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Mehrheit afrikanischer ChristInnen von traditionellen


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 02 Nov 2004 14:13:31 -0600

Mehrheit afrikanischer ChristInnen von traditionellen Glaubensformen
beeinflusst
Was ist mit der Kirche geschehen, dass ihr die heilende Kraft des
Evangeliums abhanden gekommen ist?

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 2. November 2004 (LWI) - "Die
afrikanischen ChristInnen sind mehrheitlich noch immer von
traditionellen afrikanischen Glaubensinhalten und Praktiken beeinflusst,
vor allem in Krisenzeiten, selbst wenn sie dies oft nicht zugeben",
erklaerte Isabel Apawo Phiri, Professorin fuer Afrikanische Theologie,
waehrend eines Studienseminars der Abteilung fuer Theologie und Studien
(ATS) des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Johannesburg (Suedafrika). An
dem Seminar zum Thema afrikanische Spiritualitaet und damit verbundene
Herausforderungen fuer den lutherischen Dienst, das vom 27. bis 30.
September stattfand, nahmen VertreterInnen der traditionellen
afrikanischen Religion (ATR) und der lutherischen Kirchen in Afrika
teil. 

Phiri, Koordinatorin der Gruppe problembewusster afrikanischer
Theologinnen (Circle of Concerned African Women Theologians), benannte
mehrere mit Christen verheiratete Sangomas (Heilerinnen) als Beispiel
fuer einen offenbar freien Austausch von Glaubensinhalten und Praktiken
zwischen ATR und Christentum. Einige Sangomas haetten angegeben,
Leitungsfunktionen in christlichen Kirchen wahrzunehmen, so Phiri. 

Dieser Beitrag zeigte auf, wie traumatisiert afrikanische Frauen,
insbesondere traditionelle Heilerinnen, infolge der Apartheid und der
hohen Verbrechensrate in Suedafrika seien. Phiri, die an der KwaZulu
Natal-Universitaet in Suedafrika lehrt, setzte sich dafuer ein, dass
ChristInnen die Rolle traditioneller HeilerInnen offen anerkennen
sollten, da deren Heilungsmethoden im Allgemeinen als wirksam gaelten.

Pfr. Pukumah Yakubu vom Lutherischen Bronnum-Seminar in Nigeria wies
darauf hin, dass der Heilungsdienst eine Gabe Gottes sei, die darauf
abziele, der Kirche Energie zu schenken und Menschen zu Gottes rettender
Gnade zu fuehren. Die Herausforderung sei nicht, ob die Kirche die
afrikanische Religion und die Sangomas in ihren Heilungsdienst
einbeziehen solle, sondern vielmehr: "Was ist denn mit der Kirche
geschehen, dass in ihr die heilende, wieder aufbauende Kraft des
Evangeliums Jesu Christi abhanden gekommen und gelaehmt worden ist?" 

Die Beitraege und Gespraeche des Seminars in Johannesburg sollen in
einem Studiendokument mit dem Titel "Ancestors and Healing in African
Spirituality: Challenges to the Church in Africa" ("Die Vorfahren und
die Heilung in der afrikanischen Spiritualitaet - Herausforderungen fuer
die Kirche in Afrika") zusammengefasst werden. 

Die Publikation umfasst Themen wie die Definition afrikanischer
Spiritualitaet, Vorfahren und Naturgeister, sowie die Auffassungen
afrikanischer ChristInnen zu diesen Themenbereichen. Eine der Fragen aus
christlicher Sicht war, was getan werden koenne, um die biblischen Gaben
der Heilung in der Kirche anzuerkennen und anzuwenden, vor allem in
besonderen Gebetsgottesdiensten fuer Kranke. 

Das Studiendokument soll nun den Gemeinden und theologischen
Bildungsstaetten in Afrika mit der Bitte um Rueckmeldung zugeschickt
werden. Es ist geplant, eine ueberarbeitete Version unter
Beruecksichtigung der Kommentare bei einer globalen Konsultation des LWB
2005 vorzustellen. Das auf regionale Erfahrungen gestuetzte endgueltige
Studiendokument "Spiritualism as a Global Challenge to the Church:
Theses and Guidelines" ("Spiritismus als globale Herausforderung fuer
die Kirche - Thesen und Richtlinien") soll im Anschluss allen
LWB-Mitgliedskirchen zugeleitet werden, berichtete Studienkoordinator
Pfr. Dr. Ingo Wulfhorst.

Die meisten TeilnehmerInnen zeigten sich zuversichtlich, dass sich das
Studienseminar direkt auf das Leben vieler afrikanischer ChristInnen
auswirken werde. Dr. Reinhard Veller, Dozent am Vereinigten
Theologischen Institut in Harare (Simbabwe) und Pfarrer der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Simbabwe, erklaerte: "Das
Studienseminar hat auch gezeigt, dass die Kirchen in ihrem
Heilungsdienst beherzt auf ihre Faehigkeiten, Gaben und Talente
vertrauen sollten."

"Bei diesem Seminar sind wir miteinander ins Gespraech gekommen, weil
wir gelernt haben, einander zu achten, anzuhoeren und zu verstehen",
bekraeftigte die Wahrsagerin und Heilerin Dr. Nokuzola Mndende,
Professorin fuer Religion und Theologie an der Universitaet Fort Hare
(Suedafrika).

Das Seminar in Suedafrika war das vierte regionale Treffen einer 2002
gestarteten Reihe des neuen LWB-Studienprogramms "Spiritistische
Bewegungen als globale Herausforderung fuer die Kirche".
ATS-Studienreferent Wulfhorst schaetzte die Ergebnisse der regionalen
Seminare als wertvoll und fruchtbar ein, da durch diese Prozesse vor
allem die Bewusstseinsbildung in Bezug auf Moeglichkeiten zum Dialog an
der Basis ein neues Niveau erreicht haetten. (620 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Elaine Dodge, Johannesburg.)

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