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Bewaeltigung der Fluechtlingskrise erfordert Beruecksichtigung


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 10 May 2004 13:20:15 -0500

Bewaeltigung der Fluechtlingskrise erfordert Beruecksichtigung der
Ursachen von Vertreibung 
LWB-Konsultation plaediert fuer Einbeziehung der
Menschenrechtsorientierung in alle Interventionen der AWD
 
Mombasa (Kenia)/Genf, 10. Mai 2004 (LWI) - Die Situation afrikanischer
Fluechtlinge ist eine sehr weit reichende und hoch komplexe Problematik,
die eine umfassende Beruecksichtigung der Ursachen von Vertreibung und
Entwurzelung erfordert. "Eine eindeutige Abgrenzung einzelner Ursachen
oder Opfer ist nicht moeglich", betonte Enock Oduro, internationaler
Programmkoordinator der kanadischen Hilfsorganisation Canadian Lutheran
World Relief (CLWR), auf einem Regionaltreffen der Abteilung fuer
Weltdienst (AWD) des Lutherischen Weltbundes (LWB). Die AWD-Konsultation
fuer Ost-, Nord- und Westafrika zum Thema: "Die Rechte von Fluechtlingen
und Binnenvertriebenen" fand vom 22. bis 26. Maerz in der kenianischen
Kuestenstadt Mombasa statt. 
 
Oduro und Fikre Tsehai, Koordinator des CLWR-Fluechtlingsprogramms,
erinnerten an die Selbstverpflichtung der entwickelten Laender zu einer
wirksamen Partnerschaft mit Afrika im Rahmen der Neuen Partnerschaft
fuer Afrikas Entwicklung (NEPAD) und brachten ihre Hoffnung zum
Ausdruck, dass diese Bemuehungen zur dauerhaften Rueckkehr von bis zu
zwei Millionen Fluechtlingen beitragen werden. 
 
Die freiwillige Repatriierung, oft die bevorzugte Loesung, sei nicht
dauerhaft, wenn die Heimkehrenden aufgrund fehlender Perspektiven auf
ein friedliches und sicheres Leben erneut die Flucht ergriffen. Eine
Umsiedlung, so die CLWR-Vertreter, sollte als Dauerloesung fuer
Fluechtlinge, die keine andere Moeglichkeit haben, in Betracht gezogen
werden. Im Rahmen eines Abkommens mit der kanadischen Regierung siedelt
CLWR pro Jahr 250 Fluechtlingen um. 
 
CLWR ist die Entwicklungshilfeorganisation der beiden grossen
kanadischen lutherischen Kirchen - Lutherische Kirche - Kanada und
Evangelisch-Lutherische Kirche in Kanada (ELKIK). Sie arbeitet als
Partnerorganisation sehr eng mit der AWD/LWB sowie der LWB-Abteilung
fuer Mission und Entwicklung (AME) zusammen.
 
Folgen des "11. September" wirken sich auf Achtung der Menschenrechte
von Fluechtlingen im Westen aus

Infolge der Terroranschlaege vom 11. September 2001 gegen die USA gebe
es in den westlichen Laendern das Vorurteil, Asylsuchende und
Fluechtlinge seien kriminell, erklaerten die CLWR-Vertreter. Diese
Mutmassung erschwere die Anwendung von Menschenrechtsprinzipien zur
Feststellung der Gueltigkeit und Rechtmaessigkeit der Ansprueche von
Fluechtlingen. Es wuerden irrationale Regeln aufgestellt, die
buergerliche Freiheiten und Fluechtlingsrechte beeintraechtigten. Oduro
und Tsehai bekraeftigten das Engagement der CLWR, Fluechtlingen und
ImmigrantInnen zu helfen und nach Gerechtigkeit fuer alle zu streben. 
 
Hugh Ivory, Vertreter der Hilfsorganisation Lutheran World Relief
(LWR), stellte waehrend der Tagung die Arbeit seiner Organisation vor.
LWR unterstuetzt Hilfs- und Entwicklungsprogramme in ueber 50 Laendern
weltweit. Auftrag und Mandat von LWR seien, das Recht der Menschen,
ihren Lebensunterhalt in Wuerde zu verdienen, das Recht auf Leben und
Sicherheit sowie das Recht auf eigene Entscheidungen in Lebensfragen zu
staerken. 
 
LWR ist die internationale Hilfs- und Entwicklungsorganisation der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika (ELKA) und der Lutherischen
Kirche - Missouri-Synode. Sie unterstuetzt die Arbeit von LWB/AWD und
LWB/AME.
 
Laut Stein Villumstad, Vertreter der norwegischen Hilfsorganisation
Norwegian Church Aid (NCA) fuer Ostafrika, ist die Grundlage der
strategischen Antwort von NCA auf die humanitaere Lage in den zehn
Schwerpunktlaendern, die sie in der Region betreut, das Konzept der
Staerkung der Menschenwuerde. Dazu gehoere die Gewaehrleistung der
Sicherheit durch die Arbeit fuer Frieden und Stabilitaet auf allen
Ebenen der Gesellschaft. Villumstad bezog sich ausdruecklich auf die
Bekaempfung jeglicher Form von Gewalt gegen Kinder und Frauen, den Kampf
gegen die Verbreitung von Waffen - einschliesslich Minenraeumung - und
den Einsatz fuer eine gut ausgebildete Zivilpolizei, um die Rechte der
Menschen zu schuetzen. 
 
Sicherung des Grundrechts auf Leben fuer Fluechtlinge aus
Elfenbeinkueste und Sudan 

Das Guinea-Programm der AWD/LWB besteht offiziell seit 2001. Demba
Niang, Koordinator des Programms, stellte fest, dass die
menschenrechtliche Schwerpunktsetzung zwar nicht ausdruecklich als
Richtlinie vorgesehen, in den Projekten jedoch vom Ansatz her enthalten
sei. "Allein durch seine Praesenz und die Taetigkeiten in den Lagern der
Region N'Zerekore unterstuetzt der LWB das Recht bedraengter
Bevoelkerungsgruppen auf Zugang zu humanitaerer Unterstuetzung und
schuetzt damit ihr Grundrecht auf Leben", sagte er. Das Guineabuero
betreut 80.000 Fluechtlinge, vor allem aus Liberia und Elfenbeinkueste.
 
Das Buero fuehrt Aktionen zur Bewusstseinsbildung ueber
Fluechtlingsrechte durch. Gleichzeitig unterstuetzt es den Dialog
zwischen Fluechtlingen und Gastgemeinden, um eine friedliche Koexistenz
und die gemeinschaftliche Nutzung knapper Ressourcen wie Wasser und Wald
zu foerdern. 
 
Bobby Waddell, Direktor des AWD-Programms Kenia/Sudan, berichtete ueber
das menschenrechtliche Engagement des LWB im Fluechtlingslager Kakuma in
Nordkenia. Das Lager wurde 1992 errichtet, um SudanesInnen aufzunehmen,
die vor den Kaempfen zwischen der sudanesischen Regierung und der
Sudanesischen Befreiungsarmee (SPLA) geflohen waren. Gegenwaertig
betreut das Lager 87.000 Fluechtlinge, von denen 65 Prozent SudanesInnen
sind. Die Verwalter und Leitung des Lagers Kakuma obliegt dem
AWD-Programm Kenia/Sudan. Hierzu gehoeren auch die Wasserversorgung und
-zuteilung, Logistik und Nahrungsmittelverteilung, Unterricht,
Gemeinschaftsdienst, Entwicklung und Sicherheit. 
 
Waddell nannte eine Reihe von Problemen, die die Menschenrechte
einzelner Fluechtlinge gefaehrden koennten. So stellten Engpaesse in der
Nahrungsmittelversorgung das Grundrecht auf Nahrung in Frage; bei der
Suche nach alternativen Nahrungsmittelquellen seien Fluechtlinge
gewaltsamen Angriffen ausgesetzt. Manche kulturelle Praktiken
widerspraechen auch Menschenrechten bestimmter Fluechtlinge. 
 
Staerkeres Bewusstsein der Fluechtlinge fuer Menschenrechte, aber es
gibt weiterhin grosse Herausforderungen

Manche Lektionen seien gelernt worden, und es gebe Erfolgsmeldungen
infolge der Bewusstseinsbildung ueber die Rechte von Fluechtlingen. Die
Thematisierung von Genderfragen und Anliegen von Kindern unter dem
Aspekt der Menschenrechte habe Wirkung gezeigt, "und jetzt werden
Genderfragen nicht als Frauenfragen abgetan, sondern als wesentliche
Menschenrechtsfragen betrachtet", erklaerte Waddell. Eine entscheidende
Wende gebe es bei der sexuellen Gewalt gegen Maedchen und Frauen im
Lager, wo 206 Faelle im Jahr 2003 berichtet wurden; im Jahr 2000 waren
es noch 1.029 Faelle. Selbst von aelteren und konservativen
sudanesischen Maennern sei berichtet worden, "dass sie im Verlauf von
Schiedsgerichtverfahren die Menschenrechte ansprachen". 
 
Dennoch blieben einige Fragen unbeantwortet, bemerkte Waddell. "Welche
Zukunft haetten die heutigen Bemuehungen zur Bewusstseinsbildung in
Menschenrechtsfragen angesichts der verschiedenen Praktiken und Gesetze
in den Heimatlaendern der Fluechtlinge? Wie koennten Rechte, vor allem
in Bezug auf sexuelle Gewalt gegen Frauen und Kinder, geschuetzt werden,
ohne die kulturelle Vielfalt und Sensibilisierung aufzugeben?" 
 
In ihren Empfehlungen beruecksichtigten und bestaetigten die
TeilnehmerInnen die komplexen und unterschiedlichen Situationen der
jeweiligen AWD-Programme in den Regionen Ost-, Nord- und Westafrika und
erkannten den Mangel an einem klar definierten menschenrechtlichen
Ansatz in humanitaeren und Entwicklungstaetigkeiten. Sie schlugen eine
Ueberarbeitung der Richtlinien fuer die Globale Strategie und die
Laenderstrategie der AWD/LWB vor, um die Verpflichtung zu einem
menschenrechtlichen Ansatz fuer alle AWD-Interventionen weltweit
einzubeziehen.
 
Die AWD ist die internationale Nothilfe-, Rehabilitations- und
Entwicklungsorganisation des LWB. Sie unterhaelt 24 Laenderprogramme in
ueber 30 Laendern in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik sowie
Europa. (1.033 Woerter)
 
(Ein Beitrag von LWI-Korrespondent Osman Njuguna aus Kenia.) 
 
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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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E-Mail: dmg@lutheranworld.org 


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