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Gemeinsamer Kampf gegen die HIV/AIDS-Pandemie


From "Frank Imhoff" <Frank_Imhoff@elca.org>
Date Thu, 22 Jul 2004 15:45:43 -0500

Gemeinsamer Kampf gegen die HIV/AIDS-Pandemie
Kirchen und religioese Organisationen sind wichtige PartnerInnen in der
AIDS-Arbeit 
 
Bangkok (Thailand)/Genf, 22. Juli 2004 (LWI) - Eine positive Bilanz der
15. Internationalen AIDS-Konferenz in Bangkok (Thailand) hat der
Direktor fuer auswaertige Angelegenheiten des Globalen Fonds zur
Bekaempfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria, Dr. Christoph Benn,
gezogen. Der Fonds habe enorme Unterstuetzung erhalten, erklaerte der
Tropenmediziner und Theologe. Er lobte auch die in Bangkok
verabschiedete interreligioese Erklaerung fuehrender
ReligionsvertreterInnen. Als positiv und hilfreich bezeichnete Benn
diesen schriftlichen Konsens, in dem sich RepraesentantInnen von
Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus verpflichten,
gemeinsam ihre Anstrengungen gegen die weitere Verbreitung von HIV/AIDS
zu verstaerken. "Dies ist eine Ermutigung fuer die Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen an der Basis", betonte Benn, der in Tansania und
Suedafrika Erfahrungen bei der Bekaempfung von Tropenkrankheiten und
AIDS gesammelt hat.
 
Fuer den frueheren stellvertretenden Direktor des Deutschen Instituts
fuer Aerztliche Mission (DIFAeM) in Tuebingen (Deutschland) sind die
Kirchen und religioesen Organisationen "ganz wichtige Partner und
Partnerinnen" des Globalen Fonds. Sie wuerden ueber eine phantastische
Infrastruktur verfuegen, so Benn. Darunter fielen Kliniken,
Gesundheitszentren und Apotheken, die fuer die Behandlung genutzt werden
koennten. Die Betreuung von Waisenkindern oder die Pflege zu Hause
wuerden hauptsaechlich von ihnen uebernommen. Auch in der Lobbyarbeit
haetten die Religionsgemeinschaften eine grosse Aufgabe, betonte Benn. 
 
Seit Januar 2003 wird auch die weltweite Kampagne des Lutherischen
Weltbundes (LWB) gegen HIV/AIDS finanziell vom Globalen Fonds zur
Bekaempfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria unterstuetzt. Zum ersten
Mal hatte damit der Globale Fonds seit seiner Gruendung 2001 einen
Vertrag mit einer NGO geschlossen. 
 
Medizinische Hilfe und geistliche Begleitung

Benns Engagement in der AIDS-Bekaempfung ist von religioesen Motiven
bestimmt. "Ich bin in der lutherischen Kirche gross geworden",
berichtete er. Sein Glaube habe ihn dazu veranlasst, nach Tansania zu
gehen, so der 44-Jaehrige. Bei der Arbeit mit AIDS-Kranken habe er sich
nicht auf den medizinischen Aspekt der Pandemie beschraenkt, sondern
auch religioese und kulturelle Faktoren mit einbezogen. 
 
"Ich begleitete meine Patienten und Patientinnen haeufig auch
geistlich", beschreibt Benn seine Arbeit vor Ort. In der Arbeit mit den
Kirchen habe er immer auch theologische Themen eingezogen. Denn gerade
in den ersten Jahren nach dem Auftreten der Pandemie spielten diese
Themen eine grosse Rolle, so zum Beispiel ob AIDS ein Fluch oder eine
Gottesstrafe sei. 
 
Eine der wesentlichen Ursachen fuer die Ausbreitung der
HIV/AIDS-Pandemie ueber die ganze Welt sieht der AIDS-Experte auch in
strukturellen Aspekten. Dies gelte insbesondere fuer ein
Weltwirtschaftssystem, in dem es wenige Reiche und viele Arme gebe. Es
seien ueblicherweise die Aermsten und die am meisten Ausgegrenzten, die
am staerksten gefaehrdet sind. 
 
Positiv bewertete auch Dr. Rainward Bastian, DIFAeM-Direktor und
Mitglied des Sprecherkreises des Aktionsbuendnisses gegen AIDS, die
Konferenz in Bangkok. "Vor zwei Jahren wurde noch diskutiert, ob
AIDS-Behandlung in den Entwicklungslaendern ueberhaupt moeglich ist.
Heute haben in vielen dieser Laendern wirksame Behandlungsprogramme
begonnen, die zunehmend ausgeweitet werden", betonte er. Der Ausbau von
Pilotprojekten zu landesweiten Programmen haenge allerdings vom Willen
der Industrielaender ab, die weltweite AIDS-Arbeit finanziell und
politisch zu unterstuetzen, so Bastian. 
 
Alleinstehende Frauen haben es besonders schwer

Die HIV/AIDS-Beraterin des LWB, Dr. Christine Sadia, hat die
AIDS-Konferenz genutzt, um von der AIDS-Arbeit vor Ort zu erfahren. Die
Kenianerin hat waehrend der Tagung mit vielen TeilnehmerInnen
ausfuehrliche Gespraeche gefuehrt. Zum Beispiel mit HIV-infizierten
Frauen aus Afrika. 
 
Eine kenianische Lehrerin berichtete ihr, dass sie oeffentlich nicht
preisgeben koenne, dass sie HIV-infiziert ist. Die Eltern wollen nicht,
dass ihre Kinder von einer Infizierten unterrichtet werden. In ihrer
Freizeit hilft sie Witwen, deren Maenner an AIDS gestorben sind, und
unterstuetzt eine Gruppe von 16 AIDS-Waisen. Alleinstehende Frauen
haetten es in ihrer Gesellschaft schwer. So koennten Frauen keinen Grund
erwerben. Und es sei durchaus noch ueblich, dass Witwen an Verwandte
vererbt wuerden. Gegen solche Regeln und Vorgehensweisen wehrt sich die
kenianische Lehrerin. Doch wer das tue, muesse damit rechnen,
ausgegrenzt zu werden. 
 
Das sei auch in Tansania so, bestaetigte die 43-jaehrige Joan Chamungu.
Ihr Mann wollte sie verstossen, nachdem der Sohn des Ehepaars mit zwei
Jahren an den Folgen von AIDS gestorben war. Der Ehemann warf seiner
Frau vor, das Virus auf den Sohn uebertragen zu haben. Doch als sie das
Haus nicht verliess, ging er selbst. Heute lebt er mit einer anderen
Frau zusammen. Chamungu beklagte, dass viele Betroffene keinen Zugang zu
antiretroviralen Medikamenten haetten. Die Mehrheit der Menschen in
Tansania sei arm, und das Wenige, was sie haben, muessten sie fuer
Nahrungsmittel aufwenden. Besonders schlimm sei die Lage der Witwen.
"Einige Kinder koennen nicht einmal in die Schule gehen, weil sie
hungrig seien", so Chamungu. 
 
Auch die Suedafrikanerin Anne Ntombela berichtete, dass es viele
Menschen in ihrem Land gebe, die einer Behandlung beduerfen. Seit zehn
Jahren ist sie Witwe. Die Erfahrung, allein mit der Krankheit zu leben
und fuer ihren Sohn zu sorgen, hat sie selbstbewusst gemacht. Sie
beklagte, dass Maenner immer noch ihre kranken Frauen verstecken oder
sie mit dem Vorwurf, sie seien untreu gewesen, in ihre Doerfer
zurueckschicken wuerden.
 
Alle drei Frauen sind in ihren Kirchengemeinden engagiert. Sie
wuenschen sich, dass HIV-positive Frauen die Moeglichkeit haben, sich
ueber ihre persoenliche Situation zu aeussern, auch ueber die
Sexualitaet. "Die Kirche sollte auch darueber informieren", betonte die
kenianische Lehrerin. Viele Kirchen wuerden jedoch immer noch
Informationen ueber Sexualitaet unterdruecken, erwiderte Ntombela. Alle
drei wuenschen sich einen offenen Dialog ueber Sexualitaet. 
 
LWB-Beraterin Sadia hoerte sich die Berichte ueber die Probleme der
Frauen geduldig an. Sie moechte von den konkreten Erfahrungen vor Ort
lernen, um diese nutzbar zu machen fuer die AIDS-Programme des LWB, vor
allem in Asien, Afrika oder Lateinamerika. Angesichts der steigenden
Zahl der Neuinfektionen erhaelt die AIDS-Bekaempfung eine immer
groessere Bedeutung fuer die Arbeit des LWB. (928 Woerter) 
 
(Ein Beitrag von Rainer Lang, Stuttgart.)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 136 Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit
knapp 66 Millionen LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische und interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html 

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