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LWB-Generalsekretaer ruft lutherische LehrerInnen in Australien


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 02 Nov 2004 11:09:33 -0600

LWB-Generalsekretaer ruft lutherische LehrerInnen in Australien zur
Erziehung fuer eine Welt ohne Ausgrenzung auf
Konstruierten "Feindbilder" sind wirkliche Ursache fuer Konflikte

Adelaide (Australien)/Genf, 2. November 2004 (LWI)  - Der
Generalsekretaer des Lutherischen Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael
Noko, hat an lutherische PaedagogInnen in Australien appelliert, ihre
SchuelerInnen auf ein Leben im globalen Dorf vorzubereiten, in dem
"niemand ausgegrenzt wird". Als Hauptredner der Zweiten Australischen
Konferenz ueber lutherische Bildungsarbeit (ACLE II) stellte Noko fest,
dass die Integration von Menschen zwar kein natuerlicher Prozess und
auch kein leichtes Unterfangen sei, dass die Position der Kirche
gegenueber der Ausgrenzung einiger Gruppen von Menschen aber in "unserer
Einheit in Christus - und in Barmherzigkeit, statt blosser Sympathie"
begruendet sein muesse.

Fast 700 Delegierte und BesucherInnen nahmen vom 27. bis 29. September
an der Konferenz im Adelaide Convention Center teil. Sie vertraten die
111 lutherischen Schulen und Betreuungszentren fuer Kleinkinder
Australiens, in denen insgesamt rund 30.000 SchuelerInnen unterrichtet
werden. Noko gab einen Ueberblick ueber globale Entwicklungen und
Herausforderungen, um den ACLE-Delegierten Anstoesse zu geben, wie sie
ihre SchuelerInnen auf das Leben in einem "Meer der Vielfalt"
vorbereiten koennten. Die Konferenz stand unter dem Thema "Gegenstroeme
- unser Kurs in einem Meer der Vielfalt".

Ausgrenzung hat viele Gesichter: Armut, HIV/AIDS, Rassismus

LWB-Generalsekretaer Noko verwies auf weltweite gesellschaftliche
Probleme, die ausgrenzende Haltungen und Handlungen verstaerken und
verschlimmern koennten. Die wirtschaftliche Globalisierung habe zur
rapiden Verschaerfung der Kluft zwischen Reichen und Armen in der ganzen
Welt gefuehrt, so Noko. Er rief die Delegierten auf, sich zu fragen, wie
sie ihr Verhalten mit der Bitte "gib uns unser taegliches Brot" in
Einklang bringen koennten, und hob den Gemeinschaftscharakter dieses
Gebets hervor, in dem darum gebetet werde, dass auf allen Tischen,
"nicht nur auf unseren eigenen", Essen bereitstehe.

"HIV/AIDS in einem Teil der Welt ist HIV/AIDS ueberall", stellte Noko
fest. "Wenn Christus unser Vorbild ist und uns den Weg weist, wie
reagieren wir dann auf Menschen, die in unseren Gesellschaften abgelehnt
werden, weil sie von HIV/AIDS betroffen sind - mit Akzeptanz und
Anteilnahme oder mit Verurteilung und Ausgrenzung?"

Noko erinnerte die ACLE-Delegierten daran, dass Rassismus mit dem
Untergang der Apartheid nicht besiegt worden sei, sondern nach wie vor
ein machtvoller und hartnaeckiger Faktor sei, der unterschwellig in
allen menschlichen Gesellschaften andauere. Es gebe "subtile, aber nicht
minder zerstoererische" Formen des Rassismus, die in Teilen Afrikas
fortbestuenden, insbesondere in den gegenwaertigen Konfliktsituationen
in Darfur im westlichen Sudan wie auch im suedlichen Teil des Landes,
sowie in Israel-Palaestina und in vielen asiatischen Laendern, in denen
Rassismus gegen AuslaenderInnen eine zwar nicht eingestandene, aber
offensichtliche Realitaet darstelle.

"Religioese Kriege" infolge konstruierter Feindbilder

Noko gab seiner Ueberzeugung Ausdruck, dass es sich bei dem, was unsere
heutige Welt heimsuche, nicht um einen Religionskrieg handle.
Stattdessen werde die religioese Vielfalt fuer andere - im Allgemeinen
politische - Zwecke manipuliert, betonte er. Angehoerige einer
Gemeinschaft wuerden aktiv angehalten, Mitglieder anderer Gemeinschaften
als Feinde anzusehen. Diese konstruierten "Feindbilder" seien, so Noko,
die wirkliche Ursache fuer Konflikte. "Die grosse Sorge, die ich
angesichts der heutigen Lage in der Welt habe, ist, dass wir, die
Voelker der Welt, unsere PolitikerInnen und allzu viele leitende
ReligionsvertreterInnen es den Extremist und Extremistinnen erlauben,
den Lauf unserer Geschichte in ihre Gewalt zu bringen."

Tief verwurzelte menschliche Vorurteile tauchten, so Noko, in vielen
neuen Verkleidungen und unter vielen verschiedenen Vorwaenden wieder
auf. "Die terroristischen Angriffe und Graeueltaten, die von bestimmten
arabischen islamistischen Gruppen und Einzelpersonen veruebt worden
sind, haben Vorurteile gegen alle AraberInnen verstaerkt und
anti-muslimische Gefuehle genaehrt."

Gemeinsames Leben in Vielfalt 

Noko erklaerte, PaedagogInnen hielten den Schluessel zu einer Welt in
der Hand, in der interreligioese Begegnungen und persoenliche
Beziehungen Bruecken des Friedens bauen koennten. Er verwies auf die
stark multikulturelle Zusammensetzung der australischen Bevoelkerung und
insbesondere die wachsende Zahl asiatischer und afrikanischer
StudentInnen, die sich in australischen Schulen und Universitaeten
einschreiben wuerden. Diese multikulturelle Zusammensetzung der
australischen SchuelerInnen- und StudentInnenschaft biete den
PaedagogInnen zahlreiche Moeglichkeiten, wie sie die jungen Menschen auf
ihre Aufgaben als WeltbuergerInnen im 21. Jahrhundert vorbereiten
koennten, betonte Noko.

Wenn diese Vielfalt auch die Rohmaterialien fuer den Aufbau einer
integrativen "guten Gesellschaft" zur Verfuegung stelle, so wuerde die
Chance doch vertan werden, wenn die PaedagogInnen sie nicht
zielgerichtet nutzten. "Bei der Ausarbeitung von Lehrplaenen, Strukturen
und Prozessen muss ein klarer Kurs vorgegeben werden, der diese Vielfalt
widerspiegelt und erforscht und Begegnung foerdert, der aber
gleichzeitig auf die Aengste und Sorgen, die anfaenglich entstehen
koennten, eingeht", betonte der LWB-Generalsekretaer. (723 Woerter)

(Ein Beitrag von Linda Macqueen, Herausgeberin des LKA-Magazins The
Lutheran.)

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