bereits in starker Weise stigmatisiert und oft mit dem Etikett
Suenderinnen/Suender versehen oder, "was noch schlimmer ist, ihre
Infektion wird als Strafe Gottes angesehen", erklaerte Bloomquist in
einem Referat zum Thema: "Theologisch-ethische Perspektiven -
hervorgerufen durch die HIV/AIDS-Krise" waehrend der Konsultation
europaeischer KirchenleiterInnen zum Thema HIV/AIDS, die vom 20. bis 25.
April 2004 in Odessa (Ukraine) stattfindet. 

In vielen Faellen seien es die HIV/AIDS-Betroffenen, gegen die sich
versuendigt wuerde in Ermangelung von Liebe und durch Ungerechtigkeit,
der sie in ihren Familien und in der Gesellschaft ausgesetzt seien.
Moralisierende Herangehensweisen liessen die Betroffenen noch weiter auf
Distanz gehen zu den Kirchen. Ausserdem widerspraechen solche
Herangehensweisen dem Zentrum dessen, was LutheranerInnen im Glauben
bekennen. Alle Menschen seien nach dem Bild Gottes geschaffen, die von
Gott gegebene Wuerde gelte allen, unabhaengig von ihrem Glauben, betonte
Bloomquist.

Die Erfahrung der Liebe Gottes, wie sie durch Jesus Christus erfahrbar
sei, fordere dazu auf, den Menschen, die in Not seien, mit Liebe zu
begegnen, insbesondere denen, die leiden. Daher seien die verschiedenen
Arten von diakonischen Antworten der Kirche gegenueber
HIV/AIDS-Betroffenen, wie Fuersorge und Unterstuetzung, von zentraler
Bedeutung. 

Die Kirchen seien aufgerufen, aus dem Herzen der lutherischen Theologie
heraus zu handeln: aus der Rechtfertigung aus Gnade durch den Glauben,
so Bloomquist. So wuerden moralische Unterscheidungen zwischen denen,
die mehr gesuendigt haetten als andere, in vielen Schriften des Apostels
Paulus und des Reformators Martin Luther in Frage gestellt. "Wir alle
haben gesuendigt und beduerfen der goettlichen Gnade und Vergebung",
erklaerte die Theologin. Rechtfertigung aus Gnade durch den Glauben sei
die grundlegende Basis von der aus die Kirchen gegen jegliche Form von
Diskriminierung, Aechtung und Ausschluss, die weiterhin zum Tod von
Menschen beitruegen, protestieren und ihnen begegnen koennten. 

Wie das Neue Testament wiederholt bezeuge, habe Jesus die Hand nach
Prostituierten ausgestreckt sowie nach anderen, die von der Gesellschaft
als SuenderInnen angesehen wurden. In den Seligpreisungen habe Jesus
diejenigen fuer selig erklaert, die arm, hungrig, leidtragend,
sanftmuetig, gehasst und verfolgt werden. Weiterhin habe er die
getadelt, die sich als gerechtfertigt ansehen.

Durch die Kreuzigung Jesu Christi wuerden die Kirchen einen Gott
erkennen, der solidarisch ist mit allen, die leiden, was auch die
einschliesse, die an der Geissel HIV/AIDS leiden, betonte Bloomquist.
Die Auferstehung sei das Herzstueck der Verkuendigung und des Lebens der
Kirche, welches auch in Beziehung stehe zu den Herausforderung durch
HIV/AIDS. 

Es sei keine Suende, wenn jemand HIV-positiv sei, sondern es sei eine
Suende, den Menschen, die mit HIV/AIDS leben, nicht zu helfen, erklaerte
Bischof Geza Erni?a von der Evangelischen Kirche Augsburgischen
Bekenntnisses in Slowenien. Die Kirche muesse ein Zeugnis geben und
versuchen, Antworten auf alle gesellschaftlich relevanten Fragen zu
finden, so der Bischof. 

Dass die LWB-Konsultation zum Thema HIV/AIDS in den Raeumen in Odessa
stattfinde, wo sonst Gottesdienste gefeiert wuerden, sei ein klares
Zeichen, dass Menschen, die mit HIV/AIDS leben, die Kirchen angingen,
betonte der Bischof der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der
Ukraine (DELKU), Dr. Edmund Ratz. 

Es gelte sich dafuer einzusetzen, dass jeder Mensch, egal in welchem
Teil der Welt er lebe, Zugang zu antiretroviralen Therapien habe,
betonte Pfarrerin Doris Bazlen, eine der Koordinatorinnen der
AIDS-Seelsorge der Evangelischen Landeskirche in Wuerttemberg. Jeder
Mensch, der sterbe, weil er keinen Zugang zu diesen lebensrettenden
Therapien habe, sei einer zu viel. 

An der Tagung, die vom LWB in Zusammenarbeit mit der DELKU veranstaltet
wird, nehmen rund 40 VertreterInnen europaeischer LWB-Mitgliedskirchen
und Verantwortliche in der Frauen- und Jugendarbeit sowie
MitarbeiterInnen regionaler und internationaler NGOs teil. Die Tagung
ist die letzte von vier Regionalkonferenzen, die auf der Grundlage der
2002 initiierten globalen LWB-Kampagne gegen HIV/AIDS und deren
Aktionsplan "Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung: Kirchen reagieren auf die
HIV/AIDS-Pandemie" geplant wurden. Die erste Regionalkonsultation hatte
2002 in Afrika stattgefunden, es folgte im Maerz 2003 eine weitere fuer
die Region Lateinamerika und Karibik, die Konferenz fuer die Region
Asien fand im Dezember 2003 statt. (683 Woerter)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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