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Auslandsschulden, die bereits mehrfach beglichen wurden, sind


From "Frank Imhoff" <frank_imhoff@elca.org>
Date Mon, 23 Aug 2004 07:00:36 -0500

Auslandsschulden, die bereits mehrfach beglichen wurden, sind illegitime
LWB unterstuetzt Programm zur Illegitimitaet von Auslandsschulden
 
Genf, 20. August 2004 (LWI) - Mit einem neuen Programm, das sich mit der
Illegitimitaet von Auslandsschulden in Lateinamerika und der Karibik
auseinander setzt, wollen die lutherischen Kirchen Lateinamerikas fuer die
Rechte der betroffenen Bevoelkerung eintreten. Wie der Gebietsreferent des
Lutherischen Weltbundes (LWB) fuer Lateinamerika und die Karibik, Pfr. Martin
Junge, mitteilte, habe das Programm mit der offiziellen Ernennung der Pfarrer
Angel F. Furlan von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (IELU)
und Juan Pedro Schaad von der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) in
Argentinien offiziell seine Arbeit aufgenommen.
 
Furlan und Schaad werden das Programm, das von der LWB-Abteilung fuer Mission
und Entwicklung (AME) unterstuetzt wird, auf lokaler Ebene koordinieren. Der
von beiden entwickelte Arbeitsplan sieht eine intensive Beteiligung am 5.
Weltsozialforum (WSF) im Januar 2005 in Porto Alegre (Brasilien) sowie an der
Konferenz der Bischoefe und KirchenpraesidentInnen der lutherischen Kirchen
in Lateinamerika im April 2005 in Bogota (Kolumbien) vor. Ausser der
Verbreitung von Information zu diesem Thema und der Sensibilisierung auf der
Gemeindeebene sowie der Ausbildung von HelferInnen ist eine internationale
Konferenz zum Thema der illegitimen Auslandsverschuldung im September 2005
geplant.
 
Ziel des Programms ist laut Schaad, das Thema der illegitimen und
verabscheuungswuerdigen Auslandschulden auf den verschiedenen Ebenen der
Kirchen sowohl im Norden als auch im Sueden bekannt zu machen. So soll mit
den Kirchen und Koerperschaften im Norden Uebereinstimmung in der Haltung zu
Ursprung, Zusammensetzung und Rechtmaessigkeit der Auslandsschulden
hergestellt werden. Weiterhin sei geplant, mit den Kirchen und Organisationen
im Norden Uebereinstimmung bezueglich des Vorschlags einer internationalen
Ueberpruefung der Auslandschulden zu erzielen, so der ehemalige Praesident
der IERP.
 
Wichtige Impulse insbesondere fuer die argentinische Gesellschaft sowie die
Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und der oertlichen Oekumene
erwartet sich auch Furlan. Es sei eine Tatsache, dass in Argentinien viel
dafuer getan werde, das Thema der illegitimen Schulden breit zu diskutieren..
Allerdings habe der starke Druck der Medien und der dem Neoliberalismus
verbundenen Wirtschaftsgurus dazu gefuehrt, dass im oeffentlichen Bewusstsein
die Meinung vorherrsche, die Schulden seien faktisch existent und es muessten
zu ihrer Bezahlung nur die bestmoeglichen Konditionen ausgehandelt werden,
betonte der ehemalige Praesident der IELU.
 
Das Programm beinhaltet weiterhin, gemeinsam mit den LWB-Mitgliedskirchen in
den Industriestaaten auf die dortigen Regierungen Einfluss zu nehmen, um eine
Nichtigerklaerung der illegitimen Schulden durchzusetzen, was eine
vollstaendige Abschreibung der Auslandsschulden zur Folge haette.
 
Bereits auf der vorbereitenden Konsultation zur Zehnten LWB-Vollversammlung
fuer die Region Lateinamerika und die Karibik im April 2003 in San Salvador
(El Salvador) hatte Furlan die "Auslandsschulden der Dritten Welt und
Lateinamerikas, die bereits mehrfach beglichen wurden, als illegitim und
unethisch" bezeichnet. Das Thema muesse einem Schiedsgericht oder dem
Internationalen Gerichtshof in Den Haag vorgelegt werden, um die grundlegende
Frage der Illegitimitaet der Auslandsschulden zu klaeren, so Furlan im April
2003. 
 
Auch Schaad unterstuetzt die Klaerung der Frage durch den Internationalen
Gerichtshof. "Alle Argentinien gewaehrten Kredite weisen derart viele
Verstoesse auf, sowohl was die Form als auch was den Inhalt anbelangt, dass
unbedingt ueberprueft werden muss, wieviel wir eigentlich schulden, wenn wir
ueberhaupt noch etwas schulden. Darum koennen wir auch nicht einfach eine
Tilgung oder einen Schuldenerlass beantragen, denn wir wuerden damit
bestaetigen, dass die Schulden zu Recht bestehen." Es bleibe zu fragen, so
Schaad, "inwiefern das Volk und seine Repraesentanten und Repraesentantinnen,
die niemals auch nur gefragt wurden, heute fuer die windigen Geschaefte von
korrupten Personen, die strafrechtlich nicht mehr belangt werden koennen,
geradestehen sollen."
 
Das Thema der Auslandsschulden der Laender der Dritten Welt beschaeftigt die
lutherischen Kirchen und insbesondere die lateinamerikanischen
LWB-Mitgliedskirchen seit mehr als fuenf Jahren. Die lutherischen Kirchen von
Argentinien, Chile und Uruguay erklaerten im September 2002 in Florianopolis
(Brasilien), dass die verschiedenen Regierungen in der Region den
verzweifelten Willen bewiesen haetten, die Auslandsschulden abzuzahlen. Alle
Verhandlungen und Neuverhandlungen, die ihnen von internationalen
Finanzorganisationen auferlegt wurden, sowie geforderte Privatisierungen
seien durchgefuehrt worden, und trotz allem haette die Auslandsverschuldung
immer weiter zugenommen.
 
Die lutherischen KirchenfuehrerInnen klagten den inakzeptablen menschlichen,
sozialen und oekologischen Preis der Schuldverpflichtungen an, der es den
Regierungen unmoeglich mache, sich um die Belange ihrer Voelker zu kuemmern,
waehrend aus voelkerrechtlicher Sicht die Staaten dazu verpflichtet seien,
ihren Voelkern ein wuerdiges Leben zu sichern, wie es in der Allgemeinen
Erklaerung der Menschenrechte und in verschiedenen internationalen Vertraegen
festgelegt ist. (706 Woerter)
 
*	*	*
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 136
Mitgliedskirchen, denen rund 62,3 Millionen der weltweit knapp 66 Millionen
LutheranerInnen in 76 Laendern angehoeren.
Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische und
interreligioese Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt,
falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des
LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten
Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden. 

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LWI online unter: www.lutheranworld.org/News/Welcome.DE.html

LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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