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Politische Instabilitaet belastet Nepal-Programm des LWB


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Fri, 04 Jun 2004 08:37:20 -0500

Politische Instabilitaet belastet Nepal-Programm des LWB
Zunehmende Spannungen zwischen Regierung und MaoistInnen 
 
Albury (Australien)/Genf, 4. Juni 2004 (LWI) - Der maoistische Aufstand
in Nepal behindere die Arbeit der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des
Lutherischen Weltbundes (LWB) in Nepal, vor allem im Westen des Landes,
berichtet Marceline Rozario, Vertreter des LWB und Direktor des
LWB/AWD-Programms in Nepal.
 
Das Land habe bereits seit einiger Zeit mit Problemen zu kaempfen, in
letzter Zeit haette sich die Lage jedoch weiter verschlechtert, so
Rozario. "Die Spannungen zwischen der Regierung Nepals und den
maoistischen Rebellen nehmen zu und die Kaempfe gehen weiter." Mehr als
10.000 Menschen seien seit Beginn des Konfliktes getoetet worden und
rund ein Fuenftel der Aktivitaeten von AWD-Nepal seien durch die Unruhen
erheblich betroffen, berichtete er den TeilnehmerInnen der
AWD-Konsultation fuer die Region Asien, die vom 16. bis 21. Mai in der
Naehe von Albury in Neusuedwales (Australien) stattfand.
 
Zu den negativen Auswirkungen der politischen Instabilitaet in Nepal
gehoerten eine zunehmende Militarisierung und Zerstoerung, die Laehmung
der Orts- und Bezirksverwaltungen sowie sinkende Aufwendungen fuer
Entwicklungsprogramme. "Manche Geldgeber haben die Unterstuetzung der
Entwicklungsarbeit in den am staerksten betroffenen Gebieten
eingestellt," so Rozario. Eine Besorgnis erregende Entwicklung zeichne
sich unter anderem auch in dem Bombenanschlag vom 27. April auf das
AWD-Regionalbuero in Westnepal ab. Es sei das erste Mal, dass
Aufstaendische ein AWD-Buero im Land direkt angegriffen haetten. (Siehe
LWI 04-07-2004 Bombenanschlag auf LWB-Regionalbuero in Westnepal.)
 
Krishna Rawal, AWD-Programmkoordinator fuer die Region Westnepal,
berichtete, es sei das Hauptziel der nepalesischen Regierung, den Abbau
der Armut durch verantwortungsbewusste Regierungsfuehrung und ein
Wirtschaftswachstum auf breiter Basis zu foerdern. Trotz der Einrichtung
und Durchfuehrung gezielter Programme zur gesellschaftlichen
Umstrukturierung sowie Verbesserungen der laendlichen Infrastruktur und
anderer Entwicklungsprogramme sei die Anzahl der in Armut lebenden
Menschen von 5,3 Millionen im Jahr 1976 auf 8,2 Millionen im Jahr 1996
angestiegen. Die Bevoelkerung Nepals belaeuft sich nach Schaetzungen auf
ueber 26 Millionen Menschen.
 
Gleichzeitig seien Geberorganisationen besorgt ueber den sich
verschaerfenden Konflikt im Land und den Zerfall demokratischer
Strukturen. Rawal betonte, dass die Geldgeber als Gegenleistung fuer
Finanzhilfen eine Beschleunigung des Dezentralisierungsprozesses, eine
Verbesserung der Dienstleistungen, eine Steigerung der Aufwendungen
durch die Regierung selbst und eine Aufarbeitung der
Menschenrechtsverletzungen erwarteten. 
 
AWD-Nepal setzt sich fuer Dalits und befreite Leibeigene ein

Rozario berichtete, dass ein Schwerpunkt der Taetigkeiten im Rahmen des
Programms das Engagement fuer benachteiligte Gruppen sei, vor allem fuer
Dalits und befreite Kamaiyas (Leibeigene). AWD-Nepal arbeite mit neun
Netzwerken zusammen, die sich fuer ein Ende der Diskriminierung von
Dalits, Kamaiyas und anderen benachteiligten Gruppen einsetzen.
 
Bei der AWD-Konsultation in der Naehe von Albury wurde die
problematische Situation der Dalits durch den Film "I'm Dalit" (Ich bin
Dalit) veranschaulicht, der von AWD-Nepal produziert wurde. "Am Anfang
sass ich vorn in der Klasse, aber die Mitschueler und Mitschuelerinnen
sagten, sie wuerden (durch mich) verunreinigt", erzaehlte eine Dalit aus
der Grundschule. "Da liess mich der Lehrer hinten sitzen. Als ich
schliesslich in die sechste Klasse kam, hielt ich es nicht mehr aus und
brach die Schule ab. Ich wollte Aerztin oder Krankenschwester werden.
Nun sind alle meine Traeume zerbrochen."
 
Das Kastensystem wurde in Nepal offiziell abgeschafft und einige
wichtige Regierungsinitiativen zum Schutz der Dalits sind ermutigende
Anzeichen einer Veraenderung. Aber viele Menschen naehmen diese
Veraenderungen nicht wahr, so Rozario. "Wir versuchen, die Narben in der
Gesellschaft zu heilen... Die Anstrengungen des LWB in Nepal haben zu
einigen Aenderungen in der Verfassung gefuehrt. Es gibt gute Gesetze,
aber die Menschen kennen sie nicht."
 
Nun stehe die nepalesische Gesellschaft vor der Herausforderung, die
Menschen zu ueberzeugen und ihr auf einer jahrtausendealten Tradition
beruhendes Verhalten zu aendern. Zusammen mit anderen
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) habe AWD-Nepal einen Film
produziert, der sich gegen die Diskriminierung der Dalits wende und im
staatlichen Fernsehen ausgestrahlt werde. AussendienstmitarbeiterInnen
in den Gemeinden unterrichteten Dalits und zugleich Nicht-Dalits ueber
die Aufhebung des Kastensystems durch die nepalesischen Gesetze, so
Rozario.
 
Laut Rawal leben Kamaiyas "wie Sklaven und Sklavinnen", da sie umsonst
oder fuer wenig Geld arbeiten muessten, um ausstehende Darlehen zu
tilgen. AWD-Nepal engagiert sich fuer die Programme zur Umsiedlung von
5.500 befreiten Kamaiyas und setzt sich nach wie vor bei der Regierung
fuer die Zuteilung von Land und fuer bessere Bildungsmoeglichkeiten fuer
diese benachteiligte Gruppe ein. 
 
Es gebe jedoch noch viel mehr zu tun, da viele Benachteiligte in Nepal
von der Hilfe der NGOs nicht erreicht wuerden. "Viele Dalits und
Leibeigene haben sich der maoistischen Bewegung angeschlossen",
erklaerte Rozario.
 
Fuer die Fluechtlinge aus Bhutan ist keine Loesung in Sicht

AWD-Nepal engagiert sich weiterhin fuer die Unterstuetzung und
Rehabilitierung der ueber 100.000 bhutanesischen Fluechtlinge, die im
Suedosten Nepals im Exil leben. Nach 13 Jahren in den Fluechtlingslagern
gibt es noch immer keine Anzeichen fuer eine baldige Rueckkehr in ihre
Heimat. Die Verhandlungen zwischen den Regierungen Bhutans und Nepals
scheiterten im Dezember 2003, nachdem RegierungsvertreterInnen aus
Bhutan im Fluechtlingslager Khudunabari angegriffen worden waren.
 
Zu den wichtigsten Aufgaben der Fluechtlingsarbeit von AWD-Nepal
gehoeren Wasserversorgung, Bau und Instandhaltung sanitaerer
Einrichtungen, Aufbau und Wiederaufbau der Infrastruktur,
Dienstleistungen fuer die Allgemeinheit sowie Kinder- und
Erholungsprogramme. (823 Woerter)
 
(Ein Beitrag von Linda Macqueen, Redakteurin bei The Lutheran, dem
Magazin der Lutherischen Kirche Australiens.)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden. 
 
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

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