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Europaeische KirchenleiterInnen warnen vor Aufbrechen neuer


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 29 Apr 2004 13:32:06 -0500

Europaeische KirchenleiterInnen warnen vor Aufbrechen neuer Graeben
durch EU-Erweiterung
Suche nach neuen Wegen, Kirchengemeinschaft zu verwirklichen und
Ressourcen zu teilen
 
Odessa (Ukraine)/Genf, 29. April 2004 (LWI) - Vor dem Aufbrechen neuer
Graeben im Zusammenhang mit dem offiziellen Beitritt weiterer zehn
Laender zur Europaeischen Union (EU) haben die TeilnehmerInnen der
Konsultation europaeischer KirchenleiterInnen zum Thema HIV/AIDS
gewarnt. An den 1. Mai 2004 seien grosse Erwartungen geknuepft,
gleichzeitig erfuellten jedoch die moeglichen Auswirkungen dieser
EU-Aussengrenze viele Menschen mit grosser Besorgnis, so der Text der
Abschlussbotschaft der Tagung, die vom 20. bis 25. April 2004 in Odessa
(Ukraine) stattfand. Die Konsultation wurde vom Lutherischen Weltbund
(LWB) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Evangelisch-Lutherischen
Kirche in der Ukraine (DELKU) veranstaltet. 
 
Zwischen Laendern und Kirchen, die nachbarschaftliche Beziehungen
entwickelt haben, werde "sehr wahrscheinlich ein neuer Graben entstehen,
der diejenigen, die dieser politischen Union angehoeren, von denen
trennt, die von ihr ausgeschlossen sind", betonten die rund 40
VertreterInnen europaeischer LWB-Mitgliedskirchen und Verantwortlichen
in der Frauen- und Jugendarbeit in ihrer Botschaft mit dem Titel:
"Miteinander verbunden". Weiterhin befuerchten die TeilnehmerInnen, dass
zum Beispiel die EU-Beitrittslaender keinen Zugang mehr zu
preisguenstigeren Generika zur Behandlung von HIV-Infektionen haben und
sie fuer ihre Programme bestimmte internationale Gelder nicht mehr in
Anspruch nehmen koennen.
 
Abzusehen sei auch eine Zunahme der grenzueberschreitenden Migration,
aus der neue Aengste und Probleme erwuechsen. In einer Zeit, in der in
Europa so viel Aufmerksamkeit darauf verwandt werde, sich dem Westen
weiter anzugleichen, sei es fuer die Kirchen von besonderer
strategischer Bedeutung, ihre Aufmerksamkeit dem Osten und Sueden
Europas zuzuwenden, wo weiterhin schwierigere Lebensbedingungen
herrschten. 
 
"Als Kirchen, die miteinander in Gemeinschaft stehen, sind wir
aufgerufen, solidarisch zu sein mit denen, die nach wie vor in
vielfaeltiger Weise leiden, so auch aufgrund der zunehmenden Ausbreitung
von HIV/AIDS in vielen dieser Laender. Wir sind uns bewusst, dass diese
spezifische Schwerpunktsetzung unserer Konsultation in Zusammenhang mit
anderen oekonomischen und kulturellen Faktoren zu stellen ist,
insbesondere mit den negativen Kraeften der Globalisierung und der
Schwaechung von Familien- und anderen Sozialstrukturen, die dem Leben
Sinn, Wert und Richtung geben", so die TeilnehmerInnen.
 
Die enormen Ungleichheiten in Wirtschaft, Bildung, Kultur und anderen
Bereichen bestuenden auch unter den lutherischen Kirchen ueberall in
Europa. In manchen Laendern sei die Verbreitung von HIV/AIDS wirksam
eingedaemmt worden, waehrend in anderen die Infektionsrate nach oben
schnelle. Waehrend einige Kirchen umfassende, wirksame Programme zur
Begleitung und Unterstuetzung von HIV/AIDS-Betroffenen entwickelt
haetten, wuerden andere Kirchen dagegen gerade erst damit beginnen, sich
mit der Thematik auseinander zu setzen. 
 
Das Selbstverstaendnis, dass die lutherischen Kirchen eine Gemeinschaft
von Kirchen darstellen, bedeute, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft
Anteil haetten an den Leiden und Schwierigkeiten, die jede/n Einzelnen
betreffen. "So sind wir miteinander verbunden und berufen, neue Wege zu
suchen, diese Gemeinschaft zu verwirklichen und zu leben, indem wir
aufmerksam aufeinander hoeren und voneinander lernen, und indem wir
unsere Ressourcen in einer Weise miteinander teilen, die unsere
unterschiedlichen Identitaeten, Werte und Prioritaeten achtet, statt
dass die staerkeren PartnerInnen diese den schwaecheren aufzwingen."
 
Die Tagung in Odessa war die letzte von vier Regionalkonferenzen, die
auf der Grundlage der 2002 initiierten globalen LWB-Kampagne gegen
HIV/AIDS und deren Aktionsplan "Anteilnahme, Umkehr, Zuwendung: Kirchen
reagieren auf die HIV/AIDS-Pandemie" geplant wurden. Die erste
Regionalkonsultation hatte 2002 in Afrika stattgefunden, es folgte im
Maerz 2003 eine weitere fuer die Region Lateinamerika und Karibik, die
Konferenz fuer die Region Asien fand im Dezember 2003 statt. (552
Woerter)
 
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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