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Traditionelle afrikanische Heilung - eine Herausforderung fuer


From "Frank Imhoff" <Frank.Imhoff@elca.org>
Date Tue, 02 Nov 2004 14:12:41 -0600

Traditionelle afrikanische Heilung - eine Herausforderung fuer die
lutherischen Kirchen in Afrika?
LWB-Seminar erforscht Ziele des interreligioesen Dialogs zwischen
afrikanischen traditionellen HeilerInnen und ChristInnen

Johannesburg (Suedafrika)/Genf, 2. November 2004 (LWI) - Ein
Studienseminar der Abteilung fuer Theologie und Studien (ATS) des
Lutherischen Weltbundes (LWB), an dem VertreterInnen der traditionellen
afrikanischen Religion (ATR) und der lutherischen Kirchen in Afrika
teilnahmen, beschaeftigte sich mit dem Thema "Die Vorfahren und die
Heilung in der afrikanischen Spiritualitaet - eine Herausforderung fuer
die lutherischen Kirchen in Afrika". Das Treffen fand vom 27. bis 30.
September in Johannesburg (Suedafrika) statt.

In seiner Eroeffnungsansprache erklaerte Pfr. Dr. Ingo Wulfhorst,
ATS-Studienreferent fuer die Kirche und Menschen anderer
Glaubensrichtungen, dass die Veranschaulichung unterschiedlicher
Perspektiven bei dem Treffen der Foerderung von Studien, Forschung,
Reflexion und interreligioesem Dialog ueber die Rolle der Vorfahren und
der Heilung in der ATR diene. Weiterhin sollen die Folgen fuer den
interreligioesen Dialog, aber auch fuer das Selbstverstaendnis des
afrikanischen Luthertums in der heutigen Zeit untersucht werden.

Die Vorbereitungsmaterialien des Seminars behandeln unter anderem
Themen wie die Vorstellung von Vorfahren und Heilung in der Perspektive
afrikanischer Religionen. Sie widmen sich auch den fruehen Begegnungen
zwischen MissionarInnen und der ATR, der Frage der Rolle der Vorfahren
und ihrer Bedeutung fuer die Gabe der Heilung sowie den Folgen fuer
heutige LutheranerInnen. 

In seinem Beitrag "The Early Missionary Encounter with African
Religion" (Die fruehe missionarische Begegnung mit der afrikanischen
Religion) wies Pfr. John Kenan, Dozent am Lutherischen Bronnum-Seminar
in Nigeria, darauf hin, dass die ersten MissionarInnen die Komplexitaet
ihrer Aufgabe vielfach unterschaetzt haetten. Dadurch, so Kenan, sei das
Christentum in Afrika den Menschen als fremder Glaube aufgepfropft und
nur oberflaechlich uebernommen worden, waehrend die tieferen
Ueberzeugungen und Reaktionen weiterhin in der traditionellen Religion
verankert geblieben seien. 

Andere TeilnehmerInnen erklaerten, fuer sie bestehe eine der groessten
Herausforderungen fuer alle afrikanischen ChristInnen darin, dass fast
alle Kulturen in Afrika ihr Selbstverstaendnis und ihre Ausrichtung aus
der traditionellen Religion bezoegen. Einige der TeilnehmerInnen
berichteten von ihren Beobachtungen, dass der Versuch, die Religionen
miteinander zu harmonisieren, zu einer Identitaetskrise fuehre.

Es wurde an die problematische Tatsache erinnert, dass die christlichen
Kirchen die AnhaengerInnen der traditionellen afrikanischen Religion
nicht offiziell um Vergebung dafuer gebeten haetten, dass sie versucht
hatten, die traditionelle Religion als "Teufelszeug" zu verwerfen und
auszumerzen. Deshalb haetten Glaeubige der traditionellen afrikanischen
Religion noch immer Vorbehalte gegen den interreligioesen Dialog, den
sie als einen neuen Versuch westlicher ChristInnen ansaehen, sich
Informationen zu beschaffen, um mit der Kirche eine neue Kolonisierung
Afrikas zu beginnen.

In Anknuepfung an diese Bedenken eroeffnete Wulfhorst ein Gespraech
ueber die Ziele des interreligioesen Dialogs zwischen AnhaengerInnen der
traditionellen afrikanischen Religion und ChristInnen. 

Die Wahrsagerin und Heilerin (Sangoma) Dr. Nokuzola Mndende, die sich
als nicht christlich, aber auch nicht anti-christlich bezeichnete, sah
einen der groessten Fehler darin, dass den Vorfahren nur ein kultureller
und kein religioeser Wert zuerkannt werde. Die Professorin fuer Religion
und Theologie an der Universitaet Fort Hare (Suedafrika) ist ueberzeugt,
dass der Einfluss der Vorfahren auf das gesamte gesellschaftliche und
religioese Leben des afrikanischen Menschen nicht in seiner vollen
Tragweite erkannt worden sei. Als Folge davon, stellte sie fest, haetten
viele offene Fragen und Missverstaendnisse das wahre Wachstum
afrikanischer ChristInnen beeintraechtigt. "Wenn jemand geheilt wird",
fragte sie, "ist es dann wirklich so wichtig, wer die Heilung bewirkt
hat: der christliche Gott, ein/e Sangoma oder die Vorfahren?"

Gomang Seratwa Ntloedibe-Kuswani, die an der Universitaet von Botswana
lehrt, ging in ihrem Beitrag auf die Dimension der Heilenden als
VermittlerInnen geistlicher Kraefte ein. Sie betrachtete jegliche
Heilung als goettlich und wuerdigte die bedeutende gesellschaftliche
Rolle der HeilerInnen. 

In seiner Praesentation "Christ and the Ancestors in African Christian
Theology" ("Christus und die Vorfahren in der afrikanisch-christlichen
Theologie") sprach Dr. Sylvester B. Kahakwa, Dozent fuer Systematische
Theologie am College der Tumaini Makumira-Universitaet in Tansania, von
der Notwendigkeit, ein afrikanisches christologisches Modell
anzustreben, das die Bedeutung Jesu in einem afrikanischen kulturellen
Kontext betrachtet und auch die Vorfahren mit einbezieht. "Dies
bedeutet, Christus anhand des afrikanischen Bezugssystems auszulegen und
zu verstehen, ohne jedoch das biblische Zeugnis ueber ihn aufzugeben",
betonte Kahakwa. (665 Woerter)

(Ein Beitrag von LWI-Korrespondentin Elaine Dodge, Johannesburg.)

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